25.04.2024

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Folge 25-22 vom 24. Juni 2022 / Aus den Landesgruppen und Heimatkreisen der Landsmannschaft Ostpreußen e.V.

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-22 vom 24. Juni 2022

Aus den Landesgruppen und Heimatkreisen der Landsmannschaft Ostpreußen e.V.

Bayern

Vorsitzender: Christoph Stabe, Ringstraße 51a, App. 315, 85540 Haar, Tel.: (089)23147021 stabe@low-bayern.de, www.low-bayern.de

Johannisbräuche

Hof – Die Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen, Kreisgruppe Hof, veranstaltete das Juni-Treffen in der Gaststätte Jahnheim. Der Vorsitzende Christian Joachim begrüßte Mitglieder und Gäste und gratulierte den Geburtstagskindern. Zu Beginn seiner Ausführungen zitierte er das Gedicht „Bewaffneter Friede“ von Wilhelm Busch, das gut zu der momentanen weltpolitischen Situation passt. 

Anschließend bot er zusammen mit der zweiten Vorsitzenden Jutta Starosta einen Streifzug durch die Zeit um Johanni, die auch in Ostpreußen von vielen Bräuchen geprägt war. Der Johannitag liegt sechs Monate vor Weihnachten und drei Monate nach Maria Verkündigung. Zahlreiche Bauernregeln ranken sich um diesen Lostag. Passend zu dem umfangreichen Brauchtum trug Jutta Starosta eine Geschichte von Ruth Geede (siehe Seite 17) vor, die vom Johannisstrauß handelt. Die mitgebrachten Kräuter sorgten für lebhafte Diskussionen und Einlassungen der Mitglieder. 

Anschließend berichtete Kulturwart Bernd Hüttner über das Leben und Werk des Schriftstellers und Journalisten Arno Surminski. Aufgelockert wurde der Nachmittag mit dem Singen verschiedener Lieder und angeregten Gesprächen.   

Das nächste Treffen wird am Sonnabend, dem 9. Juli, um 15 Uhr stattfinden. Die Ortsgruppe der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen, Kreisgruppe Hof, lädt alle Mitglieder dazu herzlich ein. Gäste sind willkommen. Es gelten die aktuellen Coronabe-stimmungen.


Hessen

Vorsitzender: Ulrich Bonk Stellv. Vorsitzender:: Gerhard Schröder, Engelmühlenweg 3, 64367 Mühltal, Tel. (06151)148788

Vorstandswahl

Wetzlar (wf) – Der Ortsverband Wetzlar im Bund der Vertriebenen (BdV) hat seinen Vorstand für die nächsten zwei Jahre gewählt. Mit dem Ergebnis, dass im Blick auf die personelle Zusammensetzung von absoluter Kontinuität gesprochen werden kann. Erneut an die Spitze wurde der engagierte und langjährige 1. Vorsitzende Kuno Kutz aus Hüttenberg gewählt. Sein Stellvertreter ist Michael Hundertmark (Nauborn). Schatzmeisterin und in Personalunion auch Schriftführerin ist die in beiden Ämtern bewährte Gabriele Eichenauer aus Niedergirmes. Ihr Stellvertreter als Schatzmeister ist Steffen Eigner (Großaltenstädten) und als Schriftführer Michael Hundertmark. Komplettiert wird der Vorstand durch die Riege der Beisitzer mit Herta Bartl, Benno Niem-czynski und Frank Steinraths (alle Wetzlar), Lydia Kiefel (Dorlar) und Gerda Weller (Waldgirmes). 

Kuno Kutz stellte der Versammlung für das laufende sowie das kommende Jahr 2023 ein abwechslungsreiches Jahresprogramm vor, das den Mitgliedern und Gästen kulturelle wie gesellige Angebote macht. „Wir freuen uns auf eine rege Beteiligung an unseren Terminen“, die, so Kutz, kein Selbstzweck des BdV-Ortsverbandes seien, sondern vom Selbstverständnis des BdV, seiner Ortsgruppen und Landsmannschaften getragen wird, das sich wiederum den Vorvätern und -müttern verpflichtet fühle, die Erinnerung an die alte Heimat, ihrer Kultur und Geschichte zu bewahren und an die nächsten Generationen weiterzugeben. Und zu dieser Geschichte gehöre leider auch das Unrecht der Vertreibung.

