20.04.2024

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Folge 20-22 vom 20. Mai 2022 / Dittchenbühne / Die Bretter, die Welt – Publikum willkommen / Mit deutscher Geschichte, Liebe, Humor und ostpreußischem Lokalkolorit begeistert die Aufführung in Elmshorn

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-22 vom 20. Mai 2022

Dittchenbühne
Die Bretter, die Welt – Publikum willkommen
Mit deutscher Geschichte, Liebe, Humor und ostpreußischem Lokalkolorit begeistert die Aufführung in Elmshorn
Manuel Ruoff

Der Titel des Theaterstücks, das um die sogenannte Stunde Null in Ostpreußen und Westdeutschland spielt, „…und die Großen lässt man laufen“, ist das Ende der ebenso bekannten wie traurigen Weisheit: „Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen“ Entsprechend diesem Sprichwort hat das Stück zwei Handlungsstränge, jeweils einen über die „Kleinen“ und einen über die „Großen“. Mehr oder weniger abwechselnd sind die Szenen je einem der beiden Handlungsstränge gewidmet.

Bei den „Kleinen“ handelt es sich um Joachim Schaak, gespielt von Sascha Müller, der mit August (Konrad Neufeldt), Fritz (Jannes Konetzny) und Gottfried (Mickaela Ruckhaber) in Nachkriegsostpreußen eine deutsche Widerstandsgruppe bildet, die Anschläge gegen die polnischen Besatzer durchführt. Die „Großen“ sind Generalmajor Wessel (Kai Göhring), Major Braun (Sascha Müller) und vor allem General Gehlen (Frank Poirrier). Der jeweilige Hauptprotagonist ist in den Szenen über die „Kleinen“ Joachim Schaak und in denen über die „Großen“ General Reinhard Gehlen, Beide hat es tatsächlich gegeben. Schaak wurde mit nicht einmal 24 Jahren 1954 von der Besatzungsmacht seiner Heimat hingerichtet. Gehlen hingegen war 1979 ein natürlicher Tod in Freiheit vergönnt. In der zweiten Hälfte des Zweiten Weltkrieges, in dem das Stück einsetzt, leitete Gehlen die Abteilung Fremde Heere Ost (FHO) im Generalstab des Heeres. Dem Gründungspräsidenten des Bundesnachrichtendienstes gelang es wie kaum einem anderen Funktionsträger des Dritten Reiches mit seiner Karriere nach dem Ende des Nationalsozialismus im Nachkriegsdeutschland erst richtig durchzustarten.

In dem Stück wird Gehlen als ein intelligenter, gar nicht einmal unsympathischer Mann präsentiert, der, nachdem er erkannt hat, dass mit einem beratungsresistenten Adolf Hitler an der Spitze der Zweite Weltkrieg für das Deutsche Reich nicht zu gewinnen ist, bereits vor dem Ende des Krieges mit den Vorbereitungen beginnt, um nach dem Kriegsende sein Wissen und das von ihm betreute Agentennetz an die USA zu verkaufen.

Die Verbindung zwischen Gehlen und Schaak wird in dem Stück durch Schaaks älteren Bruder, Feldwebel Helmut Schaak (Klaus Schlicht), vermittelt, der in einer vor der Eroberung Ostpreußens durch die Rote Armee spielenden Szene von General Gehlen den Auftrag bekommt, sich von den Russen überrollen zu lassen und hinter den feindlichen Linien Widerstand zu organisieren.

Abgesehen von einem interessanten Stück deutscher Geschichte bekommt der Besucher des Stückes auch Liebe, ostpreußisches Lokalkolorit und Humor geboten. Für die Liebe ist in dem Stück das Mädchen Anna zuständig. Franziska Kiesow spielt die liebevolle ostpreußische Freundin von Joachim Schaak. Für Lokalkolorit und Humor sorgt Rolf Schuckschdies als Naujoks. Einfach gestrickt, aber bauernschlau und mit dem typischen Dialekt der Region dient der Masure, wie er im Buche steht, Gehlen erst in Ostpreußen als dessen Bursche in Uniform, dann nach dem Kriegsende in Westdeutschland wie Gehlen selbst in Zivil. Ihm fällt es zu, nach der Nachricht vom Tode Joachim Schaaks das Stück mit dem Resümeé zu beenden: „Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen.“ 

Für die Eigenproduktion zeichnet Raimar Neufeldt, erster Vorsitzende des Vereins Forum Baltikum-Dittchenbühne, verantwortlich, der selbst die Rolle des Generals Halder spielt und auch Regie führte.

Die letzte Aufführung findet am 22. Mai statt. Bei genügend Publikumsnachfrage wird das Stück die Bretter, die die Welt bedeuten, wieder erobern.

Forum Baltikum-Dittchenbühne, Hermann-Sudermann-Allee 50, 25335 Elmshorn, Telefon (04121) 89710, Internet: www.dittchenbuehne.de