20.05.2024

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Folge 16-22 vom 22. April 2022 / „Hobby-Archäologie“ / Museumsschätze unter Kriegsruinen / Museum für Vor- und Frühgeschichte erhält „Funde“ zurück, die ein Künstler im Nachkriegs-Berlin ausgrub

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-22 vom 22. April 2022

„Hobby-Archäologie“
Museumsschätze unter Kriegsruinen
Museum für Vor- und Frühgeschichte erhält „Funde“ zurück, die ein Künstler im Nachkriegs-Berlin ausgrub
H. Tews

Am kulturellen Erbe kann man sich in Kriegs- und Nachkriegszeiten immer gut bereichern. Von daher ist es keine gute Meldung für die Ukraine, dass bereits mindestens vier Museen von russischen Bomben zerstört wurden. Was dort nicht vorzeitig gerettet werden konnte, kann als Beutekunst nach Russland gehen oder später von Hobby-Archäologen ausgegraben werden.

Welche Ausmaße das annehmen kann, hat der Zweite Weltkrieg gezeigt. Damals verschwand nicht nur Schliemanns „Schatz des Priamos“ aus dem heutigen Martin-Gropius-Bau in Richtung Moskau, sondern auch Teile des dort beheimateten Museums für Vor- und Frühgeschichte gingen in den Ruinen verloren. Glaubte man bis vor Kurzem. Tatsächlich tauchten jetzt 1500 Stücke des Museums im Nachlass des 2018 verstorbenen Berliner Malers Peter Grämer unverhofft auf. 

Grämer grub im Schutt des Nachkriegs-Berlins erfolgreich nach archäologischen Artefakten. Dabei förderte er in erster Linie Keramikscherben, aber auch Bronzen zutage. Da er die Lage der Funde anhand von Skizzen exakt dokumentierte und die von ihm teilweise zusammensetzten Exponate noch den Museumsstempel trugen, konnte man sie eindeutig dem Museum für Vor- und Frühgeschichte zuordnen. Grämers Witwe übergab jetzt dem Museum diese Gegenstände.

Der Gropius-Bau, der lange als Kunstgewerbemuseum genutzt wurde, barg ab 1921 die Sammlungen des Museums für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin. Nur die wertvollsten Objekte konnten vor der Kriegszerstörung in Sicherheit gebracht werden. Zehntausende von Funden vor allem aus dem Depot sanken bei der Bombardierung des Museums 1945 in Schutt und Asche. 

„Wir haben schnell erkannt, dass es sich bei den Stücken zum größten Teil um Altbestand aus dem Museum für Vor- und Frühgeschichte handelt“, sagte dazu Kustos Bernhard Heeb, „ein kleiner Teil der ‚Funde‘ gehört zu den Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst aus dem damals benachbarten Völkerkundemuseum.“ Die Stücke stammen hauptsächlich aus dem bronzezeitlichen und eisenzeitlichen Griechenland, manches aus Italien und vor allem aus Troja. Bislang konnte man etwa ein Dutzend der Funde identifizieren. Das gestalte sich in der Masse jedoch schwierig, da durch den Brand meist die alten Inventarnummern verloren gegangen seien. Besonders erfreut sei man aber über die Rückkehr von Objekten aus der Schliemann-Sammlung.

„Wir wissen, dass es in West-Berlin geradezu ein ‚Volkssport‘ war, in der Museumsruine nach Objekten zu suchen“, ergänzt der Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte, Matthias Wemhoff. Er ruft dazu auf, andere Funde, die von diesem Ort stammen könnten, an das Museum zurückzugeben. Rechtliche Konsequenzen seien nicht zu befürchten. „Wir sind einfach nur dankbar, wenn wir diese Sammlungsstücke wieder in Empfang nehmen können“, so Wemhoff.