Der BdV wolle das Rad der Geschichte natürlich nicht zurückdrehen, darauf haben sich die Vertriebenen bereits in der „Charta“ von 1950 feierlich festgelegt. Allerdings zugleich auf die Verpflichtung, aktiv dazu beizutragen, dass das Recht auf Heimat „als eines der von Gott geschenkten Grundrechte der Menschheit anerkannt und verwirklicht wird“. Zu allen Zeiten und überall.

Aus der Palette der Veranstaltungen ragt der Tag der Heimat heraus, der am 9. Oktober 2022, Beginn 14 Uhr, in der Stadthalle Wetzlar geplant ist und bei dem Prof. Dr. Helge Braun, CDU-Bundestagsabgeordneter aus Gießen, die Festansprache halten wird. Dieser jährlich wiederkehrende Tag der Heimat wird vom BdV-Kreisverband Wetzlar veranstaltet, der sich aus den BdV-Ortsverbänden Ehringshausen, Biskirchen und Wetzlar sowie nach dem vor zwei Jahren vollzogenen Beitritt des ehemaligen Kreisverbandes Gießen aus den OV Klein-Linden, Fernwald, Grünberg und Hungen zusammensetzt. Größter dieser sieben Ortsverbände im BdV-Kreisverband Wetzlar ist der OV Wetzlar.

Kutz, inzwischen 81 Jahre alt, kam nicht umhin, auf die negativen Auswirkungen der Pandemie auf die Arbeit des Kreisverbandes und der Ortsverbände einzugehen und zuletzt auch auf die Tatsache, dass das Durchschnittsalter der Mitglieder kontinuierlich nach oben gehe. Ein Trend, der sich nur durch jüngere Mitglieder stoppen oder gar umkehren ließe, was allerdings – und dieses Problem stelle sich vielen anderen Vereinen und Verbänden ebenfalls – bekanntlich ein eher schwieriges Unterfangen sei.

Allerdings wollten sich Vorstand und Mitgliedschaft des BdV-Ortsverbandes Wetzlar davon nicht entmutigen lassen, sondern sich weiterhin engagiert für die Belange der Heimatvertriebenen und ihrer Nachgeborenen in der neuen Heimat einsetzen, wozu auch die wichtigen Kontakte des BdV zu den Kommunen bis hinauf zur hessischen Landesregierung zählten. Und nicht zuletzt ist es Kuno Kutz, der diesem Engagement ein Gesicht gibt. Er ist seit zehn Jahren Ortsverbands-Vorsitzender, gehört seit 17 Jahren dem Vorstand der Kreisgruppe Wetzlar der Landsmannschaft Ost- und Westpreußen an, ist Vorstandsmitglied und Schatzmeister des BdV-Kreisverbandes Wetzlar und der Landesgruppe Hessen der Landsmannschaft Ost- und Westpreußen.


Mecklenburg-Vorpommern

Vorsitzender: Manfred F. Schukat, Hirtenstraße 7 a, 17389 Anklam, Tel.: (03971) 245688

