06.05.2024

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Folge 23-22 vom 10. Juni 2022 / Buchvorstellung in Allenstein / Diskussion über berüchtigten Gauleiter / Der Historiker Ralf Meindl stellte sich im Rahmen einer Lesung Fragen zu seinem Buch über Erich Koch

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-22 vom 10. Juni 2022

Buchvorstellung in Allenstein
Diskussion über berüchtigten Gauleiter
Der Historiker Ralf Meindl stellte sich im Rahmen einer Lesung Fragen zu seinem Buch über Erich Koch
Dawid Kazanski

Auf einem Autorentreffen präsentierte Ralf Meindl sein Buch über Erich Koch. Ende April fand im Gebäude des Nordinstituts in Allenstein [Olsztyn] eine Präsentation der veröffentlichten Biographie des Gauleiters statt. Der Autor des Buches ist ein Historiker und ehemaliger Mitarbeiter des Instituts für Geschichte und Biographie und derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut in Warschau, dessen tägliches Leben mit Allenstein verbunden ist.

Die Persönlichkeit des berüchtigten ostpreußischen Gauleiters Erich Koch (1896–1986), der von der polnischen Justiz zum Tode verurteilt wurde (das Urteil wurde jedoch nicht vollstreckt), erregt noch immer Kontroversen, Interesse und Wut unter den noch lebenden Ostpreußen. 

Neben einer biographischen Darstellung der Person und ihres politischen Lebenslaufs zeigt der Autor in seinem Buch die Mechanismen der nationalsozialistischen Partei auf, wie sie auf Ostpreußen übertragen wurden. Das Buch stellt die Beziehungen innerhalb der Partei und die Rangordnung recht genau dar. Die Entwicklung von Kochs Haltung, wie er Gauleiter von Ostpreußen wurde, und die ideologische Auseinandersetzung unter anderem mit Alfred Rosenberg im Kampf um eine Position in der Partei sind Themen, die oft übersehen oder schlichtweg nicht beachtet werden. 

Jetzt, da der Krieg in der Ukraine im Gange ist, wird einmal mehr deutlich, wie wichtig dieses Land für ganz Europa ist. Während des Zweiten Weltkriegs war es für Deutschland auch aus wirtschaftlicher Sicht wichtig, die Kontrolle über das 

ukrainische Gebiet auszuüben, das von Erich Koch verwaltet wurde. 

Die Biographie richtet sich an polnische Leser, die sich für das Thema interessieren. Ein Beweis für das große Interesse an dem Thema ist die Tatsache, dass der Raum, in dem die Präsentation des Buches stattfand, vollständig gefüllt war. 

Mutige Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte

Meindls Koch-Biographie zeigt, dass sich die Deutschen nicht vor ihrer Geschichte verschließen und mutig auch deren dunkle Seiten anklagen. Das nun auf Polnisch erschienene Buch ist eine Übersetzung und Ergänzung zu der 2007 in Osnabrück erschienenen Arbeit „Ostpreußens Gauleiter: Erich Koch – eine politische Biographie“. Während des Schriftstellertreffens, das in Form eines Interviews mit dem Autor durchgeführt wurde, fand eine Diskussion statt, bei der die Teilnehmer auch Fragen stellen konnten.

Autor Meindl, Jahrgang 1971, studierte, promovierte und unterrichtete an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau. Als Historiker arbeitete er für die Museen der Stadt Lüdenscheid sowie für das Institut für Biographie und Geschichte der Fern-Universität Hagen. Von 2012 bis 2014 war er Vorsitzender des Historikerlabors, eines Vereins zur Geschichtsvermittlung, der unter anderem Dokumentar-Theater zur Wannseekonferenz und zur deutschen Besatzung in der Sowjetunion erarbeitet und aufgeführt hat. Von 2014 bis 2019 war Meindl als ifa-Kulturmanager beim Verband der Deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren in Allenstein tätig. 

Ralf Meindl: „Gauleiter Prus Wschodnich Erich Koch – biografia polityczna”, Instytut Północny im. W. Kętrzyńskiego, Poznań-Olsztyn 2022, 419 Seiten