Am 7. Dezember 1941 attackierte das Kaiserreich Großjapan den US-amerikanischen Stützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii, woraufhin die Vereinigten Staaten dem Angreifer den Krieg erklärten. Am 11. Dezember 1941 gaben die beiden anderen Mächte der „Achse Berlin-Rom-Tokio“ eine Kriegserklärung an die Adresse Washingtons ab. Was in der Zeit dazwischen geschah, beschreiben der irische Historiker Brendan Simms und dessen britischer Kollege Charlie Ladermann in „Fünf Tage im Dezember“.
Sie gehen vor allem der Frage nach, wieso Hitler die höchst fatale Entscheidung traf, nun auch den Riesen Amerika herauszufordern, obwohl die Wehrmacht zu diesem Zeitpunkt bereits in Nordafrika und der Sowjetunion in schwere Kämpfe verwickelt war. Für das Autorenduo handelte es sich nicht um einen aus überschwänglichem Leichtsinn oder blinder Bündnistreue gegenüber Japan resultierenden Fehler des „Führers“, sondern um das Ergebnis geopolitischer Erwägungen: Hitler interpretierte die unübersehbare Feindschaft Amerikas gegenüber dem Dritten Reich als Auswirkung der „jüdischen Weltverschwörung“, weshalb er sich zum präventiven Handeln genötigt sah.
Das wiederum verschaffte dem US-Präsidenten Roosevelt aber erst die Handhabe, in Europa zu intervenieren, denn ohne die Kriegserklärung Deutschlands hätten die Isolationisten im Kongress dies aller Wahrscheinlichkeit nach verhindert. Allerdings war Amerika nun ebenfalls gezwungen, an mehreren Fronten zu kämpfen, was Hitler als Vorteil sah. Und er brauchte keine Rücksicht mehr auf die öffentliche Meinung in den USA zu nehmen, wenn es um die Behandlung der Juden ging. Insofern bereitete die Kriegserklärung vom 11. Dezember 1941 auch den Weg in den Holocaust.
Ansonsten schildern die Autoren parallel das, was während der bewussten fünf Tage im Dezember 1941, die die Welt für immer veränderten, in den USA, Italien, Japan, Großbritannien und der Sowjetunion geschah. Dabei weisen sie nach, dass Mussolini glaubte, die italienische Wirtschaft sei der amerikanischen überlegen. In den Vereinigten Staaten wiederum kippte die Stimmung nach Pearl Harbor und der Kriegserklärung Deutschlands und Italiens nicht so radikal in Richtung einer einheitlichen nationalen Anstrengung, wie die Propaganda dies glauben zu machen versuchte: Viele Schwarze in den USA hielten die dortige Demokratie wegen der Rassentrennung kaum für verteidigenswert.
Brendan Simms/Charlie Laderman: „Fünf Tage im Dezember. Von Pearl Harbor bis zur Kriegserklärung Hitlers an die USA. Wie sich 1941 das Schicksal der Welt entschied“, Deutsche Verlags-Anstalt, München 2021, gebunden, 638 Seiten, 32 Euro