Sommerfest der Ostpreußen

Anklam - Am Sonnabend, dem 2. Juli, findet von 10 bis 17 Uhr in der Mehrzweckhalle „Volkshaus“ Anklam, Baustraße 48-49 (Stadtzentrum/Nähe Markt) das landesweite Sommerfest der Ostpreußen statt. Nach zweijähriger Corona-Zwangspause ist es der Auftakt für ein Jubiläumsjahr, denn die Landesgruppe der Ostpreußen in Mecklenburg-Vorpommern feiert 2022 ihr 30-jähriges Bestehen. Dazu sind alle Landsleute von nah und fern mit Angehörigen und Interessenten sehr herzlich eingeladen. Musikalisch wird das Heimattreffen vom Posaunenchor Usedom festlich umrahmt. Am Nachmittag tritt ein russisch-ukrainisches Ensemble aus Berlin auf. Damit wollen die Ostpreußen ein Zeichen für Frieden und Verständigung setzen, die sie seit 30 Jahren mit ihren russischen Partnern im Königsberger Gebiet praktizieren. Zuletzt soll mit den Jagdhornbläsern Uecker-Randow e.V. ein kleiner Gedenkstein für Ännchen von Tharau eingeweiht werden. Dieser wurde an der gleichnamigen Linde in der Wallanlage am Steintor aufgestellt, als wegen der Corona-Bestimmungen keine Heimattreffen möglich waren. Wie immer ist für Königsberger Klopse, Kaffee und Kuchen, Bärenfang, Heimatbücher, Landkarten und genügend Parkplätze gesorgt. Erwartet werden 500 Besucher. Manfred F. Schukat


Niedersachsen

Vorsitzende: Dr. Barbara Loeffke, Alter Hessenweg 13, 21335 Lüneburg, Tel.: (04131)42684, Schriftführer und Schatzmeister: Hilde Pottschien, Volgerstraße 38, 21335 Lüneburg, Tel.: (04131)7684391. Bezirksgruppe Lüneburg: Heinz Kutzinski, Im Wiesengrund 15, 29574 Ebsdorf, Tel.: (05822)5465. Bezirksgruppe Braunschweig: Fritz Folger, Sommerlust 26, 38118 Braunschweig, Tel.: (0531) 2509377. Bezirksgruppe Weser-Ems: Otto v. Below, Neuen Kamp 22, 49584 Fürstenau, Tel.: (05901) 2968

Bericht über unsere Juni-Versammlung 

Die Landsmannschaft Ost- und Westpreußen Oldenburg lud am 8. Juni ihre Mitglieder und Freunde wieder zu einer Veranstaltung ins Stadthotel Oldenburg ein. Dr. Gisela Borchers stellte drei Ostpreußen vor, die nach der Vertreibung in Oldenburg einen Wiederanfang wagten oder ihre Wirkungsstätte in Oldenburg fanden: Hans Fleischer aus Königsberg war fünfmal Oberbürgermeister unserer Stadt, Otto Springer gründete seinen Entsorgungsbetrieb aus Gerdauen hier wieder, der heute von seinen Enkeln in dritter Generation geleitet wird. Elfi Hoppe aus Labiau fand am Oldenburgischen Staatstheater eine dreißigjährige Wirkungsstätte als Charakterschauspielerin. Ein Wermutstropfen war für uns der mäßige Besuch. Es ist offensichtlich schwer, unsere Freunde Ostpreußens wieder „einzufangen.“

Am 13. Juli treffen wir uns zum Kaffeeklatsch oder Schabbern im Bümmersteder Krug in Oldenburg. Im August ist Sommerpause. Zum September laden wir wieder rechtzeitig ein. Gisela Borchers

Vorsitzende der Landsmannschaft der Ostpreußen und Westpreußen, Oldenburg


Schleswig-Holstein

Vorsitzender: Edmund Ferner, Julius-Wichmann-Weg 19, 23769 Burg auf Fehmarn, Tel.: (04371) 8888939, E-Mail: birgit@kreil.info

Sommerfest der Ostpreußen 

Bad Oldesloe und Tremsbüttel – Im Juni trafen sich die Ost- und Westpreußen aus Bad Oldesloe und Tremsbüttel bei Lieschen und Ulrich Klemens in Bad Oldesloe. Thema des Nachmittags war Königsberg in Preußen, die Hauptstadt Ostpreußens am Pregelfluss. 

