23.04.2024

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Folge 21-22 vom 27. Mai 2022 / Niedersachsen / Nachahmung erwünscht / Der Gymnasiast Justus Gieseler über seine Eindrücke zur Verleihung des „Nachwuchspreises Heimatvertriebene“

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-22 vom 27. Mai 2022

Niedersachsen
Nachahmung erwünscht
Der Gymnasiast Justus Gieseler über seine Eindrücke zur Verleihung des „Nachwuchspreises Heimatvertriebene“
Justus Gieseler

Am 12. Mai wurde zum ersten Mal der „Nachwuchspreis Heimatvertriebene“ der Niedersächsischen Landesbeauftragten für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Editha Westmann, in Hannover feierlich verliehen (siehe Seite 16). 

Wer allerdings erwartet hatte, im Festsaal des Alten Rathauses nur auf alte Männer in dunklen Anzügen zu treffen, war vermutlich verblüfft über die vielen jungen, engagierten Frauen, die bei der Veranstaltung hervorstachen.

Wer sich auf Reden mit immer gleichen Inhalten eingestellt hatte, wunderte sich vielleicht. Die Art und Weise, mit der sich die Preisträger zwischen 16 und 30 Jahren mit dem Thema „Flucht und Vertreibung“ auseinandergesetzt hatten, war keinesfalls monoton und langweilig. Die Preisträger wurden von ihren jeweiligen Juroren und Laudatoren vorgestellt, präsentierten aber ihre Projekte selbst, wodurch eine unglaubliche Vielseitigkeit entstand.

Simon Gruninger aus Oldenburg, der von der Autorin Henriette Piper vorgeschlagen worden war, wurde für seinen Dokumentarfilm „Der Segen von Altenberg“ mit einem Förderpreis ausgezeichnet. Die eingespielten Filmsequenzen ließen die Kultur eines ostpreußischen Diakonissenhauses wieder lebendig werden.

Die vier Studentinnen Gina-Marie Kujawa, Laura Menke, Mandy Brandt und Nadine Rüdiger waren mit Michael Hirschfeld, Professor für Neuere und Neueste Geschichte, der sie auch nominiert hatte, von Vechta nach Hannover gekommen. Sie wurden für drei biografische Essays über prominente Heimatvertriebene im Kreis Vechta mit einem Förderpreis ausgezeichnet.

Zwei Hauptpreise verliehen

Die Studentin Melina Eckart von der Georg-August-Universität Göttingen wurde für ihre Masterarbeit über heimatvertriebene junge Frauen in Ostniedersachsen mit einem Hauptpreis ausgezeichnet. Ausdrücklich wies sie auf die Aktualität ihres Themas hin und erinnerte daran, dass überwiegend Frauen die Hauptlast des Fluchtgeschehens zu tragen hätten.

Besonders emotional war für die Anwesenden die Präsentation von Lena Hammann, deren Laudatio Staatssekretärin Sabine Johannsen gehalten hat. Hammann wurde für ihr Buch „Toni Kerstan – Meine Lebensgeschichte“ ebenfalls mit einem Hauptpreis ausgezeichnet. Sie berichtete, wie sie noch als Schülerin in Stade alten Menschen im Seniorenheim vorgelesen habe. In der ersten Zeit kam sie dieser Aufgabe ohne allzu große Begeisterung nach, eher aus Pflichtgefühl habe sie sie wahrgenommen. Doch schließlich lernte Hammann dort die hundertjährige Ostpreußin Toni Kerstan kennen und schätzen. Zwischen beiden Frauen entwickelte sich – über den unglaublichen Altersabstand von 80 Jahren hinweg – eine tiefe Freundschaft. Hammann sog alles auf, was ihr die Seniorin über ihren Lebensweg erzählte, und schrieb es nieder. Ihr Buch schenkte sie Toni Kerstan zu deren 103. Geburtstag. Einige Seiten konnte sie ihr daraus noch vorlesen. Dann verstarb die Ostpreußin.

Zu der würdigen Atmosphäre trugen auch die Musikbeiträge zwischen den einzelnen Präsentationen bei. Josephina Strößner, die selbst in Rostock über die Musik der Heimatvertriebenen promoviert, trug auf der Querflöte ostpreußische Lieder in faszinierenden Interpretationen vor.

Westmann und ihrem Team ist für diese zukunftsweisende Preisverleihung herzlich zu danken – auch für das Projekt insgesamt, das hoffentlich viele Nachahmer findet. 






Justus Gieseler (17 Jahre) besucht das Gymnasium. Im Rahmen eines zweiwöchigen Schulpraktikums konnte er erste Eindrücke von der Arbeit des Verbindungsbüros von Editha Westmann gewinnen.