20.04.2024

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Folge 25-22 vom 24. Juni 2022 / Medizin / „Größter Kunstfehler aller Zeiten“ / Jens Berger übt scharfe Kritik an den getroffenen Corona-Maßnahmen und deren Folgen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-22 vom 24. Juni 2022

Medizin
„Größter Kunstfehler aller Zeiten“
Jens Berger übt scharfe Kritik an den getroffenen Corona-Maßnahmen und deren Folgen
Wolfgang Kaufmann

Eine Therapie sollte keinesfalls mehr Schaden anrichten als die zu heilende Krankheit. Dieses banale Prinzip wurde während der Corona-Pandemie auf sträflichste Weise vernachlässigt. Insofern ist es durchaus berechtigt, hier vom größten Kunstfehler aller Zeiten zu sprechen. So lautet auch die Hauptthese des Journalisten und Sachbuchautors Jens Berger in „Schwarzbuch Corona. Zwischenbilanz der vermeidbaren Schäden und tolerierten Opfer“. Dabei übt der Verfasser keine Fundamentalkritik am Versuch der Eindämmung des Virus SARS-CoV-2. Vielmehr beklagt er das fehlende Augenmaß bei den politisch Verantwortlichen, die angeblich das Wohl der Bürger im Auge hatten, aber vielfach jegliche nüchterne Interessenabwägung unterließen.

Am Anfang seines Buches stellt Berger zunächst die Frage, inwieweit die Angst vor Corona eigentlich berechtigt gewesen sei. Seine diesbezügliche Antwort lautet, dass es sich bei COVID-19 um „eine ex-trem selektive Krankheit“ handele – gefährlich vorwiegend nur für Hochbetagte mit Vorerkrankungen, die aber trotzdem oft nicht „an“ oder „durch“, sondern „mit Corona“ starben. 

In diesem Zusammenhang verweist Berger auf weitere, deutlich weniger stark dramatisierte Lebensrisiken, die ebenfalls zu einem vorzeitigen Tod führen können. Beispielsweise verkürzen Fettleibigkeit, Bluthochdruck und Diabetes das Leben im Regelfall um mehr als zehn Jahre. Ebenso erliegen in der Bundesrepublik pro Jahr 127.000 Menschen den Folgen ihres Tabakkonsums und weitere 74.000 dem Alkoholmissbrauch, ohne dass die gesamte Gesellschaft deswegen in einen dauerhaften Alarmzustand versetzt wird. Dazu kommen bis zu 40.000 Tote aufgrund von multiresistenten Keimen in Krankenhäusern. Und nicht zu vergessen auch die Opfer der teilweise verheerenden Grippewellen mancher Jahre, welche bislang aber noch nie zur Ausrufung einer „Epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ geführt haben. 

Wieso werden diese Risiken samt und sonders unter den Teppich gekehrt, während eine zumeist mit gar keinen oder nur leichten Symptomen einhergehende „Infektion“ zu derart einschneidenden Maßnahmen führte?

Hybris der Politiker zerstörte Existenzen

Im zweiten Teil seines Buches diskutiert Berger, ob die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgerufene Pandemie eher zu einer Krankheitskrise oder Maßnahmenkrise geführt habe. In diesem Zusammenhang verweist er darauf, dass es Unfug sei, das Virus für die ökonomischen und sozialen Verwerfungen während der Pandemie verantwortlich zu machen. Denn die Schuld liege hier nicht bei SARS-CoV-2, sondern bei den politischen Entscheidungsträgern mit ihrer blinden Orientierung an den angeblichen „wissenschaftlichen Erkenntnissen“ einer kleinen Panikmacher-Riege von Virologen und Epidemiologen, die dann zur Oktroyierung von scheinbar „alternativlosen“ Maßnahmen wie Lockdowns und Kontaktsperren führte. Nicht Corona habe also zahllose Existenzen vernichtet und Menschen psychisch geschädigt, sondern die Hybris der Politiker, welche sich mit unsinnigen Verordnungen als Krisenmanager zu profilieren trachteten.

Was das im Einzelnen bedeutete und wer von den Maßnahmen besonders betroffen war, beschreibt Berger in den folgenden Abschnitten seiner Darstellung. Dabei nimmt er vor allem die ruinösen sozioökonomischen Folgen für den ärmeren Teil der Bevölkerung in den Fokus und kommt am Ende zu folgendem Schluss: Corona sei keineswegs ein Gleichmacher gewesen, wie staatstreue Medienschaffende, saturierte Prominente und fehlinformierte Politiker behaupteten, sondern „der große Ungleichmacher“. Es lasse sich sehr leicht von „Solidarität“ schwafeln, wenn man den Lockdown im gut bezahlten Home Office in einem großen Einfamilienhaus mit Garten aussitze anstatt als Arbeitsloser in einer winzigen Plattenbauwohnung ohne Balkon und vernünftiges Internet.

Vulnerable Gruppen zu wenig geschützt

Die Lockdowns betrachtet Berger aber auch sonst als Fehlentscheidungen ersten Ranges. Hier habe der Staat in unkritischer Übernahme chinesischer Methoden und wenig ausgegorener Ratschläge der WHO zum „brachialen Breitschwert“ gegriffen und das „Skalpell“ ignoriert. Das führte dann zu der „vermeidbaren Katastrophe“ des Massensterbens in den Alten- und Pflegeheimen, weil die dort lebende hochvulnerable Personengruppe zu wenig „geschützt“ wurde, während der Rest der Bevölkerung unter völlig übertriebenen „Schutzmaßnahmen“ litt.

Zum Schluss wagt Berger dann auch noch einen Blick in die Zukunft: „Was wird aus den Maßnahmen, wenn deren Begründung wegfällt?“ Hier lautet seine skeptische Einschätzung: „Die omnipräsente Angst-Propaganda hat bei sehr vielen unserer Mitmenschen schon lange die Oberhand gewonnen, man hat sich in der Pandemie eingerichtet und empfindet die Maßnahmen als alternativlose politische Reaktion darauf. Die alte Normalität gibt es nicht mehr.“ Darüber hinaus zeigt sich Berger überzeugt, „dass die während der Lockdowns eingeführten Überwachungsmaßnahmen und die Digitalisierung … nicht mehr rückabgewickelt werden“. Außerdem bleibe „der Riss, der durch unsere Gesellschaft geht“, weil man „Kritiker am Regierungskurs als Spinner wahrgenommen“ habe.

Diesem Fazit, zu dem Berger im Mai 2021 gelangte, kann mit Blick auf die nachfolgende Entwicklung beziehungsweise die verbissene Auseinandersetzung um den Sinn oder Unsinn des Impfens gegen das Coronavirus vollumfänglich zugestimmt werden. Gerade das letztere Thema böte reichlich Stoff für einen Teil Zwei des „Schwarzbuchs Corona“. Zwar ist die Diskussion über die zahllosen Nebenwirkungen der Corona-Vakzine und die haarsträubenden Zulassungsverfahren noch kaum wirklich in Gang gekommen, doch deutet sich bereits jetzt an, dass es hier nicht mehr nur um „Kunstfehler“ aufgrund von voreiligen Entscheidungen gehen wird, sondern um einen gigantischen Medizin-Skandal. 

Jens Berger: „Schwarzbuch Corona. Zwischenbilanz der vermeidbaren Schäden und tolerierten Opfer“, Westend Verlag, Frankfurt/Main 2021, broschiert, 202 Seiten, 18 Euro