16.04.2024

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Folge 21-22 vom 27. Mai 2022 / Vor 200 Jahren / Astronom aus Burg Stargard sorgte für Schlagzeilen / Christian Karl Ludwig Rümker wirkte an den Sternwarten in Sydney und Hamburg – er erhielt zahlreiche Ehrungen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-22 vom 27. Mai 2022

Vor 200 Jahren
Astronom aus Burg Stargard sorgte für Schlagzeilen
Christian Karl Ludwig Rümker wirkte an den Sternwarten in Sydney und Hamburg – er erhielt zahlreiche Ehrungen
Martin Stolzenau

Christian Karl Ludwig Rümker stammte aus Burg Stargard, hatte ein turbulentes Leben und erlangte an verschiedenen Hauptwirkungsstätten in Norddeutschland und Australien vor allem als Astronom internationale Bekanntheit. 

Zahlreiche Ehrungen

Der 22. Mai 1822 sorgte bei ihm für einen Höhepunkt. Er übernahm die neue Sternwarte bei Sydney in Australien, war bei der Himmelsbeobachtung dort in der Folge überaus erfolgreich. Weitere Ehrungen folgten. Das reichte von der Berufung in internationale Akademien sowie Wissenschafts-Gesellschaften und Goldmedaillen des Königreiches Hannover sowie der Astronomischen Gesellschaft in London über die Ehrendoktorwürde der Universität Greifswald bis zur Berücksichtigung in der Eingangshalle des berühmten Hamburger Rathauses, wo ihm inmitten anderer Hamburger Berühmtheiten eine Ehrensäule mit Porträt-Medaillon gewidmet ist. Dagegen ist er inzwischen in seiner eigentlichen Heimatregion nur noch wenigen Historikern ein Begriff. 

Karl Rümker wurde am 18. Mai 1788 in Burg Stargard geboren. Er war das jüngste von fünf Kindern. Die Eltern waren die Neubrandenburger Apothekertochter Dorothea Maria Siemerling und Justus Friedrich Rümker, der nach erster Advokatentätigkeit in Neubrandenburg nun als Gerichtsverwalter in Burg Stargard fungierte. 

Karl absolvierte nach erster heimischer Beschulung das Berliner Gymnasium zum Grauen Kloster, schloss dann die Berliner Bauakademie mit dem Titel eines „Baucondukteurs“ ab und wirkte kurze Zeit in Hamburg als Mathematiklehrer. 1809 heuerte der junge Mann voller Abenteuerlust als Seemann an. Rümker befuhr mit Schiffen der Ostindischen Compagnie die Weltmeere, wechselte dann zur britischen Marine mit Kriegsteilnahme gegen Frankreich und stieg zum Seeoffizier auf, den besonders die Navigation interessierte. Nach seinem Abschied aus der Marine und Rückkehr nach Hamburg wirkte der nunmehr erfahrene Navigator als Lehrer an der Navigationsschule der Hansestadt. Dann aber folgte er nach mehreren Jahren dem Ruf von Thomas Brisbane, den er aus dem Dienst in der britischen Marine kannte. Der Brite ging von England nach Australien, wurde dort Gouverneur von New South Wales und ließ sofort an seinem Amtssitz Parramatta die erste Sternwarte auf dem Kontinent erbauen. Rümker wurde der erste Leiter, beobachtete den Himmel, sorgte für die zweite Wiederentdeckung eines Kometen nach dem Halleyschen Kometen und erlangte mit seinen Aufzeichnungen sowie Entdeckungen erste internationale Bekanntheit. 

Stargard in Australien

Gouverneur Brisbane war begeistert und überließ dem Deutschen 4000 Quadratkilometer Land, das er nach seinem Geburtsort benannte. Als er für die Fertigstellung eines „umfangreichen Sternekatalogs für den südlichen Himmel“ 1829 zur Beschaffung neuer Instrumente nach London reiste, wurde er in Intrigen der „Royal Astronomical Society“ verwickelt, an die wohl auch sein bisheriger Gönner Brisbane beteiligt war. 

Das bewog Rümker zum Wechsel nach Hamburg, wo er sofort die Leitung der Sternwarte übertragen bekam und zusätzlich auch wieder die Navigationsschule übernahm. Er steigerte die Schülerzahl der Schule binnen weniger Jahre von 60 auf 250, vermittelte den Seeleuten gründliche Navigationskenntnisse und erfreute sich damit größter Wertschätzung. Dazu sorgte er als Chef der Hamburger Sternwarte mit seinen Beobachtungen und einem neuartigen Katalogprojekt mit 12 000 Sternpositionen für internationales Aufsehen. 

Rümker stand mit anderen bekannten Astronomen im Gedankenaustausch, wurde in zahlreiche internationale Fachgremien berufen und erhielt immer wieder Auszeichnungen. Doch trotz der wachsenden Unterstützung durch seine Frau und durch seinen Sohn aus einer früheren außerehelichen Beziehung wuchs ihm das auferlegte Arbeitspensum über den Kopf. Rümker schwächelte, stürzte 1854 von einer Beobachtungsleiter und zog sich nachwirkende Gelenkverletzungen zu. Er musste sich stark einschränken, übergab 1857 die Hamburger Sternwarte in die Hände seines Sohnes George und wechselte mit seiner Frau zur besseren Heilung in den Süden nach Lissabon. Dort erreichte ihn die Nachricht von der Berufung in die  Deutsche Akademie der Naturforscher „Leopoldina“, eine späte Genugtuung. Doch auch das südliche Klima brachte keine Gesundung. Rümker starb am 21. Dezember 1862 im fernen Lissabon. Außer seiner Witwe und seinem Sohn hinterließ er ein beachtliches Lebenswerk mit vielen Erkenntnissen, die er in zahlreichen Schriften wie dem „Handbuch der Schifffahrtskunde“ mit Seemanns-Karten veröffentlicht hatte.

Info  Literatur: George F. J. Bregman: Christian Carl Ludwig Rümker. Australias first Government Astronomer. Royal Australian Historical Society. 1960 – J. Schramm: Sterne über Hamburg. Die Geschichte der Astronomie in Hamburg. Hamburg 2010