24.04.2024

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Folge 19-22 vom 13. Mai 2022 / Kino / Nostalgisches Imponiergehabe / Leander Haußmann schließt mit seiner „Stasikomödie“ seine Filmtrilogie über die DDR ab

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-22 vom 13. Mai 2022

Kino
Nostalgisches Imponiergehabe
Leander Haußmann schließt mit seiner „Stasikomödie“ seine Filmtrilogie über die DDR ab
H. Tews

Gibt es den besten Zeitpunkt für eine Komödie über ein diktatorisches Regime? Wohl nur dann, wenn die Tyrannen noch an der Macht sind. Charlie Chaplins „Der große Diktator“ oder Ernst Lubitschs „Sein oder Nichtsein“ entstanden zu einer Zeit, als Hitlers Krieg bereits voll im Gang war. Trotzdem kann man sich über den schwarzen Humor amüsieren.

So gesehenen kommt Leander Haußmanns „Stasikomödie“, die am 19. Mai in den Kinos anläuft, um mindestens 33 Jahre zu spät. Nach dem Fall der Mauer lässt es sich gut über den Überwachungsstaat DDR witzeln, ohne dass einem das Lachen im Halse stecken bleibt.

Wenn es denn nur genug zu Lachen gäbe. Haußmanns neuer Film, der nach „Sonnennallee“ (1999) und „NVA“ (2005) den Abschluss seiner persönlichen DDR-Trilogie bildet, müht sich von Gag zu Gag so dahin, ohne dabei so richtig von der Stelle zu kommen.

Das humoristische Pulver hat Haußmann, der auch das Drehbuch schrieb, schon gleich zu Beginn mit einer einzigen gelungenen Pointe verschossen, wenn der Protagonist Ludger (David Kross) bei Rot an einer menschenleeren Berliner Kreuzung steht und geduldig minutenlang wartet, bis die Fußgängerampel auf grün umspringt. Was er nicht ahnt: Die Stasi schaut in Gestalt des von Henry Hübchen gespielten, hochprozentig dauerlallenden Verbindungsoffiziers mit zu, der den vorbildlichen jungen Staatsbürger flugs in die Stasi-Familie aufnimmt. 

Weil danach der Film nur noch auf kleiner Humor-Flamme köchelt, versucht Haußmann seinen Satire-Herd mit einer geballten Ladung Quatsch zur Explosion zu bringen. Ein korpulenter Stasi-Chef Mielke lässt sich dabei als Mischung von Göring und Sonnenkönig bei einem Barockfest auf einer goldenen Pferdestatue feiern. So viel Albernheit hat selbst die Stasi nicht verdient. 

Der ältere Ludger wird in einer Rahmenhandlung von Jörg Schüttauf als ein nach der friedlichen Revolution gefeierter Schriftsteller gespielt. Seine von der Stasi fingierte Opferakte erwähnt dabei natürlich nicht, dass seine mit Schreibmaschine getippten Spitzelberichte ihn überhaupt erst zum Autor gemacht haben. 

Hausmann setzt seine Schauspieler gekonnt in Szene. Dumm nur, dass ihm sein theaterhaftes Imponiergehabe ständig in die Quere kommt. So schiebt er wie schon in den Vorgängerfilmen seinen Regiefreund Detlev Buck als Polizeiclown, der dienstbeflissen nach Ausweisen verlangt, wieder völlig überflüssig in Szene. Dieser nostalgische Rückblick auf den Überwachungsstaat will uns weismachen, dass es in der DDR trotzdem irgendwie schön war. Bleibt die Frage, wie solch eine Verniedlichung der Stasi beim Publikum ankommt, wenn ein KGB-Staat namens Russland gerade Krieg führt.