Im 3. Jahrtausend v. Chr. stand auf dieser Kuppe die Fliehburg Truwangste der Prußen. 1255 errichtete der Deutsche Ritterorden hier die Burg conigsberg. Die Burg wurde Komtursitz und kurz nach 1309 Sitz des Ordensmarschalls. In der Gegend des späteren Steindamms entstand die erste bürgerliche Siedlung, die jedoch im Prußenaufstand von 1262 unterging. 

1506 verfügte Hochmeister Friedrich von Sachsen, dass die inzwischen drei entstandenen Städte folgende Namen erhalten sollten: Altstadt - Königsberg, Kneiphof - Königsberg, Löbenicht – Königsberg. Erst 1724 wurde daraus vereinigt die Stadt Königsberg. 

Schon 1544 wurde die Universität gegründet. Sie begann als Hochschule mit elf Professoren und 200 Studenten. Die Theologie stand an der Spitze der vier Fakultäten, wofür nicht zuletzt Martin Luther gesorgt hatte. 

Am 18. Januar 1701 schlug die große Stunde in Königsberg, als sich Friedrich III., Kurfürst von Brandenburg, zum König von Preußen krönte. 1758 fiel Königsberg den Russen in die Hände. Feldmarschall Fermor residierte vier Jahre im Schloss. 

Im 18. Jahrhundert gehörten auch die Ortschaften Sackheim, Roßgarten, Tragheim und Steindamm zur Stadt, im 19. Jahrhundert kamen die Hufen, der Rasthof, Amalienau, Maraunenhof, Metgethen und Juditten dazu. 

1807 zog Napoleon mit seinem Heer nach Russland, die königliche Familie kam auf der Flucht durch die Stadt. Nach dem Rückzug Napoleons wurde von hier der Kampf gegen Napoleon organisiert. 1813 kam es zur Völkerschlacht bei Leipzig. 

In Königsberg entwickelte sich eine starke Wirtschaft: Werften, Waggon- und Maschinenfabriken, Ziegeleien, Nahrungs- und Genussmittelfabriken, Bernsteinmanufaktur; 1920 begannen die Ostmessen. Das Herz der Stadt blieb der Hafen. 

In zwei Bombennächten wurde die blühende Stadt Ende August 1944 vernichtet, die ganze Innenstadt ausgelöscht, die Außenbezirke teilweise zerstört. 

Einige Persönlichkeiten sind: Otto Braun, geboren 1872, Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses und der Weimarer Nationalversammlung, später des Reichstags. Landwirtschaftsminister und Ministerpräsident, Leopold Jessmer, geboren 1878, Direktor des Neuen Schauspielhauses, wurde Generalintendant der Staatlichen Schauspiele in Berlin. 

Immanuel Kant, geboren 1724, größter Bürger der Stadt, fast ein halbes Jahrhundert mit der Universität verbunden, Begründer der neuen Philosophie und einer der größten Philosophen aller Zeiten. 

Käthe Kollwitz, Graphikerin und Bildhauerin, geb. 1867, widmete sich besonders sozialen Themen. 

Agnes Miegel, geboren 1879, Balladendichterin, Erzählungen von hohem Rang, Themen der Heimat und Flucht und Nachkriegszeit. 

Antje Weißgerber, geboren 1921, Schauspielerin in bedeutenden und bekannten Filmen. 

Das Thema regte zu weiteren Gesprächen an. Die Mitglieder dankten Lieschen und Ulrich Klemens für die Gastfreundschaft an diesem Nachmittag. Gisela Brauer


Osterode

Kreisvertreter: Burghard Gieseler, Elritzenweg 35, 26127 Oldenburg, Telefon (0441) 6001736. Geschäftsstelle: Bergstraße 10, 37520 Osterode am Harz, Tel.: (05522) 919870. E-Mail: kgoev@t-online.de; Sprechstunde: Do. 14 bis 17 Uhr

Regionaltreffen der Kreisgemeinschaft Osterode 

Bei Waldemar Czichon, dem langjährigen Organisator des Jahrestreffens in Hamm, war die Spannung groß, ob nach dreijähriger Corona-bedingter Pause und einer Verlegung des Tagungsortes genügend Teilnehmer den Weg nach Hamm zum traditionsreichen Regionaltreffen der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen antreten würden.

