19.05.2024

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Folge 14-22 vom 08. April 2022 / Für Sie gelesen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-22 vom 08. April 2022

Für Sie gelesen

Von großer Wichtigkeit

Dass die nach Deutschland eingewanderten Türken und deren Nachkommen vielfach in Parallelwelten leben, weiß inzwischen jeder, dem das politisch-korrekte Denken nicht völlig den Blick für Realitäten vernebelt hat. Andererseits fehlt oft das Wissen über das Treiben innerhalb der nach außen abgeschotteten Moschee-Gemeinden. Insofern sind Bücher von Insidern wie Erol Ünal von größter Wichtigkeit. Der ehemalige Student der Geschichte und Germanistik schildert in „Der Abtrünnige“ seine 15 Jahre lang währende Sozialisation in verschiedenen türkisch-muslimischen Institutionen – und zwar höchst detailreich, was die Nennung von Klarnamen einschließt, wenn es um Hassprediger im Dienste des türkisches Staates oder des politischen Islam geht.

Ünal thematisiert zunächst das Wirken der rechtsextrem-nationalistischen „Grauen Wölfe“, denen er sich in frühester Jugend anschloss. Danach geht es um die von Ankara gesteuerte Islamische Gemeinschaft Millî Görüş, die Kaplan- beziehungsweise die Süleyman-Gemeinde, eine Sekte namens Menzil-Gemeinde, die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DİTİB), die Gülen-Bewegung und die neuosmanisch-islamistische Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung (AKP). Angesichts dieser Liste kann man Ünal nur wünschen, dass ihm wegen seiner Enthüllungen keine Racheakte drohen.Wolfgang Kaufmann

Erol Ünal: „Der Abtrünnige. 15 Jahre in Moscheegemeinden“, Angelika Lenz Verlag, Neu-Isenburg 2021, broschiert, 256 Seiten, 19,90 Euro





Ewige Fehde zweier Clans

Wer etwas über die arabische Welt und die Mentalität ihrer Menschen erfahren möchte, dem seien Rafik Schamis Erzählwerke wärmstens ans Herz gelegt. Der seit 1971 in Deutschland lebende Syrer versteht es, seine Leser mit einem poetischen Erzählstil in seinen Bann zu ziehen.

„Die dunkle Seite der Liebe“ ist sein Meisterwerk, an dem er sich über zehn Jahre abgearbeitet hat, bis er endlich mit dem Ergebnis zufrieden war. Der Roman handelt von der verbotenen Liebe zwischen Farik und Rana, zwei jungen Menschen, die sich in Damaskus kennenlernen und dann zu ihrem Entsetzen feststellen müssen, dass sie Angehörige verfeindeter Clans sind. Allen Widerständen zum Trotz halten sie an ihrer Liebe fest. Es ist auch die Geschichte der verfeindeten Familien Muschtak und Shahin aus Mala, einem Dorf unweit von Damaskus, die einen katholisch, die anderen syrisch-orthodox, beginnend Anfang des 20. Jahrhunderts. Dass beide Christen sind, eint sie nicht, sondern sie verfolgen sich gegenseitig bis in den Tod.MRK

Rafik Schami: „Die dunkle Seite der Liebe“, Roman, dtv, München 2021, Taschenbuch, 1040 Seiten, 12,90 Euro