29.03.2024

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Folge 20-22 vom 20. Mai 2022 / Propaganda-Schlacht / Seitenhiebe gegen den Kreml / Manche EU-Länder provozieren Russland mit Straßenumbenennungen direkt vor dessen Botschaftssitzen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-22 vom 20. Mai 2022

Propaganda-Schlacht
Seitenhiebe gegen den Kreml
Manche EU-Länder provozieren Russland mit Straßenumbenennungen direkt vor dessen Botschaftssitzen
Bodo Bost

Russlands Botschaft in Wilna liegt jetzt in der „Straße der ukrainischen Helden“. Die ukrainische Version der neuen Straßenbezeichnung befindet sich direkt unter der offiziellen neuen litauischen Straßenbezeichnung. Andere Länder der Europäischen Union haben ähnliche Propagandaschritte umgesetzt oder ziehen diese in Erwägung, um damit ihre Solidarität mit der Ukraine auszudrücken.

„Ab jetzt trägt die Visitenkarte von allen Angestellten der russischen Botschaft eine Ehrbezeugung für den Kampf der Ukraine“, kommentierte Remigijus Šimašius, Bürgermeister von Litauens Hauptstadt Wilna, gegenüber der britischen Tageszeitung „The Guardian“ die Umbenennung. „Jeder, der die Adresse der Botschaft schreibt oder die Straße sucht, wird an die Gewalttaten des russischen Regimes denken müssen, die gegen die friedliche ukrainische Nation verübt wurden“, sagt Šimašius weiter. Seine Stadt war die erste, die nach dem Angriff Russlands die Anschrift der Botschaft Russlands geändert und die Straße umbenannt hat. Bisher hatte die russische Botschaft in Litauen die Adresse „Lettland-Straße“ gehabt. Wilna hatte im Jahr 2018 nach dem Mord an Boris Nemzow bereits einen Platz in der Nähe der russischen Botschaft nach dem russischen Oppositionellen benannt.

Rigas Unabhängige-Ukraine-Straße

In Lettlands Hauptstadt Riga folgte man dem Beispiel aus dem Nachbarland. Die Adresse der ukrainischen Botschaft lautet nun: „Unabhängige-Ukraine-Straße“, was angesichts der Hintergründe des Ukraine-Konflikts den russischen Machthabern nicht gefallen dürfte. Auch diese Straßenbezeichnung wurde mit ukrainischer Übersetzung in kyrillischen Buchstaben versehen. In Riga können das auch noch viele Menschen lesen, denn nach der Bevölkerungsstatistik sind noch fast die Hälfte der Einwohner in der lettischen Hauptstadt ethnische Russen. 

Ein Teil der bisherigen Korunovační-Straße vor der russischen Botschaft in Prag soll künftig „Straße der ukrainischen Helden“ heißen. Das haben die Stadtverordneten des 6. Prager Bezirks beschlossen. Zugleich soll eine nahe Eisenbahnbrücke den Namen des ukrainischen Marinesoldaten Witalij Skakun erhalten. Dieser war am 24. Februar zu Beginn des russischen Einmarschs in die Ukraine ums Leben gekommen, als er eine Brücke nahe Cherson sprengte. Mit der Sprengung sollten die angreifenden Truppen aufgehalten werden. 

Luxemburg traut sich nicht

Laut dem Prager Stadtrat Jan Chabr von der Mitte-Rechts-Partei TOP 09 betrifft die Umbenennung der Korunovační nur die letzten 150 Meter der Straße, an denen nur die russische Botschaft steht und niemand weiteres wohnt. Es ist fraglich, ob die russische Botschaft diese Namensänderung übernehmen wird. Aber wenn sie es nicht tut, könnten in der Zukunft viele Besucher Probleme haben, ihre Botschaft zu finden, denn die Navigationssysteme und offiziellen Stadtpläne werden auf den neuen Namen umgestellt.

In Luxemburg hatte es gleich zu Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine eine Privatinitiative eines solidarischen Bürgers gegeben, der auf einem Privatgelände ein Hinweisschild auf die russische Botschaft in Luxemburg, die sich etwas außerhalb der Stadt in dem Schloss Beggen befindet, mit dem Zusatz versehen hatte, „Ambassade de Poutine – Criminel de guerre“ (Botschaft von Putin – Kriegsverbrecher). Das Hinweisschild wurde jedoch nach Protesten der Botschaft und „wegen Gefährdung der Straßensicherheit“ wieder entfernt. Es stellt sich die Frage, wann die Russen den Spieß umkehren und in Moskau mit provokanten Bezeichnungen jene Straßen umbenennen, an denen westlichen Botschaften liegen.