Ende der 1880er Jahre beschloss die Schweizer Armee, ihre Soldaten mit einem Klappmesser auszustatten, das beim Essen sowie dem Zerlegen der Soldatenbraut, sprich des Gewehrs, helfen sollte. So entstand das Modell 1890 mit Klinge, Dosenöffner, Schlitzschraubenzieher und Ahle sowie Griffschalen aus geschwärztem Eichenholz. Ihm folgten bis heute – nomen est omen – die Modelle 1890, 1908, 1951 und 1961 sowie das Soldatenmesser 08.

Schweizer mag es beschämen, aber die ersten 15.000 Messer kamen 1891 aus dem Deutschen Reich, von der Messermanufaktur Wester & Co. aus Solingen. Die Schweizer Industrie war noch nicht so weit. Erst allmählich gelang es Schweizer und anderen deutschen Unternehmen, den Solingern Konkurrenz zu machen. Seit dem Modell 1961 werden die Schweizer Soldatenmesser ausschließlich in der Schweiz produziert, seit 2005 ausschließlich von Victorinox. 

Die heutige Victorinox AG wurde 1884 von Karl Elsener in Ibach im deutschsprachigen Kanton Schwyz gegründet. Der in diesem Kanton geborene Schweizer Messerschmied, der seine Gesellenzeit in Frankreich und Deutschland verbracht hatte, wagte es, den Solingern Konkurrenz zu machen. Auf seine Initiative hin wurde 1891 der Schweizerische Messerschmiedverband gegründet. Von den diversen Schweizern, die versuchten, mit den Solingern bei den Taschenmessern für die Schweizer Armee auf Augenhöhe zu kommen, blieb allerdings vorerst nur er übrig. 

Seine Versuche, ein leichteres, funktionelleres Nachfolgemodell für das Modell 1900 zu entwickeln, führten zum „Schweizer Offiziers- und Sportmesser“. Vor 125 Jahren, am 12. Juni 1897 wurde es unter diesem Namen gesetzlich geschützt. Obwohl es im Gegensatz zum Modell 1890 nie offizieller Bestandteil der Ausrüstung des Schweizer Soldaten wurde, begründete es als „Original Swiss Army Knife“ den Ruf der Schweiz im Allgemeinen und von Victorinox im Besonderen als Produzent hochwertiger Mehrzwecktaschenmesser. 

Zeitweise hatte Victorinox Konkurrenz im eigenen Land mit dem 1893 in der französischsprachigen Schweiz von Paul Boéchat unter dem Namen Paul Boéchat & Cie. gegründeten Unternehmen Wenger. Ab 1901 lieferte diese Firma auch Taschenmesser an die Schweizer Armee. 2005 übernahm jedoch Victorinox Wenger und ließ 2013 auch die Taschenmessermarke Wenger vom Markt verschwinden. Es blieb Victorinox.

Dank Victorinox ist die Schweiz mittlerweile ein führender Exporteur von Soldatenmessern, statt diese einzuführen. Über zwanzig Staaten auf der Welt importieren ihre Soldatenmesser aus der Eidgenossenschaft, darunter auch der ehemalige Soldatenmesserexporteur Deutschland.