29.03.2024

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Folge 25-22 vom 24. Juni 2022 / Korruption Es besteht die Gefahr, dass die vom Westen der Ukraine gelieferten Waffen spätestens nach dem Ende des Krieges von Terroristen oder gewöhnlichen Kriminellen im Westen eingesetzt werden / An Kiew gelieferte Waffen im Darknet angeboten / Der israelische Cybersicherheitsdienstleister KELA berichtet von regem Handel im Netz – Ist bald Krieg auf unseren Straßen?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-22 vom 24. Juni 2022

Korruption Es besteht die Gefahr, dass die vom Westen der Ukraine gelieferten Waffen spätestens nach dem Ende des Krieges von Terroristen oder gewöhnlichen Kriminellen im Westen eingesetzt werden
An Kiew gelieferte Waffen im Darknet angeboten
Der israelische Cybersicherheitsdienstleister KELA berichtet von regem Handel im Netz – Ist bald Krieg auf unseren Straßen?
Wolfgang Kaufmann

Kriegswaffen können in die Hände von Terroristen oder Schwerkriminellen gelangen. Das zeigen nicht zuletzt die Erfahrungen aus den Konflikten auf dem Balkan sowie im Irak, Syrien und Afghanistan. Und nun sind auch die ersten Angebote im Darknet, also dem nicht so leicht zugänglichen „dunklen“ Teil des Internets, aufgetaucht, die sich auf Kriegsgerät beziehen, das der Westen derzeit in die Ukraine liefert. Die diesbezüglichen Hinweise stammen von dem israelischen Cybersicherheitsdienstleister KELA und wurden im Laufe dieses Monats durch verschiedene Medien aufgegriffen.

Laut den Recherchen von KELA bieten mehrere „Märkte“ innerhalb des 

Darknet Waffen feil, die aus ukrainischen Beständen stammen sollen. Einer davon ist „Thief“, auf dem es neun Angebote von drei potentiellen Verkäufern gibt. Der erste nennt sich „Weapons Ukraine“ und hat Gewehre, Handgranaten sowie kugelsichere Westen auf seiner Liste bei einer Preisspanne von 1100 bis 3600 US-Dollar. Wie „Weapons Ukraine“ mitteilt, kam es bereits zu 32 Geschäftsabschlüssen. Der zweite Anbieter namens „Big Discounts on Weapons“, der angeblich direkt in Kiew sitzt, verspricht die Lieferung von US-amerikanischen Panzerabwehrlenkwaffen vom Typ FGM-148 Javelin zum Stückpreis von 30.000 Dollar. Und die Produktpalette des dritten Anbieters „Black Market Guns“ umfasst unter anderem schwedische NLAW-Panzerabwehrraketen für je 15.000 Dollar und US-amerikanische Kamikaze-Drohnen vom Typ AeroVironment Switchblade (Sprungmesser) für 7000 Dollar.

Pentagon sieht eine Kampagne

Drei Erklärungen scheinen möglich. Zum Ersten könnte es sich um Einzelfälle handeln, um Waffen, die von kriminellen Militärs oder anderen Einzelpersonen abgezweigt wurden, bevor sie an die Front gelangten. Zum Zweiten könnten systematische Waffenschiebereien im größeren Ausmaß stattfinden, an denen etliche hochrangige Offiziere und Zollbeamte beteiligt sind. Immerhin müssen die „Lieferungen“ ja irgendwie aus der 

Ukraine herausgelangen. Es ist zum Dritten aber auch denkbar, dass hier Betrüger am Werk sind, die gar nichts anzubieten haben, oder aber eine vom russischen Geheimdienst initiierte Desinformationskampagne dahintersteckt, deren Ziel darin besteht, den Westen von weiteren Waffenlieferungen an die Ukraine abzuhalten. Letzteres behauptete naheliegenderweise der Pentagon-Sprecher Eric Pahon im Interview mit „Fox Business“. 

Waffen gehen einfach „verloren“

Allerdings meinen die KELA-Mitarbeiter, dass die Angebote tatsächlich von Anbietern in der Ukraine erstellt wurden. Darüber hinaus ist das osteuropäische Land schon seit 2014 für das massenhafte Verschwinden von Kriegswaffen bekannt. So gingen während der Kämpfe gegen die prorussischen Separatisten in den Verwaltungsbezirken Donezk und Lugansk innerhalb von nur zwei Jahren 300.000 Handfeuerwaffen „verloren“, von denen lediglich 4000 wieder auftauchten.

Daher ertönen nun etliche besorgte Stimmen. „Da sind wirklich beachtliche Risiken mit diesen Waffenlieferungen in die Ukraine verbunden“, stellte Nils Duquet, der Direktor des Flemish Peace Institute, gegenüber dem Fernsehsender France24 fest. 

„Wie in Lateinamerika“

Und auch der Generalsekretär der Internationalen kriminalpolizeilichen Organisation (Interpol) und die Vorsitzende des Europäischen Polizeiamtes (Europol), Jürgen Stock und Catherine De Bolle, zeigten sich alarmiert, wobei die beiden fürchten, dass wir das Schlimmste noch vor uns haben, wenn denn dann irgendwann die Kampfhandlungen beendet sind. Stock sagte, erst wenn an der Front Ruhe herrsche, würden die Kriegswaffen als illegale Waffen auf den Schwarzmarkt gelangen. „Das kennen wir von vielen anderen Konfliktschauplätzen.“ De Bolle wiederum verglich das dann zu erwartende Niveau der Gewalt in Europa mit dem in jenen lateinamerikanischen Staaten, die momentan als absolute Hochburgen der Kriminalität gelten.

Wenn die von KELA entdeckten Angebote authentisch sind, könnte der Krieg auf unseren Straßen aber auch schon in näherer Zukunft beginnen. Aber egal, wann es losgeht, für die Sicherheitskräfte ergeben sich auf jeden Fall ganz neue Herausforderungen. Schließlich hätten selbst die professionell trainierten und ausgerüsteten Sondereinsatzkommandos der Polizei kaum eine Chance auf dem „Gefechtsfeld“, wenn sie plötzlich auf entschlossene Personen mit Panzerabwehrlenkwaffen und Kamikaze-Drohnen treffen. Dann könnten sich die Einsatzfahrzeuge der Elitepolizisten binnen Sekunden in Schrotthaufen verwandeln, während eventuelle Überlebende hilflos zusehen müssten, wie Attentäter ein Blutbad anrichten oder Mafiosi ihren kriminellen „Geschäften“ nachgehen.

Polizeigewerkschaft warnt

Und es sollte sich niemand der Illusion hingeben, dass die Anforderungen beim Umgang mit hochtechnologischen Kriegswaffen die Fähigkeiten von Kriminellen oder Terroristen übersteigen. Wie der bayerische Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Jürgen Köhnlein, unlängst enthüllte, weilen „Extremisten jeglicher Couleur“ bereits seit Monaten in der Ukraine, um sich mit Javelin, NLAW und Switchblade vertraut zu machen.