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Folge 25-22 vom 24. Juni 2022 / Geldwert / Die EZB hat vor der Inflation kapituliert / „Engagement ohne Grenzen“: Die uferlose Gelddruckerei soll trotz der bereits galoppierenden Entwertung des Euro fortgesetzt, ja sogar verstärkt werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-22 vom 24. Juni 2022

Geldwert
Die EZB hat vor der Inflation kapituliert
„Engagement ohne Grenzen“: Die uferlose Gelddruckerei soll trotz der bereits galoppierenden Entwertung des Euro fortgesetzt, ja sogar verstärkt werden
Hans Heckel

Es war ausgerechnet das deutsche Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel, das die faktische Kapitulation der Europäischen Zentralbank (EZB) vor der anrollenden Inflation verkündete. Das klassische Mittel der Inflationsbekämpfung ist die Anhebung des Leitzinses durch die Notenbank. Damit werden Kredite teurer, was Konsum und Investitionen verteuert, während Sparen wieder attraktiver wird. Beides zieht Geld aus dem Markt und mindert so die Nachfrage, was den Spielraum für Preisanhebungen eindämmt.

Nachdem die Inflation auf acht Prozent gestiegen war, reagierte die EZB lediglich am 8. Juni mit der Ankündigung, den Leitzinssatz im Juli um mickrige 0,25 Prozent anzuheben, womit sich der Satz immer noch im Bereich der Nulllinie bewegen würde. Dieser Tippelschritt reichte aus, dass an den Anleihemärkten sofort Unruhe ausbrach. Offenbar traut man der Zahlungsfähigkeit von Ländern wie Italien oder Griechenland so wenig, dass diese Staaten schlagartig mehr Zinsen für neue Schulden zahlen mussten.

Die beiden Länder wurden über Jahre mit frisch „gedruckten“ Milliarden von der EZB mit Geld versorgt. Dadurch rutschten sie immer tiefer in den Schuldensumpf, weshalb jetzt schon die kleinste Zinsanhebung die Gefahr eines Staatsbankrotts am Horizont erscheinen lässt. Wie Drogenabhängige benötigen die Euro-Länder im Süden immer mehr Notenbankgeld, um nicht abzustürzen.

Schnabel versprach nur sechs Tage nach der Zinsankündigung der EZB, dass man den Südstaaten mit neuem Notenbankgeld aushelfen werde. „Dieses Engagement kennt keine Grenzen“, so die EZB-Direktorin. Das heißt, dass die Notenbank endlos Inflationsgeld produzieren wird, um ein Abdriften der Länder in eine neue Schuldenkrise zu verhindern.

Fehlkonstruktion von Anfang an

Dort wird das Geld unter anderem für soziale Wohltaten ausgegeben. In Italien sind die Renten höher als in Deutschland, obwohl die Lebensarbeitszeit deutlich kürzer ausfällt. Damit gelangt das frische Notenbankgeld dann in den Umlauf, wo es die Nachfrage anhebt und damit die Preise treibt, was im „Zeitrundeneffekt“ der Erfahrung zufolge zu höheren Lohn- und Rentenforderungen führt, damit die höheren Preise bezahlbar bleiben – eine klassische Inflationsspirale.

Dass Schnabel unverdrossen vom Ziel der „Preisstabilität“ redet, an dem die EZB angeblich festhalte, darf als Propaganda verbucht werden. In Wahrheit betreibt die Notenbank das genaue Gegenteil. Selbst der französische Wirtschaftsexperte FranÇois Lenglet, dessen Land ebenfalls in der Schuldenfalle sitzt, konstatiert, die EZB habe die Kontrolle verloren. Der Kontrollverlust ist die Quittung für die bodenlose Gelddruckerei, mit der seit der Finanzkrise alle Fehlentwicklungen finanziell verkleistert wurden, statt die Probleme wirklich anzugehen oder einfach zuzugeben, dass der Euro von Anfang an eine Fehlkonstruktion war, die abgewickelt gehört.

Denn Deutschland beispielsweise könnte die Leitzinsen vor dem Hintergrund seiner vergleichsweise moderaten Verschuldung durchaus anheben. Nur ein Land wie Italien eben nicht, da ihm selbst winzige Zinsanhebungen, wie Mitte Juni gesehen, bereits massiv zusetzen und sein gesamtes Schuldenkonstrukt in Richtung Kollaps treiben. Für Deutschland und die deutschen Sparer gilt nun: mitgefangen, mitgehangen.

Der triumphale Aufstieg der Linkspopulisten bei den französischen Parlamentswahlen am Sonntag wird den Abstieg weiter beschleunigen, da schuldenfinanzierte soziale Wohltaten zum Kernbestand linkspopulistischer Politik gehört. Vor zehn Jahren sagte der damalige EZB-Chef und heutige italienische Ministerpräsident Mario Draghi, der Euro werde verteidigt, „was immer es auch kostet“. Was es kostet, wird sich bald schmerzhaft zeigen: Ersparnisse, Wohlstand sowie wirtschaftliche und politische Stabilität – und am Ende gar vielleicht die Existenz der Europäischen Union selbst.