Der Lehrermangel und die vielfach ideologisch bedingten sonstigen Probleme im Schulsystem hierzulande äußern sich in immer größeren Bildungslücken. Beispielsweise werden deutsche Sprichwörter aufgrund des rudimentären Wortschatzes kaum mehr verstanden, und über solch „komplizierte“ Dinge wie die Funktion von Herzklappen herrscht ebenfalls verbreitet Unklarheit. Gleichzeitig hält jeder dritte Jugendliche Brandt und Adenauer für DDR-Politiker und den NS-Staat für keine Diktatur.
Noch dramatischer ist das Versagen in Mathematik. Inzwischen entsprechen die Rechenfähigkeiten vieler Schulabgänger zum Abschluss ihrer zehnjährigen „Bildungskarriere“ denen von Kindern des Jahres 1955 am Ende der vierten Klasse der Grundschule.
Katastrophale Mathekenntnisse
Nicht viel besser sieht es in diesem Punkt bei den Abiturienten aus, wie ein Brandbrief von 130 Universitätsprofessoren an die Kultusministerkonferenz zeigte. Um die Neuzugänge an den Hochschulen studierfähig zu machen, seien „mathematische Alphabetisierungsprogramme“ nötig, in deren Verlauf unter anderem Kenntnisse auf dem Gebiet der Bruch- und Wurzelrechnung sowie der Elementargeometrie vermittelt werden müssten.
Parallel dazu ist aber eine Inflation guter Noten zu beobachten. So hat sich die Zahl der Abiturienten mit dem Traumdurchschnitt von 1,0 innerhalb von nur sechs Jahren verdreifacht. Das liegt daran, dass die Leistungsanforderungen immer mehr sinken – entweder, weil dies so gewollt ist, oder weil die Lehrer zunehmend darauf verzichten, diskussions- und klagewütigen Eltern Paroli zu bieten. Zumal es ohnehin zum Eiertanz gerät, die individuelle Schülerleistung zu bewerten, wenn die Gruppen- und Projektarbeit überhandnimmt.
Projektarbeit als Allheilmittel
Aber solche Methoden werden heutzutage als das Nonplusultra der Pädagogik angesehen, während der bei der Mehrheit der normal begabten Schüler eindeutig effektivere, weil klar strukturierte Frontalunterricht als verdammenswertes Relikt aus hyperautoritären Zeiten gilt.
Daher lautet das Credo vieler Lehrer jetzt: „Wir fordern nichts mehr, wir fördern nur noch.“ Wobei selbst das auf der Strecke bleibt, wenn ein Pädagoge den falschen Beruf ergriffen hat. Und so etwas komme erschreckend häufig vor, meint der Passauer Erziehungswissenschaftler Norbert Seibert: „Über 40 Prozent der Lehrer in Deutschland sind eigentlich nicht geeignet.“ Dies werde aber vor dem Hintergrund des Lehrermangels toleriert beziehungsweise ignoriert. Deshalb stünden nun oft die schlechtesten Lehrkräfte vor den schwächsten Schülern, „die aufgrund von Corona auch noch massive Wissenslücken aufweisen“.W.K.