Leider wurde Anfang der 90er Jahre versäumt, das überdimensionierte Thälmann-Denkmal am immer noch so genannten Thälmann-Park abzureißen. Der entsprechende Beschluss von 1993 der Bezirkspolitiker in Prenzlauer Berg wurde niemals umgesetzt. Stattdessen wurden Denkmal, Wohnviertel und Park unter Denkmalschutz gestellt. Dann kümmerte sich jahrzehntelang kaum jemand um das Monument. Es wurde bald mit Graffiti eingesprüht und fügte sich damit in die allmähliche Verwahrlosung des einstigen Vorzeigeprojekts der SED. 

Erst 2014 kamen die Bezirksparlamentarier mehrheitlich zu der Auffassung, dass dem Denkmal eine kritisch-historische Kommentierung zur Seite gestellt werden müsse, in Form eines Kunstprojekts, das im November 2021 eingeweiht wurde. Nun aber will die CDU Pankow die mächtige Skulptur von der Denkmalliste streichen, einschmelzen und die Bronze der Ukraine für den Kampf gegen Russland zur Verfügung stellen. 

Zeitgleich lud das Museum Pankow zu einer Diskussion ein. Die Veranstaltung zeigte, wie heftig das aus der Zeit gefallene Monument immer noch verteidigt wird. Als die Historikerin Annette Leo berichtete, wie sie in der DDR als Schülerin von der Thälmanntochter Irma gelangweilt wurde, stand im Publikum deren Tochter auf und verlangte, dass sich Leo für die angebliche Verunglimpfung ihrer Mutter entschuldige. Dabei war das Podium sehr zurückhaltend mit Thälmann umgegangen. Erst aus dem Publikum kam der Hinweis, dass der KPD-Chef ein Stalinist war, verantwortlich für die Säuberung der KPD und die Anzettelung von Aufständen in Hamburg und Mitteldeutschland, die blutig niedergeschlagen wurden.

Stalin hat ihn zum Märtyrer gemacht, als er darauf verzichtete, ihn im Zuge des  Hitler-Stalin-Paktes auszutauschen. Er war nur ein Held wider Willen, kein Vorbild.