26.04.2024

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Folge 20-22 vom 20. Mai 2022 / Westsahara-konflikt / Algerien droht iberischer Halbinsel mit Gasembargo / Europas Bezug algerischen Gases über Italien ist nur eine unzureichende Alternative

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-22 vom 20. Mai 2022

Westsahara-konflikt
Algerien droht iberischer Halbinsel mit Gasembargo
Europas Bezug algerischen Gases über Italien ist nur eine unzureichende Alternative

Neben Russland verkauft auch Algerien Gas an die EU, wobei es die so erzielten Erlöse unter anderem für den Erwerb deutscher Waffen verwendet. Doch nun könnte es zu einer Unterbrechung der Lieferungen über Spanien kommen, wie der algerische Energieminister Mohamed Arkab in einer schroffen E-Mail an die Regierung in Madrid androhte. Verantwortlich hierfür ist die Haltung Spaniens im Konflikt um die Westsahara.

Algerien fungiert als Schutzmacht der Sahrauis, die nach dem Abzug der spanischen Kolonialmacht 1976 die von rund 50 Staaten wie auch der Afrikanischen Union (AU) anerkannte Demokratische Arabische Republik Sahara (DARS) ausriefen und sich gegen die Annexion der Westsahara durch das benachbarte Königreich Marokko stemmten, woraus ein militärischer Konflikt resultierte. Der endete 1991. 

Allerdings blieb der damals geschlossene Waffenstillstand brüchig. Und im November 2020 führten Provokationen des marokkanischen Militärs schließlich zum Wiederaufleben der Kämpfe. Dabei genießt die westsaharische Befreiungsorganisation Frente Polisario die Unterstützung Algiers, das auf diverse UN-Resolutionen hinsichtlich des Selbstbestimmungsrechts der Sahrauis verweist.

In dieser zugespitzten Situation erkannten die USA die Souveränität Marokkos über die Westsahara an. Kurz darauf schlug sich dann auch Spanien auf die Seite des nordafrikanischen Königreiches.

Seit einem marokkanischen Drohnenangriff auf Algerien Ende vergangenen Jahres pumpt das algerische Staatsunternehmen Sonatrach kein Gas mehr durch die Maghreb-Europa-Pipeline, die über Marokko nach Spanien und Portugal führt. Die beiden letztgenannten Länder werden alternativ über die Medgaz-Pipeline beliefert, aber Marokko leidet wegen des algerischen Vorgehens unter einem extremen Energienotstand. 

Marokko reagierte darauf mit der Bitte an Spanien, von Algerien über die Medgaz-Pipeline erhaltenes Gas in umgekehrter Richtung durch die Maghreb-Europa-Pipeline nach Marokko zu schicken. Das bewog Algier zu der unmissverständlichen Ankündigung, jegliche Lieferung an die Iberische Halbinsel einzustellen, wenn nur ein einziges algerisches Gasmolekül via Spanien nach Marokko gelangt.

Dies muss keine leere Drohung sein, weil Algerien auch damit Geld verdienen kann, dass es sein Gas alternativ über die Transmed-Pipeline nach Italien leitet. Allerdings reicht deren Kapazität nicht aus, um die nachteiligen Folgen einer Außerbetriebnahme der Medgaz-Pipeline für die Energiesicherheit Europas zu kompensieren.W.K.