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Folge 18-22 vom 06. Mai 2022 / Der importierte Judenhass / Attacken auf jüdische Menschen, Hassparolen auf Demonstrationen: Muslimische Migranten toben ihren Antisemitismus auf deutschen Straßen offen aus. Warum zögert die Politik?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-22 vom 06. Mai 2022

Der importierte Judenhass
Attacken auf jüdische Menschen, Hassparolen auf Demonstrationen: Muslimische Migranten toben ihren Antisemitismus auf deutschen Straßen offen aus. Warum zögert die Politik?
Holger Fuss

Der Ministerpräsident verrät sich durch eine kaum merkliche Geste. Hendrik Wüst, Regierungschef in Nordrhein-Westfalen, wird an diesem 24. April bei „Bild TV“ interviewt. Es geht um den Ukrainekrieg, die Rolle der Ampelregierung und Gerhard Schröder. Dann wechselt Moderator Kai Weise zu den antiisraelischen Demonstrationen am Vorabend in Berlin-Neukölln und Dortmund, bei denen es zu schweren Ausschreitungen kam und judenfeindliche Parolen gerufen wurden. Noch während Weise seine Frage formuliert und wissen will, warum Wüst dies in Dortmund zugelassen habe, geht ein Ruck durch den Körper des Politikers. Es ist, als ob sein Gehirn den Gliedmaßen signalisiert: Achtung, heikles Thema! Verplappere dich nicht!

Und in der Tat antwortet Wüst mit einer Kaskade von zittrigen Floskeln: Sowas sei inakzeptabel, die Antisemitismusbeauftragte des Landes habe direkt in seiner Regierungszentrale ihren Sitz, jeder Vorfall sei einer zuviel, die stärkste Waffe gegen Antisemitismus sei es, den jüdischen Glauben „ein Stück normal zu machen in unserem Land“. Überhaupt müssten Politik und Rechtsstaat bei Judenhass dagegenhalten.

Beschweigen der Täter

Was Hendrik Wüst mit keinem Wort erwähnte, machten auf den Demonstrationen die palästinensischen Fahnen deutlich, manche mit rotem Stern und Halbmond aus der Flagge des einstigen Osmanischen Reiches. Zwischendrin waren Embleme aus dem linksradikalen Spektrum zu entdecken. Als „Migrantifa“ bezeichnet sich diese Melange aus migrantischen Aktivisten und Antifa-Demonstranten selber. Wer hier „Drecksjuden!“ pöbelte, gab sich als linker und muslimischer Absender zu erkennen. Doch insbesondere das Phänomen des muslimischen Judenhasses wird vom Düsseldorfer Ministerpräsidenten wortreich beschwiegen.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser twitterte am selben Sonntag nach den Demonstrationen ebenfalls: „Für Judenfeindlichkeit gibt es in unserer Gesellschaft keinen Platz. Hier muss der Rechtsstaat konsequent handeln. An antisemitische Beschimpfungen dürfen wir uns niemals gewöhnen – egal von wo und von wem sie kommen.“ Auffällig auch hier: Keine Silbe darüber, woher die antisemitischen Hetzer kommen. Schon bei Amtsantritt im vergangenen Dezember erklärte sie: „Ein ganz besonderes Anliegen wird für mich der Kampf für die offene Gesellschaft und gegen ihre Feinde sein – der Rechtsextremismus ist die größte Bedrohung für unsere Demokratie.“

Beschirmt von der Suggestion, der Antisemitismus gehe hierzulande vor allem von Rechtsextremisten und Neonazis aus, kommt es immer wieder zu Hasskundgebungen des islamistischen Milleus gegen Israel und zu Attacken gegen jüdische Deutsche. Für den 29. April hatte die Berliner Polizei den jährlichen Al-Quds-Marsch verboten, an dem, wie überall auf der Welt, muslimische Gläubige gegen Israels Besetzung von Ost-Jerusalem protestieren. Stattdessen mischten sich die einschlägigen Randalierer zwei Tage später unter die 14.000 linksanarchischen Marschierer zum turnusmäßigen „Revolutionären 1. Mai“. Zu lesen und zu hören war etwa die Losung: „From the river to the sea, Palestine will be free“ („Palästina wird vom Fluss bis zum Meer frei sein“). Gemeint ist die Auslöschung des jüdischen Staates zwischen Jordan und Mittelmeer.

