06.05.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 23-22 vom 10. Juni 2022 / Porträt / Bouffiers Nachfolger in Hessen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-22 vom 10. Juni 2022

Porträt
Bouffiers Nachfolger in Hessen
Peter Entinger

Seit 23 Jahren stellt die CDU in Hessen den Ministerpräsidenten. Im vergangenen Monat wurden Bedenken laut, die Ära könnte vorbei sein. Nach dem Abschied von Amtsinhaber Volker Bouffier stellte sich der bisherige Landtagspräsident Boris Rhein zur Wahl. Die schwarz-grüne Koalition im Wiesbadener Landtag verfügt geradeso über die erforderliche Mehrheit von 69 Stimmen, und es gab nicht wenige Beobachter, die es für möglich hielten, dass einige Grüne sich enthalten, um Neuwahlen zu erzwingen. 

Doch es kam anders. Der 50-Jährige Rhein erhielt sogar 74 Stimmen, und es wird vermutet, dass einige Abgeordnete von AfD und FDP für ihn stimmten. Beide Parteien hätten im Fall von Neuwahlen mit Verlusten rechnen müssen. Und so kam Rhein, den die Tageszeitung „Die Welt“ kürzlich als „ewigen Wahlverlierer“ tituliert hatte, letztlich ungefährdet ins Amt, und er verteilte gleich artig Blumen in Richtung seines Koalitionspartners. „Die Grünen wissen, dass sie sich auf mich verlassen können“, sagte er und kündigte an, die Hessen-Union „jünger und weiblicher“ machen zu wollen. Vielen Altvorderen in der Hessen-Union, die über Jahrzehnte als konservative Bastion galt, dürfte das nicht gefallen. 

Rhein zog bereits mit 27 Jahren in den Landtag ein, wurde 2009 Innenminister. Es hagelte Skandale, es gab Pleiten, Pech und Pannen. Hoch umstritten, versuchte er sich 2012 auf den Oberbürgermeister-Sessel in Frankfurt zu retten. Doch er unterlag völlig überraschend dem bis dato unbekannten SPD-Kandidaten Peter Feldmann. Doch Bouffier ließ ihn nicht fallen, installierte ihn als Wissenschaftsminister und schließlich als Landtagspräsident. Rhein gilt als versierter Strippenzieher und steht nun in der ersten Reihe.