Und tatsächlich füllte sich der Saal zunächst noch etwas zögerlich, weil wohl einige Teilnehmer den neuen Veranstaltungsort nicht auf Anhieb hatten finden können. Aber pünktlich zu Beginn der Feierstunde waren die meisten Plätze besetzt und die Freude über das langersehnte Wiedersehen war sichtlich groß. Kreisvertreter Burghard Gieseler freute sich, zirka 60 Teilnehmer begrüßen zu können – das war weniger als vor drei Jahren, aber deutlich mehr als befürchtet. Besonders freute er sich über neue und auch jüngere Gesichter.

Die Bürgermeisterin der Stadt Hamm, Monika Simshäuser, richtete – noch sichtlich gerührt von der Totenehrung – ein einfühlsames Grußwort an die Anwesenden, in dem sie die heutigen Flüchtlinge aus der Ukraine mit den damaligen Flüchtlingen aus Ostpreußen verglich und ihre enge Verbundenheit mit beiden bekundete.

Kreisvertreter Gieseler griff in seiner Ansprache das Grußwort der Bürgermeisterin auf und führte aus: „Nach wie vor blutet mein Herz, wenn ich im Fernsehen die Trümmerwüsten der ukrainischen Städte sehe, wenn ich an die geschundene und gequälte Zivilbevölkerung oder wenn ich an die unzähligen gefallenen Soldaten auf beiden Seiten denke. Wieder weinen in Europa Ehefrauen, Kinder und Mütter um ihre Männer, Väter und Söhne. Ich kann und will mich nicht daran gewöhnen.

Und doch beobachte ich eine gewisse Gewöhnung, die zusammen mit historischer Unkenntnis und politischer Inkompetenz eine gefährliche Mischung ergibt. Auch sehe ich eine gewisse Verwirrung bei den moralischen Bewertungsmaßstäben. So sagte kürzlich der Journalist Jan Fleischhauer: ‚Besonnenheit ist das neue Wort für Nichtstun.‘ Er meinte wohl, dass einige Politiker Besonnenheit vorschützen, um nichts tun zu müssen. Die Besonnenheit ist indessen eine der vier Kardinaltugenden. Sie ist das Gegenteil von Maßlosigkeit, sie ist also das Einhalten des rechten Maßes. Bezogen auf die gegenwärtige Situation heißt dies konkret: Die Nachteile müssen für Putin deutlich empfindlicher ausfallen als die Vorteile, die er sich von etwaigen Eroberungen verspricht. Andererseits dürfen sie nicht so gravierend sein, dass der Krieg eskaliert und die ganze Welt mit in den Abgrund gerissen wird.

Das aktuelle Kriegs- und Flüchtlingselend lässt gerade uns nicht kalt. In den vergangenen Wochen erhielt ich zahlreiche Anrufe von älteren Ostpreußen, die mir ihre Fluchterlebnisse erzählten. Dabei wurde mir deutlich, dass die alten Wunden der Kindheit wieder aufgebrochen waren. Ich fühle mit ihnen und erahne ihre Schmerzen.

Sichtbar wird in diesen Tagen aber auch der Unterschied zwischen Flucht und Zuwanderung: Der Flüchtling sucht vorübergehend Schutz vor den Kriegshandlungen in seiner Heimat und er wünscht sich nichts sehnlicher als zurückzukehren, sobald es die Lage zulässt. Der Zuwanderer kommt – wie der Name schon sagt – um zu bleiben. Diesen offensichtlichen Unterschied sprechen wir offen aus, auch wenn andere ihn verwischen wollen.

