28.03.2024

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Folge 24-22 vom 17. Juni 2022 / Biontech / Ein „Zockerpapier“? / Wie sich der Kurs der „Lieblingsaktie der deutschen Privatanleger“ entwickeln wird

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-22 vom 17. Juni 2022

Biontech
Ein „Zockerpapier“?
Wie sich der Kurs der „Lieblingsaktie der deutschen Privatanleger“ entwickeln wird
Peter Entinger

Der Mainzer Pharmahersteller Biontech entwickelte gemeinsam mit dem US-Riesen Pfizer den Impfstoff Comirnaty. Dieser Erfolg spiegelt sich auch Zahlen wider. Der Nettogewinn betrug im vergangenen Jahr zehn Milliarden Euro. Eine knappe halbe Milliarde Euro Sonderdividende und knapp eineinhalb Milliarden Euro für den Rückkauf gingen auf die Konten der Aktionäre. Allein im ersten Quartal kam ein Gewinn von 3,7 Milliarden Euro hinzu. Mit 6,4 Milliarden Euro setzte das Biotech-Unternehmen fast dreimal so viel um, wie im Vorjahreszeitraum. 

Dennoch haben Analysten in den zurückliegenden Monaten interessante Kursschwankungen beobachtet. Die Aktie steht seit einigen Wochen bei rund 150 Euro. Mal ein paar Euro mehr, mal ein paar weniger. Im Sommer 2021 lag der Wert schon mal bei weit über 300 Euro. „Die Lieblingsaktie der deutschen Privatanleger ist ein Zockerpapier“, analysierte das „Handelsblatt“ kürzlich und bezifferte den Börsenwert auf 37 Milliarden Euro. Das ist im Vergleich zu anderen Wertpapieren ein Spottpreis. 

„Bei den großen internationalen Anlegern ist Biontech überhaupt nicht dabei“, erklärt der Börsen-Experte Hendrik Leber und fügt hinzu: „Mir geht es immer so, wenn ich dann in die USA reise oder in die Schweiz und rede über den Biontech, dann kennen die das gar nicht. Die sagen nur das Pfizer-Vakzin.“ Daraus folgt laut seiner Ansicht, dass die Aktie regelrecht unter Wert verkauft wird. „Ich glaube einfach, wir haben da ein Juwel vor der Nase. Und da die Welt es noch nicht entdeckt hat, ist sie billig.“ 

Analysten halten die derzeitigen Kursschwankungen für normal. Dass Biontech eines Tages wieder in die Bedeutungslosigkeit verschwinden könnte, glaubt niemand. Ist die Nachfrage nach Impfstoff groß, steigt die Aktie. Derzeit ruht das Thema Corona in der öffentlichen Wahrnehmung. Und schon sinkt der Kurs. 

Probleme mit der Omikron-Variante

Das könnte sich aber schon bald wieder ändern. Zumindest die politischen Rahmenbedingungen sind günstig. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist ein bekennender Impf-Freund und preist das deutsche Biontech-Vakzin in den höchsten Tönen. 

Doch der neue, angepasste Impfstoff lässt auf sich warten. Die europäische Arzneimittel-Agentur EMA hatte die Pharmafirmen aufgefordert, nicht nur einen sogenannten monovalenten, also speziell auf Omikron zugeschnittenen Impfstoff zu entwickeln, sondern auch Versionen, die eine Kombination von Varianten umfasst. Ursprünglich wollte Biontech bis Ende April eine angepasste Version auf den Markt bringen. Nun soll es spätestens im Herbst so weit sein. 

Doch die Forscher haben schon weitere Pläne. Im Bereich Krebsbehandlung befinden sich 16 Produktkandidaten in klinischen Studien, fünf davon stecken bereits in der zweiten Phase. Besonders weit ist Biontech bei der Entwicklung eines Impfstoffes, der gegen bisher unheilbare Hirntumore eingesetzt werden soll. Sollten die Studien erfolgreich sein, wäre das kleine Mainzer Unternehmen spätestens dann ein „global Player“.