26.04.2024

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Folge 26-22 vom 01. Juli 2022 / Waldbrände / Die Politik verschläft die Gefahr / Alle Jahre wieder brennt Brandenburg – Doch statt echter Prävention nur allgemeines Klimagerede

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-22 vom 01. Juli 2022

Waldbrände
Die Politik verschläft die Gefahr
Alle Jahre wieder brennt Brandenburg – Doch statt echter Prävention nur allgemeines Klimagerede
Norman Hanert

Warnungen vor dem Klimawandel im Allgemeinen und vor immer häufiger werdenden Dürrezeiten im Speziellen gehören für viele Politiker mit Regierungsverantwortung zum Standardrepertoire bei öffentlichen Auftritten. Blicken die Bürger darauf, wie sich die Politik abseits der „Klimapolitik“ konkret auf den Klimawandel vorbereitet, können zuweilen Zweifel aufkommen, ob die Politik ihre eigenen Warnungen ernst nimmt. 

Im Fall von Brandenburg etwa drängt sich mit jeder Waldbrandsaison die Frage auf, ob die Landesregierung wirklich begriffen hat, wie groß die Probleme im Land sind. Bereits 1993 hatte die EU-Kommission Brandenburg als Waldbrand-Risikogebiet mit hoher Gefahr eingestuft. „Die Waldbrandgefahr in Brandenburg ist vergleichbar mit der in Südeuropa“, sagt auch Philipp Haase, der stellvertretende Waldbrandschutzbeauftragte des Landes. Brandenburg hat mit einem Anteil von knapp 35 Prozent der Landesfläche tatsächlich sehr viel Wald. Dieser besteht obendrein zum Großteil aus Kiefernbeständen. 

Rauchschwaden bis nach Dresden

Zusammen mit den geringen Niederschlägen ergibt dies das Resultat, dass sich im Schnitt jeder dritte Waldbrand in Deutschland in Brandenburg ereignet. Erst im Juni ist es im Landkreis Potsdam-Mittelmark wieder zu zwei großen Bränden gekommen. Rund um Beelitz brannten rund 200 Hektar Wald ab. Dies entspricht der Fläche von 280 Fußballfeldern. Genauso großflächig war ein Brand in der Gegend um die Kleinstadt Treuenbrietzen.

In diesem Jahr waren die Rauchschwaden beider Waldbrände in Potsdam-Mittelmark so dicht, dass der Brandgeruch nach Angaben der Feuerwehr sogar noch im gut 100 Kilometer weiter südlich liegenden Dresden wahrzunehmen war. Wie bei den anderen Bränden, die in den märkischen Kiefernwäldern so häufig wüten, wurde auch in Beelitz und Treuenbrietzen die Brandbekämpfung von Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehren gestemmt. Im Einsatz waren zudem wieder das Technische Hilfswerk und Bundeswehrsoldaten. Die Bundeswehr half erneut mit Löschhubschraubern aus.

Offen ist, wie lange sich die Potsdamer Landesregierung noch darauf verlassen kann, dass sich genügend Brandenburger finden, die bereit sind, ihre Freizeit zu opfern, um sich ehrenamtlich in den Feuerwehren zu engagieren: Noch zur Jahrtausendwende waren rund 50.000 Märker bei den Freiwilligen Feuerwehren aktiv. Inzwischen ist die Zahl auf etwa 36.000 abgesunken. Diese ehrenamtlich aktiven Bürger sind für das Land bislang noch immer ein sehr kostengünstiges Reservoire an Kräften, das nicht nur bei den hunderten Waldbränden zum Einsatz kommt, sondern auch bei der Unfallrettung und dem Katastrophenschutz. 

Schon seit einiger Zeit werden Stimmen laut, die zusätzlich die Schaffung eines landesweiten Netzes von Stützpunktfeuerwehren mit hauptamtlichen Feuerwehrleuten fordern. Bislang existieren nur in den vier größten Städten der Mark Berufsfeuerwehren. Erstaunlicherweise verfügt das waldbrandgeplagte Brandenburg noch immer nicht über Löschflugzeuge, wie sie etwa seit Jahrzehnten in Südeuropa zur Brandbekämpfung eingesetzt werden. Jahrelang hat sogar die Chance bestanden, im Süden Brandenburgs auf dem ehemaligen Militärflughafen Welzow ein europäisches Katastrophenschutzzentrum einzurichten. 

Kein einziges Löschflugzeug mehr

Teil dieses Zentrums wäre eine ganze Staffel von Löschflugzeugen gewesen, finanziert mit EU-Geldern. Realität ist in Brandenburg stattdessen, dass die Freiwilligen Feuerwehren im Zuge der Amtshilfe regelmäßig von Hubschraubern der Bundeswehr unterstützt werden müssen. Erstaunlicherweise glauben offenbar auch der Bund und alle anderen Bundesländer, trotz immer häufiger werdender Dürreperioden auf Löschflugzeuge verzichten zu können. 

Gegenüber der PAZ kommentierte Lars Schieske, der Katastrophenschutzexperte der AfD-Landtagsfraktion, die bislang ablehnende Haltung der brandenburgischen Landesregierung zu Löschflugzeugen: „Der Innenminister hat bisher aus nicht nachvollziehbaren Gründen gegen eine Löschflugzeugstaffel argumentiert und ausschließlich auf Löschhubschrauber gesetzt, dabei besitzt Brandenburg noch nicht einmal welche.“ Tatsächlich ist generell die Zahl der Hubschrauber, über die das Land verfügt, sehr überschaubar: Es existieren lediglich zwei Polizeihelikopter. 

Eine relativ kostengünstige Lösung könnten kleine Löschflugzeuge wie die polnischen PZL M-18 „Dromader“ sein. Der Agrarflieger lässt sich auf Feldflugplätzen schnell betanken und kann immerhin 2200 Liter Wasser aufnehmen. Noch bis 2014 waren im brandenburgischen Kyritz einige solcher Maschinen bei einer privaten Firma im Einsatz. Nachdem das Land Brandenburg den Vertrag mit dem Unternehmen nicht mehr verlängert hatte, wurden die letzten „Dromader“ verkauft. Seitdem existieren in ganz Deutschland keine Löschflugzeuge mehr.