25.04.2024

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Folge 25-22 vom 24. Juni 2022 / Porträt / Grün angemalter Guerillero

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-22 vom 24. Juni 2022

Porträt
Grün angemalter Guerillero
H. Tews

Es läuft nicht gut für Robert Habeck. Seit er auf russisches Gas verzichten will, bringt der grüne Klimaschutzminister selbst die Reaktivierung von Kohlekraftwerken ins Spiel. Aber auch dafür bezog Deutschland zuletzt 56 Prozent der Steinkohleimporte aus Russland. Als Alternative böte sich Kolumbien an, dessen bisherigen 5,5 Prozent der Kohleeinfuhren aufgestockt werden könnten.

Doch bald könnte davon überhaupt nichts mehr aus dem südamerikanischen Staat kommen. Der neugewählte Präsident Gustavo Petro verfolgt eine radikale links-grüne Umweltpolitik und hat angekündigt, die Ausbeutung von Rohstoffen zu bremsen und neben dem Verbot neuer Ölförderprojekte auch den Kohlebergbau in seinem Land zu beenden.

Der 62-jährige Bauernsohn, der als erster linksgerichteter Politiker Präsident Kolumbiens wurde, muss mit solchen Maßnahmen aufpassen, dass er sich nicht selbst den Hahn abdreht. Denn Öl und Kohle machen in dem rohstoffreichen Land bislang die Hälfte der Exporteinnahmen aus.

Als Wahlversprechen kamen diese Pläne bei der armen Bevölkerung gut an. Ihr hatte Petro außerdem höhere Steuern für Vermögende und Unternehmen sowie die Bekämpfung der sozialen Ungleichheit zugesagt. Im dritten Anlauf um das Präsidentenamt hat es für das frühere Mitglied einer Stadtguerilla nun geklappt. Nach der Besetzung des Justizpalasts in Bogotá durch die Bewegung kam er 1985 für zwei Jahre in Haft. Nachdem sich die Guerillabewegung in eine politische Partei umgewandelt hatte, war er selbst von 2012 bis 2015 Bürgermeister von Bogota.

Durch ein radikales Umwelt- und Sozialprogramm ist er damals nicht aufgefallen. Die Realpolitik könnte den linken Idealisten jetzt auch im Präsidentenamt einholen. Immerhin hat er mit der 40-jährigen Francia Márquez als Vizepräsidentin eine Umweltaktivistin an seiner Seite, die Kolumbien zum Naturparadies machen will. Aber nur solange man die landesweite Guerillaorganisation FARC und die Drogenkartelle in Schach hält. Im Kampf dagegen dürfte Petro wie Habeck einige Kröten schlucken müssen.