25.04.2024

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Folge 25-22 vom 24. Juni 2022 / Russisch-Orthodoxe Kirche / Auslandskirche geht auf Distanz zu Kyrill I. / Im Gegensatz zu seinem Patriarchen ergreift Metropolit Mark im Ukrainekrieg eindeutig Partei für Kiew

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-22 vom 24. Juni 2022

Russisch-Orthodoxe Kirche
Auslandskirche geht auf Distanz zu Kyrill I.
Im Gegensatz zu seinem Patriarchen ergreift Metropolit Mark im Ukrainekrieg eindeutig Partei für Kiew

Nachdem am 16. Mai das bisherige Oberhaupt der in New York sitzenden Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland (ROKA), der Metropolit Hilarion mit dem Taufnamen Igor Kapral, gestorben war, hat der in Chemnitz geborene Metropolit von Berlin, der Erzbischof Mark mit dem weltlichen Namen Michael Arndt, kommissarisch dessen Platz übernommen. In einem Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Deutschlandfunk bezeichnete Metropolit Mark zunächst den Krieg Russlands in der Ukraine, wie alle Kriege, als Verbrechen. Wenn Menschen aufeinander schössen, statt miteinander zu reden, sei das eine Bankrotterklärung der Menschheit, sagte er. 

Zeitweise verzichtete Metropolit Mark auf das Gebet für den Patriarchen von Moskau und der ganzen Rus und damit den Vorsteher der Russisch-Orthodoxen Kirche (ROK), Kyrill I. und stellte es den Priestern seiner 400 Gemeinden weltweit zunächst frei, in der Liturgie für diesen zu beten. Auch wandte sich der Geistliche gegen die Aussage seines Patriarchen, es handele sich bei dem Krieg um einen „metaphysischen Kampf“ des Guten (Russland) gegen das Böse (Westen).

Metropolit Mark, der in einem Kloster in München lebt, hatte zu Beginn des Krieges für Aufsehen gesorgt, weil er dem Westen in einem Interview mit dem Deutschlandfunk eine Mitschuld an dem Ukrainekrieg gegeben hatte. Mittlerweile präzisierte er dies, indem er sagte, dass der Westen nicht bereits 2014 erkannt habe, dass es sich bereits bei der russischen Besetzung und Annexion der Krim und des Donbass um eine kriegerische Aktion gehandelt habe. Weil der Westen damals kaum davon Notiz genommen und nur wenig reagiert hätte, trage er eine Mitschuld, dass diesen Februar der zweite Teil des Krieges begonnen habe. Russlands Präsident Wladimir Putin hätte aus dem Verhalten des Westens den Schluss gezogen, dieser dulde sein Handeln.

Anders als viele deutsche und europäische Politiker hat sich Metropolit Mark Ende Mai dafür ausgesprochen, die Ukraine in die EU aufzunehmen, obwohl dies das Missfallen Russlands erregen würde. Der Ukrainekrieg werde die orthodoxe Kirche „ganz sicher“ verändern, „und leider nicht zum Guten“, befürchtet er. Der ukrainische Teil seiner Kirche werde nach allem was schon passiert sei, sicher nicht bei dem russischen Teil bleiben wollen, so der Metropolit. 

Dabei stellten die Ukrainer einst die gläubigsten Mitglieder in der ROK. Zur Sowjetzeit befanden sich acht Zehntel aller zugelassenen orthodoxen Kirchengemeinden und offenen Klöster in der UdSSR auf dem Gebiet der Ukraine, in Russland nur ein Zehntel. Auch in den Auslandsgemeinden bilden oft die Ukrainer das Rückgrat dieser Kirche, das dabei ist wegzubrechen. Die ROK ist mit rund 150 Millionen Gläubigen die mit Abstand größte orthodoxe Nationalkirche der insgesamt 300 Millionen orthodoxen Gläubigen weltweit.

Metropolit Mark kündigte an, er werde bei der geplanten Bischofsversammlung seiner Kirche vom 13. bis 21. September in New York nicht für das Amt des Auslands-Chefs der Kirche kandidieren. Ein 81-Jähriger solle nicht noch einen neuen Posten übernehmen.Bob