20.05.2024

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Folge 16-22 vom 22. April 2022 / Bankgebühren / Die Kosten für Girokonten steigen / Geldinstitute reagieren auf Niedrigzinspolitik – Kunden müssen der Änderung zustimmen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-22 vom 22. April 2022

Bankgebühren
Die Kosten für Girokonten steigen
Geldinstitute reagieren auf Niedrigzinspolitik – Kunden müssen der Änderung zustimmen
Peter Entinger

„Alles wird teurer“, stöhnen viele Bürger in diesen Tagen. Auch für Bankkunden trifft das zu. Eine aktuelle Befragung der Unternehmensberatung Ernst&Young (E&Y) zeigt, dass jede zweite Bank im laufenden Jahr die Gebühren für das Girokonto erhöhen will. Auch Kredite und andere Angebote werden teurer. 

Im Rahmen der Studie wurden im Januar und Februar 120 Finanzinstitute zu ihren Erwartungen und Plänen befragt – darunter 109 Banken und elf Fintech-Unternehmen. „Die Institute in Deutschland mussten in den vergangenen Jahren lernen, sich in einem Niedrigzinsumfeld zurechtzufinden und mit deutlich geringeren Zinseinnahmen auszukommen als in früheren Zeiten“, sagte E&Y-Finanzmanager Thomas Griess. Unterm Strich werde es damit immer schwieriger, profitabel zu wirtschaften: „Also denken die Banken weiter intensiv über neue Ertragsquellen nach.“ 34 Prozent der befragten Institute mit Privatkunden gaben an, dass sie die Gebühren für Girokonten anheben werden, weitere 15 Prozent haben dies bereits getan. Auch für andere Dienstleistungen wird mehr Geld fällig. 40 Prozent der Institute haben die Gebühren für Überweisungen bereits erhöht,  37 Prozent die Kreditkarten verteuert. Weitere 33 Prozent haben das Geldabheben verteuert.

Es ist quasi der zweite Anlauf der Finanzinstitute, mehr Geld in die Kassen zu spülen. Vor einem Jahr entschied der Bundesgerichtshof, dass Banken ihren Kunden die Gebühren nicht erhöhen dürfen, ohne deren ausdrückliche Zustimmung einzuholen. Teilweise konnten die Kunden mehrere Hundert Euro zurückfordern. Geklagt hatte der Verbraucherzentrale Bundesverband gegen die Postbank. Sie hatte die Preise in den vergangenen Jahren mehrfach angehoben. 

Nach dem Urteil herrschte in der Branche Verunsicherung. Nun unternehmen viele Institute einen weiteren Versuch.  Aber nur von 70 bis 90 Prozent der Kunden bekommen sie eine ausdrückliche Zustimmung für erfolgte Gebührenerhöhungen. Denn der BGH hatte eindeutig festgelegt, dass eine in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen stillschweigend festgelegte Gebührenanpassung nicht rechtens ist. Für die Banken stellt sich nun die Frage, wie sie reagieren, sollte ein beträchtlicher Teil der Kunden nicht zustimmen: Akzeptieren sie einfach, dass Tausende Kontoinhaber weniger Gebühren zahlen oder machen sie von ihrem Kündigungsrecht Gebrauch, was am Ende auch zu Umsatzeinbußen führen wird. 

Die Gebühren-Diskussion hat nach Expertenmeinung keine direkten Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. „Es gibt keinen generellen Stellenabbau mehr in der Bankenbranche“, meint Griess. Allerdings glauben 39 Prozent der Befragten, dass es künftig weniger Stellen im Banksektor geben wird. 25 Prozent gehen dagegen von einem Anstieg aus, da sich die Arbeitsfelder verschieben werden. 41 Prozent denken, dass es Einschränkungen und Kürzungen bei der Kundenbetreuung geben werde, dafür werde die Zahl der Beschäftigten im Online-Sektor steigen.