29.03.2024

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Folge 21-22 vom 27. Mai 2022 / Sophie Friederike / Der „einzige Mann am Hof“

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-22 vom 27. Mai 2022

Sophie Friederike
Der „einzige Mann am Hof“
Manuel Ruoff

Vor 40 Jahren starb Romy Schneider (siehe Seite 21). Wenn sie später auch mit der Rolle der „schönsten Monarchin der Welt“ fremdelte und unter dem damit verbundenen Image litt, so verdankt sie doch ihren Durchbruch vor allem der Sissi-Trilogie. Dort hat die Haupt- und Titelfigur eine Gegenspielerin in der gestrengen Tante und Schwiegermama, dargestellt durch Vilma Degischer. 

Manches über diese Erzherzogin Sophie ist richtig dargestellt und insofern lehrreich, sollte man sich also getrost merken. Beispielsweise trennte die beiden Frauen tatsächlich ein diametrales Verhältnis zu den Ungarn. Gemein hatten die beiden hingegen ihre Herkunft aus Bayern. So wurde die Erzherzogin als Wittelsbacher Prinzessin Sophie Friederike Dorothea Wilhelmine von Bayern am 27. Januar 1805 in München geboren. Ihr Vater war Bayerns König Maximilian I. Joseph, sie selbst über ihre Schwestern Elisabeth Ludovika und Ludovika Wilhelmine Schwägerin sowohl von Preußens König Friedrich Wilhelm IV. als auch von Elisabeths Vater, Herzog Max Joseph in Bayern. 

Über ihren Vater war sie eine Halbschwester von König Ludwig I., der sie von Joseph Stieler für seine Schönheitengalerie in Schloss Nymphenburg malen ließ. Neben Schönheit und Herkunft bildete eine weitere Gemeinsamkeit mit ihrer berühmteren Schwiegertochter, dass auch ihre Eltern sich persönlich um ihre Kinder kümmerten und die Erziehung freiheitlich war, was in Sophies Falle das Anhalten zur Disziplin allerdings nicht ausschloss. 

Wenn die Erziehungsmethoden der Eltern auch modern gewesen sein mögen, so betrieb Sophies Vater doch eine konventionelle Heiratspolitik und begrüßte die Absicht des österreichischen Kaisers Franz I., dessen zweiten Sohn Franz Karl mit seiner Tochter zu vermählen.

Sie war von der ersten Begegnung mit ihrem Zukünftigen weniger begeistert. Dass sie nach der Hochzeit im Jahre 1824 in der Heimat ihres Gemahls als „einziger Mann am Hof“ bezeichnet wurde, sagt nicht nur etwas über ihren Gatten Franz Karl und dessen älteren Bruder Ferdinand, der 1835 als Ferdinand I. Nachfolger des gemeinsamen Vaters wurde, aus. 

Als Folge der 48er Revolution verzichtete Ferdinand auf die Regierung. Nicht zuletzt Sophie sorgte dafür, dass es auch ihr Mann tat, sodass ihr gemeinsamer Ältester als Franz Joseph neuer Kaiser wurde. 

Ungeachtet dieses Einsatzes für ihren Erstgeborenen gilt als ihr Lieblingssohn ihr zweiter, Ferdinand Maximilian. Dessen Erschießung in Mexiko 1867 folgte ihr Rückzug aus der Politik und fünf Jahre später, am 28. Mai 1872, ihr Tod in Wien.