19.04.2024

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Folge 24-22 vom 17. Juni 2022 / Kino / Der Mann hinter Elvis

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-22 vom 17. Juni 2022

Kino
Der Mann hinter Elvis
Harald Tews

„Elvis“ heißt der Film, aber im Mittelpunkt steht nicht der King des Rock ’n’ Roll, sondern ein ganz anderer. Es geht um einen gewissen Colonel Tom Parker, den wahrscheinlich nur wahre Elvis-Fans als die graue Eminenz kennen, welche die Karriere des Sängeridols gemanagt hat. Im Film „Elvis“, dessen Kinostart am 23. Juni vor allem die deutsche Elvis-Presley-Gemeinde voller Vorfreude entgegensieht, wird schnell klar, warum der Colonel seinen singenden Befehlsempfänger in den Schatten stellt: Er wird gespielt von Tom Hanks.

Man muss allerdings genau hinsehen, um hinter der Maske des fettleibigen Managers die Hollywoodlegende zu erkennen, die man aus „Forrest Gump“, als Astronaut Lovell in „Apollo 13“ oder als auf einer einsamen Insel gestrandeten Paketzulieferer in „Cast Away“ lieben- und schätzen gelernt hat. Für seine neue Rolle hat sich Hanks zum adipösen Durchschnittsamerikaner mit Schwabbelbauch und Doppelkinn verwandelt und ist damit meilenweit entfernt vom Hollywood-Ideal der auf kosmetischen Hochglanz retuschierten Kinofiguren.

Den Mut zur Hässlichkeit gönnen sich Kinostars nur bei Regisseuren ihres Vertrauens. Der Australier Baz Luhrmann ist solch ein Filmemacher, der schon in „William Shakespeares Romeo + Julia“ oder in „Moulin Rouge“ seine Akteure ins rechte Licht zu setzen vermochte. Ähnlich wie diese Filme ist auch „Elvis“ eine knallbunte Nummernrevue, die mit waghalsigen Kameraeinstellungen, rasanten Schnitten, Bildschirmteilungen („Split Screen“) und schwindelerregender Musik-Mixtur so süchtig macht wie ein Elvis-Konzert in Las Vegas. Das Problem bei diesem visuellen und akustischen Konzept ist, dass die Handlung dahinter verschwindet.

Vielleicht hat das Methode, denn viel zu erzählen gibt es nicht. Da entdeckt dieser aus den Niederlanden stammende „Colonel“, der nie gedient hat und die Armeebezeichnung nur als Ehrentitel erhielt, den jungen Elvis auf einer Talentshow. Weil sein Auftritt dem eines Superhelden aus einem Comic gleicht, nimmt er ihn unter die Fittiche. Über 20 Jahre dauert diese Beziehung, in der er Elvis wie eine Zitrone ausquetscht, ihm eine Welttournee verweigert, um ihm lukrativere Auftrittsverträge in Las Vegas zuzuschustern und der bis zu 50 Prozent an den Vermarktungsgewinnen seines Stars beteiligt ist. Hanks ist so grandios in der Rolle dieses Halsabschneiders, dass man Austin Butler als Elvis und Olivia DeJonge als dessen Frau Priscilla bedauern muss: In  dem über zweieinhalbstündigen Kinospektakel werden sie einfach platt gedrückt von diesem dicken Tom Hanks.