07.11.2024

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Folge 15-22 vom 14. April 2022 / Brauwirtschaft / Ukrainekrieg lässt Bierpreis in die Höhe schnellen / Nach Umsatzrückgang wegen Corona-Pandemie: In diesem Jahr fällt Russland als Abnehmer aus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-22 vom 14. April 2022

Brauwirtschaft
Ukrainekrieg lässt Bierpreis in die Höhe schnellen
Nach Umsatzrückgang wegen Corona-Pandemie: In diesem Jahr fällt Russland als Abnehmer aus
Peter Entinger

Die Corona-Pandemie hat seit 2020 in der deutschen Brauwirtschaft zu massiven Einbußen geführt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, wurden 2020 insgesamt 8,7 Milliarden Liter Bier abgesetzt – so wenig wie noch nie seit der Reform der Statistik 1993. Dementsprechend war die Hoffnung groß, dass mit dem Wegfall der Pandemie-Restriktionen auch das Frühjahrsgeschäft wieder anlaufen werde. 

Doch der Krieg in der Ukraine hat für neuerliche Probleme gesorgt. „Für die Brauereien in Deutschland ist die Entwicklung dramatisch: Wir beobachten bei Rohstoffen, Verpackungen, Energie und Logistik nie gekannte Preissteigerungen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, Holger Eichele, und fügte hinzu: „Die Kosten schießen durch die Decke, sie drohen völlig aus dem Ruder zu laufen.“ 

Dramatische Entwicklung

Hinzu kommt der Wegfall des Osteuropageschäfts. Die Exporte der deutschen Brauereien in den wichtigen Absatzmarkt Russland sind praktisch abgebrochen. Im vergangenen Jahr haben die deutschen Brauer rund zwei Millionen Hektoliter alkoholhaltiges Bier nach Russland geliefert. Das sind knapp 13 Prozent des deutschen Exports. „Russland ist damit der größte Drittlandsmarkt außerhalb der EU und der zweitgrößte Absatzmarkt insgesamt nach Italien“, erklärte Eichele. 

Als Konsequenz kündigte Eichele massive Preiserhöhungen an. „Es versteht sich von selbst, dass solch drastische Kostensteigerungen auf den Endpreis umgelegt werden müssen“, sagte der Verbandspräsident und fügte hinzu, dass ein Versorgungsengpass gleichfalls nicht zu befürchten sei. 

Auch in Regierungskreisen ist das Thema mittlerweile angekommen. Die Große Koalition hatte 2021 kleine und mittelständische Brauereien wegen der Corona-Krise von der Biersteuer entlastet. Die Ampel-Regierung will die Ermäßigung zum Ende des Jahres streichen. Doch dagegen regt sich Protest. „In der aktuellen Phase konstant hoher Inflation und stark gestiegener Rohstoffpreise wie Energie, Transport, Gersten- oder Weizenmalz wirkt die Rücknahme der ermäßigten Biersteuer existenzgefährdend auf die kleinen und mittelständischen Brauereien“, erklärten die Haushalts- und Finanzpolitiker von CDU und CSU und forderten einen dauerhaft niedrigen Steuersatz. Denn auch Verbands-Chef Eichele räumt ein, dass sich steigende Preise auf das Konsumverhalten auswirken könnten. Und einen weiteren Umsatzrückgang könne die Branche kaum verkraften. Nach Schätzungen des Branchendienstes „GetränkeNews“ dürften die angekündigten Preiserhöhungen das Glas Bier in der Kneipe zwischen 30 und 50 Cent verteuern. Der Preis für einen Kasten Bier werde im Handel voraussichtlich um einen Euro steigen.