27.04.2024

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Folge 21-22 vom 27. Mai 2022 / Porträt / Der letzte Merkelianer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-22 vom 27. Mai 2022

Porträt
Der letzte Merkelianer
René Nehring

Überraschen konnte die Entscheidung nicht wirklich. Am Montag verkündete der Christdemokrat Daniel Günther, seit 2017 schleswig-holsteinischer Ministerpräsident und zuletzt strahlender Sieger der Landtagswahl vom 8. Mai, die Grünen zur Bildung der künftigen Landesregierung einladen zu wollen – und damit zugleich der FDP einen Korb zu geben.

Seit Betreten der großen politischen Bühne gilt der 1973 geborene Günther vielen sowohl innerhalb seiner Partei als auch in der veröffentlichten Meinung als Musterexponent jener von Altkanzlerin Angela Merkel umgeprägten CDU, die inhaltlich so flexibel ist, dass sie je nach Wahlergebnis Koalitionen bilden kann, um weiter die Geschicke des Landes lenken zu können. 

Anders als bei Merkel, die in den vergangenen Jahren eine Wahlniederlage nach der anderen einstecken musste, scheint dieser Ansatz bei Günther aufzugehen. Immerhin konnte er bei der jüngsten Landtagswahl gegenüber 2017 um 11,4 Prozentpunkte zulegen. 

Schon äußerten Kritiker des neuen CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz, dass dessen Ziel, die Kursänderungen der Ära Merkel rückgängig zu machen, ein Irrweg sei und die CDU stattdessen mit den Grünen „Fortschrittskoalitionen“ oder „Zukunftskoalitionen“ eingehen müsse.

Doch Vorsicht ist geboten. Denn wer sich die Ergebnisse der jüngsten Landtagswahlen im Detail ansieht, kann schnell erkennen, dass die Zuwächse der CDU vor allem FDP-Wählern zu verdanken sind, die früher ihr Kreuz bei der Union gesetzt hatten und zwischendurch zu den Liberalen abgewandert waren, weil sie von der Entwicklung der CDU unter Merkel enttäuscht waren. Für diese Wähler muss es geradezu bizarr erscheinen, dass sie nun anstatt eines schwarz-gelben Bündnisses, das eine stabile Mehrheit hätte, eine schwarz-grüne Regierung bekommen. 

Man darf vermuten, dass sie diese Erfahrung bei künftigen Wahlentscheidungen berücksichtigen – und die Ergebnisse für Daniel Günther dann etwas weniger strahlend sein werden.