29.03.2024

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Folge 24-22 vom 17. Juni 2022 / Nörvenich / Das Ende des Kunstflugs bei der Luftwaffe

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-22 vom 17. Juni 2022

Nörvenich
Das Ende des Kunstflugs bei der Luftwaffe
Manuel Ruoff

An den Feierlichkeiten zum 70. Thronjubiläum der britischen Königin Elisabeth II. war auch die Royal Air Force mit einem Formationsflug über dem Buckingham-Palast beteiligt. Mehr als 70 Hubschrauber und Flugzeuge flogen sechs Minuten am Himmel über London. Ein Höhepunkt war dabei eine aus 15 Maschinen geformte „70“. 

Luftstreitkräfte nutzen ihr Gerät gerne bei Staatsfeiern, Tagen der offenen Tür und dergleichen Gelegenheiten für derartige Showeinlagen. Sie zeigen damit Präsenz und vermitteln Laien und Zivilisten ein mehr oder weniger beeindruckendes Bild von ihrer Leistungsfähigkeit. Manche unterhalten zu diesem Zweck gar eigene Kunstflugstaffeln. Zu nennen sind hier die „Red Arrows“, die „Patrouille de France“, die „Patrouille Suisse“, die „Frecce Tricolori“, die „Blue Angels“, die „Thunderbirds“, die „Russkije Witjasi“ oder die „Türk Yıldızları“.

Die deutsche Luftwaffe hat keine derartige Kunstflugteams, aber das war nicht immer so. Nachdem in der Bundesrepublik die Entscheidung für die Anschaffung der Lockheed F-104 „Starfighter“ gefallen war, wurde auch ein mit diesen Maschinen ausgestattetes Kunstflugteam aufgestellt. Vor 60 Jahren, am 20. Juni 1962, sollte das Team seine Premiere anlässlich eines Festaktes zum fünfjährigen Bestehen des Jagdbombergeschwaders 31 und dessen Ausrüstung mit dem „Starfighter“ über dem Fliegerhorst Nörvenich haben. 

Am Nachmittag des Vortags fand eine Probe statt. Offenbar verlor dabei die Formation – beziehungsweise deren Führer – in tieffliegenden Wolken die Orientierung, kam zu niedrig und bohrte sich mit allen vier Maschinen nahe Balkhausen in den Boden eines Braunkohlentagebaus. 

Nach dem Unglück wurde der Festakt abgesagt. Stattdessen fand zwei Tage später eine Trauerfeier für die vier verunglückten Piloten statt. Der Bundesverteidigungsminister hielt die Trauerrede. Es war das Ende des Kunstflugs in der Luftwaffe. Die bestehenden Teams wurden aufgelöst, die Aufstellung neuer verboten. 

Die Bundesmarine folgte Jahrzehnte später. Dort bildete das Ende ein letzter Auftritt der „Starfighter“ der „Vikings“ im Jahre 1986 beim Flugtag des Jagdgeschwaders 74 in Neuburg.

Danach war militärischer Kunstflug in der Bundesrepublik nur noch von ausländischen Formationen zu sehen. Hier bildete das von der „Frecce Tricolori“ ausgelöste Flugtagunglück von Ramstein 1988 eine tiefe Zäsur. Nach einem anfänglichen generellen Verbot sind Kunstflugvorführungen seit 1991 nur noch unter Beachtung restriktiver Sicherheitsauflagen möglich.