Jede Krise birgt in sich aber auch Chancen. Editha Westmann, die niedersächsische Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, weist in ihrem Grußwort zum Jahrestreffen unserer Landsmannschaft auf folgende Wechselwirkung hin: ‚Erinnerungen an das Leid und die Leistungen der deutschen Heimatvertriebenen schaffen Verständnis für die derzeit aus der Ukraine flüchtenden Menschen. Andersherum möge es sich genauso verhalten: Die Schicksale der ukrainischen Zivilbevölkerung sollten auch Empathie für die ostpreußischen Frauen und Kinder schaffen, die vor rund 80 Jahren aus ihrer Heimat vertrieben wurden.‘ 

Dazu passt eine kleine Begebenheit, die ich Ihnen gerne erzählen möchte: Als ich erfuhr, dass wir die bisherige Halle für unser Regionaltreffen in diesem Jahr nicht nutzen können, weil dort Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht seien, rief ich den Besitzer der Halle an. Dieser glaubte zunächst, ich wolle mich beschweren. Aber ich sagte ihm, dass wir volles Verständnis für die Maßnahme hätten und jede Hilfe für die armen Flüchtlinge unterstützten. Denn wir seien ja selbst eine Flüchtlingsorganisation. Unsere Flüchtlinge seien jedoch über 80 Jahre alt und für sie sei der Austausch mit ihren Schicksalsgefährten gerade jetzt so wichtig. Der Hallenbesitzer war beeindruckt und sagte mir spontan zu, sich um einen Ersatz zu bemühen. Bereits nach einer halben Stunde rief er wieder an und nannte mir den Saal, in dem wir heute sind.

Dieses kurze Gespräch bestätigt die hoffnungsvolle Aussage von Frau Westmann. Ihr gesamtes Grußwort finden Sie übrigens in unserer Preußischen Allgemeinen Zeitung/Das Ostpreußenblatt vom 10. Juni 2022. Ich empfehle all denjenigen, die die PAZ noch nicht regelmäßig lesen, sie zu abonnieren. Denn wir lassen Ihnen über die PAZ kurzfristig – wie jetzt beim Wechsel des Tagungsortes – wichtige Informationen zukommen und Sie können sich jede Woche umfassend darüber informieren, was sich in der ‚ostpreußischen Familie‘ so tut. Auch den überregionalen Teil lege ich Ihnen ans Herz. Die PAZ begleitet die gesellschaftlichen Verhältnisse kritisch, aber nicht schlagwortartig, sondern konstruktiv und argumentativ ausgewogen.

Liebe Landsleute, in wenigen Tagen fahre ich zu unserem nächsten Arbeitsbesuch nach Ostpreußen. Höhepunkt wird das Sommerfest der deutschen Minderheit im Freilichtmuseum in Hohenstein sein. Ich werde Ihre guten Gedanken und Grüße mit in die Heimat nehmen.“

Nach dem Ostpreußenlied und der deutschen Nationalhymne saßen die Teilnehmer noch lange bei Kaffee und Kuchen gesellig beisammen, während am Büchertisch Jürgen Ehmann sein neues Buch über das Tannenberg-Denkmal fleißig signierte. Waldemar Czichon konnte – mit Recht – zufrieden sein. Burghard Gieseler


Preußisch Eylau

Kreisvertreterin: Evelyn v. Borries, Tucherweg 80, 40724 Hilden, Telefon (02103) 64759, Fax: (02103) 23068, E-Mail: evborries@gmx.net. Kartei, Buchversand und Preußisch Eylauer-Heimatmuseum im Kreishaus Verden/Aller Lindhooper Straße 67, 27283 Verden/Aller,  E-Mail: preussisch-eylau@landkreis-verden.de, Internet: www.preussisch-eylau.de. 

Unser Büro in Verden ist nur noch unregelmäßig besetzt. Bitte wenden Sie sich direkt an die Kreisvertreterin Evelyn v. Borries

Treffen der Partner per Video

Bedingt durch den russischen Angriff auf die Ukraine sind unsere Verbindungen in den nördlichen, heute russischen, Teil Ostpreußens zum Erliegen gekommen. Es gibt leider kaum noch Verbindungen unserer Kreisgemeinschaft zur Stadt Pr. Eylau. 

