06.05.2024

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Folge 23-22 vom 10. Juni 2022 / Bahn-Drama mit Ansage

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-22 vom 10. Juni 2022

Bahn-Drama mit Ansage
René Nehring

Als Beginn einer Verkehrswende in Deutschland wurde das „9-Euro-Ticket“ von seinen Befürwortern gepriesen. Doch nach seiner Einführung wenige Tage vor dem Pfingstwochenende sehen sich vor allem die Kritiker in ihren Befürchtungen bestätigt. 

Während Vertreter der Deutschen Bahn AG (DB), der privaten Regionalbahnen und des Bundesverbandes Deutscher Verkehrsunternehmen sich weitgehend zufrieden zeigten und den erwarteten „Stresstest“ für bestanden hielten, fällt das Fazit der Personalvertretung der Bahn sowie von Vertretern der Kundschaft deutlich anders aus. 

So kritisiert der Fahrgastverband „Pro Bahn“, dass unzählige Züge auf Hauptstrecken wegen Überfüllung nicht fuhren und auf einzelnen Strecken Fahrräder wegen der Überforderung nicht zugelassen wurden. Der Sozialverband VdK wies darauf hin, dass unter den Zurückgelassenen vor allem Rollstuhlfahrer und Fahrgäste mit Kindern waren – also genau jene Gruppen, die eigentlich Vorrang haben sollten.

Besonders dramatisch fällt die Bilanz der Personalvertretung der Bahn aus. An jedem Tag habe es bundesweit 400 Züge mit zu hoher Auslastung gegeben, sodass Fahrgäste nicht einsteigen konnten. Zudem habe es seitens des Personals pro Tag rund 700 Meldungen von Überlastung, Problemen mit Passagieren oder Störungen an die Einsatzzentrale gegeben, was deutlich mehr sei als an durchschnittlichen Wochenenden und auch mehr als an Pfingstwochenenden vor der Corona-Krise. 

Berichte wie diese zeigen, dass es nicht ausreicht, anstelle einer nachhaltigen Lösung struktureller Probleme den Bürgern ein paar vermeintliche Bonbons wie das „9-Euro-Ticket“ oder den „Tankrabatt“ zuzuwerfen. Niemand lässt dauerhaft sein zuverlässiges Auto stehen, um sich in ein solches Chaos zu stürzen.