25.04.2024

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Folge 22-22 vom 03. Juni 2022 / Gesundheit Seit Tagen sorgen Berichte über den Ausbruch von Affenpocken weltweit für Unruhe. Obwohl es derzeit nicht danach aussieht, als ob der Welt eine neue Pandemie bevorsteht, ist Vorsicht geboten / Eine Gefahr ist durchaus gegeben / Experten geben bislang Entwarnung, doch zwei westliche Länder haben bereits Vakzine geordert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-22 vom 03. Juni 2022

Gesundheit Seit Tagen sorgen Berichte über den Ausbruch von Affenpocken weltweit für Unruhe. Obwohl es derzeit nicht danach aussieht, als ob der Welt eine neue Pandemie bevorsteht, ist Vorsicht geboten
Eine Gefahr ist durchaus gegeben
Experten geben bislang Entwarnung, doch zwei westliche Länder haben bereits Vakzine geordert
Wolfgang Kaufmann

Unmittelbar vor der Ausrufung der Corona-Pandemie im März 2020 hieß es noch, das SARS-CoV-2-Virus sei für die Normalbevölkerung ungefährlich und werde sich nur sehr begrenzt weiterverbreiten. Und genau so lauten jetzt auch viele offizielle Verlautbarungen bezüglich des plötzlich stark zunehmenden Auftretens der von dem Monkeypox virus (MPXV) ausgelösten Affenpocken. 

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hält die auffällige Häufung von Neuerkrankungen zwar für besorgniserregend, sieht aber dennoch kein ernsthaftes Risiko für die öffentliche Gesundheit. Angesichts der zunächst niedrigen dreistelligen Zahl von Fällen in rund zwei Dutzend Ländern rund um den Globus, darunter auch Deutschland, meinte die WHO-Expertin Maria Van Kerkhove: „Das ist eine beherrschbare Situation.“ Ganz ähnlich äußerte sich die Direktorin des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC), Andrea Ammon.

Bislang überwiegend milde Verläufe

Und tatsächlich verursachte das MPXV seit seinem ersten Auftreten beim Menschen im Jahre 1970 zumeist nur relativ milde Symptome: Fieber, Kopf- und Rückenschmerzen sowie Lymphknotenschwellungen – dazu kommt ein charakteristischer Ausschlag. Gleichzeitig erfolgt die Übertragung des Virus üblicherweise nicht wie bei Corona durch Aerosole, sondern nur im Rahmen von sehr engen physischen Kontakten zwischen Menschen sowie beim Austausch von Körperflüssigkeiten. Deshalb fanden die meisten dokumentierten Ansteckungen der letzten Zeit im Umfeld von Veranstaltungen der spanischen und belgischen Schwulenszene beziehungsweise unter männlichen Homosexuellen statt. Dass Menschen sich nur relativ schwer mit dem MPXV infizieren, resultiert wahrscheinlich daraus, dass sie genau wie die Affen lediglich Zufallswirte für das Virus sind, welches im Normalfall vor allem Nagetiere befällt.

Allerdings ist der Erreger keineswegs so harmlos und so wenig „pandemietauglich“, wie jetzt noch vielfach behauptet wird. So beträgt die Inkubationszeit bei den Affenpocken bis zu 21 Tage, und es sind analog zu COVID-19 auch asymptomatische Verläufe möglich. 

Das erleichtert die Weitergabe der Krankheit durch Personen, die das Virus bereits in sich tragen. Hierin liegt vermutlich die Ursache der derzeit ungewöhnlich dynamischen Verbreitung von MPXV-Infektionen, die einige Experten beunruhigt. Möglicherweise sind die Affenpocken schon seit Längerem außerhalb ihrer afrikanischen Ursprungsgebiete im Umlauf.

Ein Planspiel mit verheerenden Auswirkungen

Darüber hinaus gibt es mindestens zwei MPXV-Varianten, nämlich den westafrikanischen und den zentralafrikanischen Typ, wobei die Sterblichkeit im Falle des Letzteren immerhin bei bis zu zehn Prozent liegen soll, wohingegen die Letalität des Ersteren als sehr viel geringer eingeschätzt wird. Momentan dominiert der westafrikanische Typ, weshalb es außerhalb von Afrika auch noch zu keinen Todesfällen kam, doch kann sich dies angesichts der Mobilität der Menschen heute durchaus schnell ändern. 

Wohl mit Blick hierauf veranstaltete die Nuclear Threat Initiative zusammen mit der Münchner Sicherheitskonferenz im März 2021 ein Planspiel „zur Reduzierung schwerwiegender biologischer Bedrohungen“. In diesem ging es um „eine tödliche, globale Pandemie mit einem ungewöhnlichen Stamm des Affenpockenvirus, der zuerst in der fiktiven Nation Brinia auftauchte und sich über 18 Monate weltweit ausbreitete.“ Am Ende dieser Simulation gab es dann mehr als drei Milliarden Erkrankte und 270 Millionen Tote.

Ein erstes Vakzin liegt bereits vor

Möglicherweise hat der fatale Ausgang des Planspiels, an dem auch die Bill & Melinda Gates Foundation und Vertreter von Pharma-Firmen wie Johnson & Johnson sowie des eng mit der Pharma-Industrie vernetzten britischen Wellcome Trust mitwirkten, die Biden-Administration dazu bewogen, anlässlich des Publikwerdens des ersten Falles von Affenpocken in den USA am 18. Mai mehrere Millionen Dosen eines Pockenimpfstoffes im Wert von 119 Millionen Dollar zu bestellen. Produzent des also bereits verfügbaren, aber noch nicht umfassend klinisch getesteten Vakzins mit den Handelsnamen „Jynneos“ beziehungsweise „Imvanex“ ist das dänisch-deutsche Biotech-Unternehmen Bavarian Nordic. Zudem wurde inzwischen bekannt, dass auch die Bundesrepublik 240.000 Dosen des Vakzins geordert hat. 

Es gibt also bereits zwei westliche Regierungen, die in puncto Affenpocken doch von einer Gefahr für größere Teile der Bevölkerung ausgehen. Insofern können die nächsten Wochen und Monate noch einige böse Überraschungen mit sich bringen.