24.04.2024

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Folge 25-22 vom 24. Juni 2022 / Zwischenruf / Beschämender Kniefall

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-22 vom 24. Juni 2022

Zwischenruf
Beschämender Kniefall
Robert Mühlbauer

Im Springer-Konzern knirscht es seit Wochen nach einem transgender-kritischen Gastbeitrag in der Zeitung „Die Welt“. Der Streit zeigt wie in einem Brennglas, wie groß Einfluss und Macht der LGBTQ-Lobby (die Abkürzung steht für „lesbisch, schwul, bi-, transsexuell, queer“) inzwischen geworden ist. Eigentlich vertritt sie nur eine kleine Minderheit. Doch in Medien und Politik ist diese weit überrepräsentiert. Und sie zieht effektiv die Grenzen der Meinungsfreiheit immer enger.

Doch der Reihe nach. Zuerst wagte es die „Welt“, einen Gastbeitrag von fünf Wissenschaftlern zu drucken, darunter der Kinderpsychiater Alexander Korte sowie Biologen und ein Politologe, die auf die massive Transgender-Propaganda im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und besonders in Jugendprogrammen des ÖRR hinwiesen. „Warum werden Kinder auf Kanälen, welche die wenigsten Eltern überhaupt auf dem Radar haben dürften, indoktriniert und – anstelle einer altersgerechten Sexualaufklärung – aufdringlich sexualisiert?“, fragten sie. Sogar in der „Sendung mit der Maus“ werde für das neue grün-liberale Transsexuellen-„Selbstbestimmungsgesetz“ Werbung gemacht.

Der Einsatz von Pubertätsblockern, die Gabe gegengeschlechtlicher Hormone und die chirurgische Entfernung von Penis, Brust und Gebärmutter würden in Sendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks als unproblematische Eingriffe beworben, monierten die Autoren, die ein 50-seitiges Dossier zusammengestellt und dazu einen Aufruf mit 120 anderen Wissenschaftlern verfasst hatten. Ihr Beitrag endete mit dem Appell: „Es kann nicht angehen, dass eine kleine Anzahl von Aktivisten mit ihrer ‚woken‘ Trans-Ideologie den ÖRR unterwandert, Falschdarstellungen als vermeintlichen Stand der Wissenschaft verbreitet und das Leben von Kindern und Jugendlichen nachhaltig beschädigt.“

Döpfners Intervention 

Innerhalb kurzer Zeit erlebte die „Welt“ einen doppelten Sturm: Die Leser reagierten begeistert, es gab tausendfache Zustimmung und Hunderte neue Abos. Doch die „queere“ Szene heulte wutentbrannt auf. Dann geschah das Unglaubliche: Mathias Döpfner, der Chef des Springer-Konzerns (Börsenwert drei Milliarden Euro, 15.000 Mitarbeiter), publizierte eine Distanzierung von dem Gastbeitrag. Dieser sei „unterirdisch“, schrieb Döpfner in einem offenen Brief (unterzeichnet mit „Euer Ma­thias“) an sämtliche Mitarbeiter des Konzerns. Der Gastbeitrag sei „für alle, die sich der LGBTIAQ*-Community zugehörig fühlen, eine Verletzung und Zumutung“. 

Auch „Welt“-Chefredakteur Ulf Poschardt, der den Gastbeitrag der fünf Autoren zuvor noch auf sozialen Medien bejubelt hatte, vollzog schleunigst eine Kehrtwende und raunte nun davon, der trans-kritische Beitrag zeuge „vom Schmerz der Modernisierung“.

Woran lag es, dass der Chef eines der mächtigsten Medienkonzerne Europas so einen öffentlichen Kniefall vollzog? War er wirklich so berührt davon, dass Springer von der LGBTQ-Jobmesse „Sticks & Stones“ der Uhlala-Group ausgeladen worden war? Die „Süddeutsche“ mutmaßte, dass es dem Konzern, der in den USA gerade das Magazin „Politico“ dazugekauft und als Großaktionär den Hedgefonds KKR im Hause habe, wohl eher darum geht, sein Image bei Investoren in Übersee zu pflegen. Die LGBTQ-Lobby ist global gut vernetzt. 

Kurz darauf durfte der „Queer-Beauftragte“ der Bundesregierung, Sven Lehmann (Grüne), auf die fünf Gastautoren einprügeln („Homo- und Transfeindlichkeit ist keine Meinung – sondern Menschenfeindlichkeit“). Zwar erlaubte die „Welt“ noch eine Replik des Politikprofessors Uwe Steinhoff, eines der fünf Gastautoren, der Lehmanns diffamierende Suada zerlegte, doch die Positionierung des Springer-Konzerns war eindeutig: ein Kniefall vor der LGBTQ-Lobby.

Die Sache hatte noch ein überraschendes Nachspiel, als die „Bild“-Redakteurin und Bestsellerautorin Judith Sevinc Basad öffentlich das Einknicken vor der „woken“ Bewegung kritisierte und damit ihre Kündigung bei Springer begründete. Basad griff Döpfner an, er habe die kritische Stimme der Gastautoren „in bester Manier der Cancel Culture mundtot machen“ wollen. 

Das Ganze ist keine Posse in irgendeinem Verlagskonzern – es ist ein Wetterleuchten, das die künftigen Frontlinien im Kampf um die Meinungsfreiheit anzeigt. Beim Thema LGBTQ ist diese offenkundig stark bedroht.