Nach der Aufhebung der meisten Corona-Restriktionen war die Hoffnung innerhalb der deutschen Wirtschaft groß, dass sich die Situation bessern und dieses sich auch auf den Arbeitsmarkt auswirken werde. Doch dann kam die Ukraine-Krise und mit ihr neue Befürchtungen. Doch nun zeigt sich, die Lage ist erstaunlich stabil.
Ende des vergangenen Monats gab es in Deutschland 45,2 Millionen Arbeitnehmer und Selbstständige. Damit wurde erstmals wieder der „Vor-Corona-Wert“ erreicht. Ende April suchten nur noch 2,3 Millionen Bürger einen Arbeitsplatz, 50.000 weniger als im Monat zuvor. „Mit der Frühjahrsbelebung und den Lockerungen der Corona-Maßnahmen setzt sich die Erholung am Arbeitsmarkt fort“, sagt Detlef Scheele, Chef der Bundesagentur für Arbeit.
Doch die Auswirkungen der militärischen Auseinandersetzung in Osteuropa sind noch nicht spürbar. Der Aufschwung betrifft erst einmal vor allem Bereiche, die besonders unter dem Dauer-Lockdown zu leiden hatten. Das gilt für das Dienstleistungsgewerbe genauso wie für die Gastronomie oder auch die Fitness-Branche. „Am Arbeitsmarkt dominiert derzeit, dass sich die Unternehmen von der Pandemie erholen“, erklärt Dominik Groll vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) und fügt hinzu: „Der Ukraine-krieg verlangsamt die Zunahme der Beschäftigung, aber er stoppt sie nicht.“
Allerdings rechnet auch die Bundesagentur für Arbeit damit, dass viele Beschäftigte die Folgen des Ukrainekrieges noch stärker spüren werden. So dürfte die Zahl der Menschen in Kurzarbeit deutlich steigen. Dies gilt vor allem für die Indus-trie und dort speziell für Branchen wie die Chemie. Angst vor einem Ausfall der Gaslieferungen würden dort ebenso vor Neueinstellungen zurückschrecken lassen wie der generelle Anstieg der Energiepreise.
Die Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft dürften sich aber in Grenzen halten. „Etliche Betriebe sind durch Lieferengpässe, Exportausfälle und Energiepreissteigerungen betroffen. Aber viele negative Arbeitsmarkteffekte können nötigenfalls durch Kurzarbeit abgefedert werden. Gleichzeitig schreitet auch die Erholung von der Corona-Krise weiter voran“, sagt Enzo Weber vom Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Doch es gibt auch Unwägbarkeiten. Das Konsumklima sei relativ schlecht, betonen nahezu alle Arbeitsmarktexperten. Dies hängt vor allem mit den allgemeinen Preissteigerungen zusammen. Viele gas-tronomische Betriebe meldeten sich mit satten Preiserhöhungen zurück. Einerseits steckt da der Wunsch dahinter, Einnahmeausfälle zu kompensieren, andererseits sind Nahrungsmittel, aber auch Getränke wie Bier deutlich teurer geworden. Dennoch blicken vor allem die Dienstleister optimistisch in die Zukunft.