Schon im Mai 2021 sorgte eine unangemeldete Zusammenrottung von rund 180 Menschen vor einer Synagoge in Gelsenkirchen für Empörung, aus der heraus Sprechchöre „Scheiß-Juden!“ skandierten. Im Internet kursierten Videos, auf denen „überwiegend junge arabisch aussehende Männer zu erkennen“ sind sowie „Personen, die Türkeiflaggen schwenken“, wie der WDR mitteilte.  

Unweit des Hamburger Hauptbahnhofs wurde im September 2021 ein 60-jähriger Mann, der für Israel Mahnwache hielt, von einem 16-jährigen Muslim verprügelt und mit Joch- und Nasenbeinbruch ins Krankenhaus eingeliefert. Ähnlich bizarr geht es in der Hauptstadt zu. In muslimischen Intensivquartieren wie Neukölln und Kreuzberg gilt es bereits als Mutprobe, mit einer Kippa auf dem Kopf durch die Straßen zu spazieren. Aber auch in einem eher gediegenen Statteil wie Prenzlauer Berg wurden im April 2018 zwei junge Männer mit Kippa von drei jungen Männer angehalten und beschimpft. Ein Handyvideo auf Facebook zeigt, wie einer von ihnen, ein 19-jähriger Syrer, mit einem Gürtel auf einen der Juden einschlug und „Yahoudi!“ („Jude!“) ausrief.

Der „ewige Feind“

Kein Zweifel, spätestens seit 2015 Hunderttausende von Migranten aus dem islamischen Kulturraum nach Deutschland kamen, hat sich das Leben für Juden hierzulande verändert. Die Entwicklung bahnte sich aber schon länger an. Bereits 2012 warnte die damalige Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung, Anetta Kahane, nach dem brutalen Überfall auf einen Rabbiner in Berlin-Schöneberg vor zunehmender Gewalt gegen Juden. „Es gibt in letzter Zeit mehr körperliche Attacken gegen Juden als in den vergangenen Jahren – vor allem in Ballungsgebieten und Großstädten“, so Kahane. „Und leider sind es meist junge Migranten.“

Für die jüdische Aktivistin Malca Goldstein-Wolf steht fest: „Muslimischer Judenhass ist die größte Bedrohung für jüdisches Leben in Deutschland. Es gibt, relativ gesehen, deutlich weniger rechtsradikale Gewalttäter, aber Massen an Muslimen, die sich nicht scheuen, Juden, die eine Kippa tragen, körperlich anzugreifen und den Hass auf Juden völlig ungehemmt ausleben.“ Auch der deutsch-jüdische Historiker Michael Wolffsohn sagt: „ Der muslimische Antisemitismus ist der gefährlichste.“

Judenhass hat im islamischen Raum eine lange Tradition. Auf unterschwellige Weise, so beschreibt es der Islamwissenschaftler Abderrahmane Ammar, werden seit Jahrhunderten Narrative weitergereicht, „welche die Idee des ,ewigen Feindes‘ aufrechterhalten“. Unter Muslims wird das Wort „Yahoudi“ häufig als Beleidigung verwendet. Der Ausdruck kommt auch als Synonym für „Habgieriger“, „Verräter“ oder „Verschwörer“ zum Einsatz. Zur Vorstellung vom Juden als ewigem Feind gehört die Behauptung, die heutigen Juden seien Nachkommen jener Juden, die einst gegen den Propheten Mohammed und die Muslime gekämpft haben. Ammar: „Dies erklärt Parolen wie den Slogan: ,Oh, ihr Juden – die Armee Mohammeds wird zurückkehren!‘, der auch bei den jüngsten Demonstrationen zum Gaza-Konflikt sowohl in der islamischen Welt als auch in Europa zu hören war.“

Da verwundert es nicht, dass der Großmufti von Jerusalem Mohammed Amin al-Husseini seinerzeit von Hitler begeistert war. Als ihn der Führer 1941 in Berlin empfing, erklärte ihm al-Husseini, dass die Araber dieselben Feinde hätten wie die Nazis: die Juden, die Engländer und die Russen. Seine Glaubensbrüder wies der Großmufti an: „Kill the jews wherever you find them!“ („Tötet die Juden, wo immer ihr sie findet!“).

