Jetzt sind es schon 7,9 Prozent, die Inflation trabt weiter und bricht jahrzehntealte Höchststände. Dabei ist sie mit den Raten der 1970er Jahre gar nicht vergleichbar, weil damals hohe Zinssätze zumindest das Ersparte weitgehend vor dem Geldwertverfall schützten.
Bizarr erscheint es, dass vor allem links orientierte Ökonomen die Inflation für ein minder ernstes Problem halten und das Pochen auf Geldwertstabilität geradezu als konservativen Fetisch abtun. Denn gerade jene Teile des Volkes, um die sich Linke angeblich besonders sorgen, leiden überdurchschnittlich unter der derzeitigen Inflation, etwa Geringverdiener, Hartz-IV-Bezieher oder Kleinrentner.
Das liegt nicht allein daran, dass sie in der Regel nur einkaufen, was sie kaufen müssen. Waren und Dienstleistungen des Luxussegments können sie sich kaum leisten, „Lustkäufe“ sind ohnehin nicht drin. Daher haben solche Menschen auch kaum Spielräume, ihr Konsumverhalten durch Verzicht anzupassen, wenn alles plötzlich immer teurer wird. Wohlhabendere hingegen können flexibler reagieren.
Auch beziffert die amtliche Inflationsrate nur Durchschnittswerte, die aufgrund des alle fünf Jahre angepassten „Warenkorbs“ ermittelt werden. Darin machen Lebensmittel zur Zeit nur 9,7 Prozent aus, weil die Deutschen genau so viel ihres Einkommens für Nahrung ausgeben – im Schnitt! Bei den untersten Einkommensgruppen ist der Anteil weitaus höher. Nun beträgt die Teuerung bei Nahrungsmitteln aber nicht knapp acht, sondern mehr als elf Prozent. Somit trifft die aktuelle Inflationsrate die unteren Schichten spürbar härter als die oberen.
Und auch die Mittelschicht ist stärker betroffen als die Wohlhabenden. Denn während Wohlhabende ihr Vermögen zum Großteil in Sachwerten wie Immobilien, Aktien oder Edelmetallen speichern, die meist mit der Inflation mithalten, horten Mittelschichtler ihre Rücklagen überwiegend in Geldanlagen, die in der zinslosen Inflation schutzlos entwertet werden.