Am 7. Juni haben wir aus diesem Grunde ein digitales Treffen mit unseren Partnern im südlichen Kreisgebiet mit dem Bürgermeister aus Landsberg, Jacek Kostka, und der Bürgermeisterin der Gemeinden um Landsberg, Bozena Olschewska-Switaj, und aus der Stadt Verden, dem Bürgermeister Lutz Brockmann, dem Landkreis Verden der Stellvertretenden Landrätin Regina Tryta und der Leiterin des Kulturamtes Dörte Lübkemann verabredet.

Alle Partner waren pünktlich auf dem Bildschirm zu sehen und so konnte, natürlich mit der bewährten Übersetzung der Dolmetscherin Marta, ein sehr reger Austausch zwischen uns allen stattfinden. 

Die Kreisgemeinschaft Pr. Eylau, die Stadt und der Landkreis Verden haben beschlossen, während der derzeitigen Situation die Partnerschaft mit Pr. Eylau vorerst ruhen zu lassen. Es gibt zurzeit keine Kontakte zu den offiziellen Partnern der Stadt Pr. Eylau. Wir aus Deutschland vertrauen darauf, dass es eine „Zeit danach“ geben wird, wir wieder gemeinsam Brücken bauen können und wir dann vor allem die junge Generation erreichen. Daher sollen weiterhin die jährlich durchgeführten Jugendtreffen in Verden und in Ostpreußen im nächsten Jahr nur im südlichen Teil unseres Heimatkreises stattfinden. Wir werden uns alle Möglichkeiten für die Zukunft offenhalten, um weiterhin Brücken zur nächsten Generation zu bauen. 

Der Bürgermeister der Stadt Landsberg erklärte, dass es einen einstimmigen Beschluss der Gemeinde Landsberg gäbe, die Partnerschaft zur Stadt Pr. Eylau, also den russischen Nachbarn, zu beenden. Dieses wurde von unserer Seite bedauert, ist jedoch unter diesen Umständen zu verstehen.

Die Partner aus Landsberg sprachen sehr bewegt über die Auswirkungen des russischen Angriffs auf das Nachbarland und drückten sehr ihre Sorgen darüber aus. Da sich seit vielen Jahren in dem Landsberger Bereich viele ukrainischen Familien bereits angesiedelt haben, kommen nun natürlich viele Flüchtlinge aus den bedrohten Bereichen aus der Ukraine dort ebenfalls an. Es befindet sich nahe Landsberg seit vielen Jahren eine ukrainische Schule. Die beiden Vertreter aus Landsberg waren zuversichtlich, dass diese Flüchtlinge weiterhin privat untergebracht werden können, da Sammelunterkünfte vor Ort nicht zur Verfügung stehen. Um die Stadt Landsberg bei den humanitären Hilfen zu unterstützen, hat die Stadt Verden einen größeren Geldbetrag gespendet, wofür sich Herr Kostka sehr bedankte.

Herr Bürgermeister Kostka brachte sein großes Bedauern darüber zum Ausdruck, dass sich im 21. Jahrhundert seitens der Russen wieder die gleichen unmenschlichen Ereignisse abspielen, von denen er später oft von den ostpreußischen Einwohnern gehört hat, denen die rechtzeitige Flucht nicht gelungen war. Für dieses Statement von ihm habe ich mich im Namen aller Mitglieder unserer Kreisgemeinschaft bedankt. Denn über die leider so vergleichbaren Ereignisse der Flucht und den Gräueltaten an der ostdeutschen Bevölkerung, die uns Ostpreußen im und nach dem Zweiten Weltkrieg am schwersten und schlimmsten betroffen hat, wird nirgendwo in einer Zeitung öffentlich ein Wort verloren. Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg scheint bei Allen heute vergessen zu sein!Evelyn v. Borries