Aber auch fehlende Prosperität und ausbleibender technischer Fortschritt in vielen muslimisch geprägten Ländern schürt nach Ansicht Ammars den Hass auf Juden: „Dieses Scheitern wird mit der Behauptung gerechtfertigt, dass die Juden ja die Weltwirtschaft dominierten.“

Was wir mit den muslimischen Migranten gleichsam im Paket importieren, ist eine nicht erfolgte Aufklärung in der islamischen Welt. Bildungsferne Einwanderer, die sich in Deutschland in Parallelwelten verschanzen, verachten häufig nicht nur die westlichen Wertekoordinaten, sondern bringen ein massives Potential an Judenhass ins Land. Wer darauf hinweist, muss mit Empörung rechnen. So ging ein Aufschrei durch unser Land, als Modeschöpfer Karl Lagerfeld 2017 im französischen Fernsehen die deutsche Flüchtlingspolitik kritisierte: „Man kann nicht Millionen Juden töten und, auch wenn Jahrzehnte dazwischen liegen, später Millionen ihrer schlimmsten Feinde ins Land holen.“

Tatsächlich aber hat Lagerfeld damit den Finger in die Wunde gelegt. Wie kommt es, dass der Rechtsstaat bei muslimischem Antisemitismus „lange zu nachsichtig“ war, wie Berlins früherer Innensenator Frank Henkel (CDU) einräumt? Schwingt in der Rücksicht auf arabischstämmige Judenhasser, die ihre Konflikte aus dem Nahen Osten auf deutschem Territorium austragen, womöglich unser historisches Schuldtrauma mit, ein Minderwertigkeitskomplex, mithin deutscher Selbsthass? Sind wir so versessen auf die Multikulti-Ideologie, weil sie unser Sühnemodell ist für den millionenfachen Mord an europäischen Juden im Zweiten Weltkrieg?

Tiefere Ursachen  

Traumatherapeuten wissen, dass ihre Patienten häufig das Erlebte wiederholen, um vom Leidensdruck loszukommen. Wenn das so ist und wenn sich Kollektive wie Individuen verhalten, könnte hierin ein Hinweis zu finden sein, weshalb schon wieder die Juden im Visier sind. Dann würden die heute sich als progressiv verstehenden Deutschen ihre unbewusste Judenverachtung an ihre muslimischen Zuwanderer delegieren. Ganz so, als ob hier der gallige jüdische Scherz „Die Deutschen werden den Juden Auschwitz niemals verzeihen“ seine schaurige Wahrheit enthüllt.

Offiziell wird natürlich das Gegenteil behauptet. „Aus meiner Sicht gibt es schon einen generellen Grundkonsens in der Ablehnung antisemitischer Gewalt“, sagt Henkel und meint damit einen Konsens in der politischen Elite des Landes. Doch wie glaubwürdig ist dieser Konsens, insbesondere bei der politischen Linken? Erschöpft er sich in Kampagnen wie „Kein Millimeter nach rechts“ und ist bereits überfordert, wenn es um die Duldung der israelfeindlichen Boykott-Bewegung BDS geht, der auf der Documenta im September ein Forum gegeben werden könnte, wie der Zentralrat der Juden in Deutschland befürchtet? „Wer auf Judenhass von muslimischer oder von linker Seite hinweist, gerät schnell ungerechtfertigt in den Generalverdacht, AfD-nah zu sein“, beklagt Goldstein-Wolf.

Vielleicht hat Ministerpräsident Wüst sich bei „Bild TV“ auch deshalb so bedächtig geäußert, weil in Nordrhein-Westfalen am 15. Mai gewählt wird und er migrantische Wähler nicht verprellen möchte. Von den 18 Millionen Einwohnern im bevölkerungsreichsten Bundesland sind immerhin eine Million muslimisch. Und sie haben eine erstklassige Lobby. Bis in die Abiturprüfung reicht der lange Arm der Integration inzwischen.

Thema des diesjährigen Deutsch-Abiturs in NRW war nicht Literatur von Schiller oder Thomas Mann, sondern das rassismuskritische Buch „Sprache und Sein“ von Kübra Gümüşay. Die 33-jährige türkischstämmige Hamburgerin und Bestsellerautorin schreibt für die „taz“, hielt Reden bei islamistischen Organisationen und verehrt den Lieblingsdichter Erdoğans, Necip Fazil Kisakürek, der für „poetische Vernichtungsphantasien über Aleviten und Ezîden“ („FAZ“) bekannt ist.

Vor Interessengruppen, die solche Autoren in die Schulabschlussprüfungen zu schmuggeln imstande sind, dürfte sich auch ein Ministerpräsident wohl lieber in Acht nehmen wollen.






Holger Fuß ist Publizist und schreibt für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften über Politik, Wissenschaft, Kultur und das Zeitgeschehen. 2019 erschien „Vielleicht will die SPD gar nicht, dass es sie gibt. Über das Ende einer Volkspartei“ (FinanzBuch Verlag). 

www.m-vg.de