20.05.2024

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Folge 17-22 vom 29. April 2022 / Transport / Corona, Ukrainekrieg und möglicherweise Sabotage / Warum die Lieferketten bis zum Zerreißen gestört sind

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-22 vom 29. April 2022

Transport
Corona, Ukrainekrieg und möglicherweise Sabotage
Warum die Lieferketten bis zum Zerreißen gestört sind
Wolfgang Kaufmann

Die globalen Lieferketten sind in letzter Zeit immer länger und komplexer geworden. Ein Unternehmen wie Volkswagen arbeitet inzwischen bereits mit über 40.000 Zulieferern und Dienstleistern rund um die Welt zusammen. Nun droht diesen Lieferketten das Zerreißen. Die Gründe hierfür sind steigende Preise und Probleme beim Transport der Güter. Beispielsweise haben sich die Container-Frachtraten 2021 mehr als vervierfacht. Ebenso fehlt zunehmend Personal in der Branche. 

Zu den Gründen für diesen Personalmangel heißt es in einem gemeinsamen offenen Brief von vier großen internationalen Verbänden der Verkehrswirtschaft an die Vollversammlung der Vereinten Nationen, viele Beschäftigte seien während der Corona-Pandemie derart schlecht behandelt worden, dass sie in der Folge ihren Beruf aufgegeben hätten. 

Und tatsächlich mussten rund 400.000 zivile Seeleute wie Strafgefangene auf den Handelsschiffen ausharren – bis zu eineinhalb Jahre lang. Ähnlich übel erging es zahlreichen Lastwagenfahrern im grenzüberschreitenden Verkehr, die ständigen Schikanen ausgesetzt waren und sich mit permanent wechselnden Vorschriften konfrontiert sahen. Zudem gab es Streit um die internationale Anerkennung von Impfstoffen, sodass manche Transportarbeiter bis zu sechs Corona-Impfungen benötigten.

Dazu kommen nun die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine. Der verschärft den Warenstau im Seehandel, weil über einhundert große Frachter in den Häfen des Schwarzen Meeres festliegen und damit für weitere Fahrten ausfallen. Deshalb bleiben momentan 14 Prozent aller verschifften Waren irgendwo zwischen Absender und Empfänger hängen.

Nicht viel besser sieht es in der Frachtfliegerei aus. Westliche Fluglinien dürfen den Luftraum über Russland nicht mehr nutzen und müssen Umwege fliegen, wenn sie China, Japan oder Südkorea ansteuern. Dazu kommt der Boykott der russischen Volga-Dnepr-Group, die bislang erhebliche Mengen an Luftfracht zwischen Europa und den USA transportierte, vor allem Pharmazeutika, bei denen nun Engpässe auftreten.

Wie störanfällig die Lieferketten mittlerweile geworden sind, zeigt sich aktuell auch am Mangel an Europaletten für den Versand von Waren mit bis zu eineinhalb Tonnen Gewicht. Zum einen bleiben die Importe dieser Paletten aus Russland und der Ukraine aus, zum anderen fehlen den Herstellern in anderen Ländern die Lieferungen von Holz und Nägeln aus Russland. Daraus ergibt sich allein in Deutschland ein Defizit von 20 Millionen Paletten, was Handel und Industrie zunehmend zu spüren bekommen.

Allerdings könnten die Lieferketten nicht nur aus den genannten Gründen kollabieren. So scheint es Kräfte zu geben, die gezielt Sabotage betreiben. Darauf verwies der US-amerikanische Analyst James Rickards in „The Daily Reckoning“. Es dränge sich der Eindruck auf, so Rickards, dass manche „große Akteure wie China“ ganz bewusst auf einen Bruch der Lieferketten hinarbeiteten, „um die westlichen Volkswirtschaften aus geopolitischen Gründen zu schädigen“.