19.05.2024

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Folge 14-22 vom 08. April 2022 / Ostpreussens Künstler / Paul Koralus aus Widminnen beherschte viele Techniken / Von Ostpreußen in die Hauptstädte Europas – Die Motive seiner Darstellungen stammen oft aus Religion und Geschichte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-22 vom 08. April 2022

Ostpreussens Künstler
Paul Koralus aus Widminnen beherschte viele Techniken
Von Ostpreußen in die Hauptstädte Europas – Die Motive seiner Darstellungen stammen oft aus Religion und Geschichte
Manfred E. Fritsche

Paul Koralus wurde am 16. Dezember 1892 in Widminnen geboren. Er war der Sohn eines Widminner Fabrikbesitzers, hatte 13 Geschwister und war von Geburt an gehörlos. Er besuchte bis 1910 die Gehörlosenschulen in Angerburg und Tilsit, anschließend die Kunst- und Gewerkschule Königsberg als Schüler von Peter H. Feist sowie von 1911 bis 1914 die Kunstakademie Königsberg bei Stanislaus Cauer.

Für plastische Arbeiten aus der Tilsiter Schulzeit, die sein Direktor nach Brüssel schickte, erhielt der damals 17-Jährige das Goldene Ehrendiplom der Weltausstellung in Brüssel und die Große Silbermedaille von Allenstein.

1914, kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, erhielt er ein Stipendium für eine Studienreise durch einige Hauptstädte Europas, die er aber nicht mehr antreten konnte. Zwischen 1914 und 1918 studierte er an der Kunstakademie Dresden bei Selmar Werner und Georg Wrba, dessen Meisterschüler er wurde.

1920 führte er eine Sonderausstellung in der Kunsthandlung Teichert in Königsberg durch. Neben der bildhauerischen Arbeit vervollkommnete sich Koralus in Gravur, Lithografie und Kupferstich und arbeitete ab 1926 freischaffend als Lithograf in Hannover und Braunschweig.

Gravur, Lithografie und Kupferstich

Von 1931 bis 1944 hatte er ein Atelier in seinem Heimatort Widminnen. Zwischenzeitlich war Koralus immer wieder als Maler tätig. 

Ein Großteil seiner künstlerischen Arbeiten bis 1944 befand sich in Kirchen und Schulen Ostpreußens, unter anderem in Widminnen, Milken, Neuhoff, Angerapp, Lyck, Sensburg, Gumbinnen und Schloßberg. Ein acht Meter breites Wandgemälde, „Der Fischzug des Petrus“, malte der Künstler für die Kirche in Neuhoff im Kreis Lötzen.

Seine Themen waren oft religiöser und historische Natur, aber auch der Zauber seiner ostpreußischen Heimat. Das Land der dunklen Wälder und der tausend Seen – Masuren – wurde in zahlreichen Ölbildern, Aquarellen und Zeichnungen festgehalten.

Nach der Flucht aus Ostpreußen 1944 über Stralsund nach Holstein fing Koralus wieder aus dem Nichts an, denn selbst die nach Ribnitz (Mecklenburg) ausgelagerten Kunstwerke gingen verloren. Die ersten Jahre hielt sich der Künstler als Bauzeichner und Porträtmaler über Wasser. Erst als Koralus 1950 nach Minden übersiedelte, begann er mit dem Aufbau eines Ateliers in Häverstädt bei Minden. Die Stadt Braunschweig kaufte von ihm eine Wilhelm-Raabe-Büste an.

Seinen Lebensabend verbrachte er gemeinsam mit seiner Frau Erika, ohne die sein künstlerisches Schaffen nicht möglich gewesen wäre, im Albert-Nisius-Heim in Minden.

Paul Koralus starb mit 99 Jahren am 10. Januar 1991 in Minden und fand seine letzte Ruhe neben seiner Ehefrau auf dem Friedhof in Häverstädt, wo eine seiner Plastiken am Giebel der Friedhofskapelle zu sehen ist.

Einige seiner in Minden entstandenen Werke befinden sich in der Obhut des Kulturzentrums Ostpreußen in Ellingen sowie in Privatbesitz.