20.05.2024

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Folge 17-22 vom 29. April 2022 / Karl Ludwig Nessler / Ein Deutscher erfand die Dauerwelle

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-22 vom 29. April 2022

Karl Ludwig Nessler
Ein Deutscher erfand die Dauerwelle

Nicht jeder steht auf glattes Haar, und nicht jedem ist welliges, krauses Haar von der Natur gegeben. Und so begann der Mensch schon früh in seiner Geschichte, glattes in welliges, krauses Haar zu verwandeln. Dieses geschah anfänglich in der Regel mittels Hitze. Allerdings war der Erfolg, die Umformung nicht von langer Dauer. 

Karl Ludwig Nessler nun kombinierte die thermische Behandlung des Haares mit einer chemischen. Er wickelte die Haare strähnchenweise um Stäbe, tränkte sie mit einer alkalischen Lösung und umgab sie dann mit einer erhitzten Hülse. Der Vorteil war, dass die erfolgte Wellung des Haares von längerer Dauer war. Damit hatte Nessler die Dauerwelle erfunden.

 Angeblich bewegte die Problematik den vor 150 Jahren, am 2. Mai 1872, im badischen Todtnau zur Welt gekommenen Schustersohn bereits als Kind. Beim Hüten von Schafen fiel ihm auf, dass die Tiere hatten, was viele Menschen begehrten: gelockte Haare. 

Eine Lehre bei einem Dorfbarbier unweit seines Heimatortes brach er ab. Ihn zog es zur Berufsausbildung in die Welt hinaus. In Paris erlernte er die damals gängige Form der Haarverformung mittels Hitze. Außerdem lernte er dort seine spätere Ehefrau Katharina Laible kennen, die ihn an ihren Haaren herumexperimentieren ließ. 

1900 eröffnete er in London ein eigenes Geschäft. Dort verkaufte er zunächst von ihm entwickelte künstliche Augenbrauen und Wimpern. Ab 1906 kamen dann Apparaturen für die von ihm entwickelte Herstellung von Dauerwellen hinzu, die er kontinuierlich optimierte.

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges führte zwar zum Einzug seines Vermögens und seiner Internierung, doch gelang ihm 1915 die Flucht in die USA. Dort konnte er mit optimierten Versionen seiner Erfindung an den Erfolg in England anknüpfen. Er nahm die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an und baute ein Imperium aus Friseurgeschäften, Produktionsanlagen und Vertriebsorganisationen mit schließlich rund 500 Mitarbeitern auf.

1928 verkaufte Nessler sein Imperium samt Patenten und legte den Verkaufserlös größtenteils in Aktien an, die in der Weltwirtschaftskrise einen Großteil ihres Wertes verloren. Nessler betätigte sich dann zwar wieder als Erfinder, aber diesmal erfolglos. Sein sogenannter Cha-Ness-Apparat zur Bekämpfung des menschlichen Alterungsprozesses floppte. Der Deutsch-Amerikaner starb am 22. Januar 1951 in Harrington Park, New Jersey.M.R.