20.04.2024

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Folge 26-22 vom 01. Juli 2022 / Kampfpanzer „Panther“ / Rheinmetall zeigt Flagge / Für sein neuestes Produkt greift die Düsseldorfer Waffenschmiede auf einen altbekannten Namen zurück

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-22 vom 01. Juli 2022

Kampfpanzer „Panther“
Rheinmetall zeigt Flagge
Für sein neuestes Produkt greift die Düsseldorfer Waffenschmiede auf einen altbekannten Namen zurück
Manuel Ruoff

Der Kampfpanzerwagen wurde von den Briten im Ersten Weltkrieg erfunden. Die Deutschen sind in diesem Krieg bei der Entwicklung der Panzerwaffe über mehr oder weniger vielversprechende Anfänge nicht hinausgekommen.

Im Versailler Diktat wurde den Deutschen die Herstellung und der Besitz schwerer Waffen wie Flugzeuge, U-Boote und Panzer verboten. Im Rahmen der „Befreiung von den Fesseln von Versailles“, wie es damals hieß, erfolgte in der NS-Zeit eine massive Nachrüstung. Das betraf auch die Panzerwaffe. Es begann mit der Serienproduktion des Panzerkampfwagens I von 1934 bis 1937. Es folgten der von 1935 bis 1942 gebaute leichte Panzerkampfwagen II, von 1936 bis 1943 der mittlere Panzerkampfwagen III, ab 1937 der mittlere Panzerkampfwagen IV, ab 1943 der mittlere Panzerkampfwagen V, von 1942 bis 1944 der schwere Panzerkampfwagen VI und ab 1943 schließlich der Panzerkampfwagen VI Ausf. B. 

„Suggestiv wirkende Namen“ 

1944 forderte Reichspropagandaminister Joseph Goebbels die Wehrmacht auf, „suggestiv wirkende Namen“ für „besonders hochwertige“ neue Waffen vorzuschlagen, um sie „in der Heimat bekanntzumachen und ihre propagandistische Wirkung auf das feindliche und neutrale Ausland“ zu erhöhen. Dabei wurde bevorzugt auf die Bezeichnung von Tieren zurückgegriffen, deren signifikante Eigenschaften die nach dem Tier benannte Waffe entweder tatsächlich oder zumindest vorgeblich hatte. Für gepanzerte Fahrzeuge wurde insbesondere auf Raubkatzen zurückgegriffen, verbindet man mit ihnen doch Schnelligkeit, Wendigkeit und Kampfkraft. So erhielten die Panzerkampfwagen V und VI die Bezeichnungen „Panther“ und „Tiger“. Zur Unterscheidung zwischen dem ab 1942 gebauten Panzerkampfwagen VI und der ab 1943 gefertigten Ausführung B war von „Tiger I“ und „Tiger II“ oder aber – um den Fortschritt zu verdeutlichen – vom „Tiger“ und dem „Königstiger“ die Rede.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Westdeutschland wie die Sowjetische Besatzungszone demilitarisiert. Nach dem Beginn des Kalten Krieges durfte die Bundesrepublik der NATO zwar anfänglich ausschließlich freiwillige und später auch über die Wehrpflicht eingezogene Soldaten stellen, aber die Produktion schwerer Waffen blieb den Deutschen vorerst verboten. Entsprechendes Gerät mussten sie im Ausland, vor allem bei ihren Besatzern, kaufen. Aber auch das änderte sich zumindest im Westen Deutschlands irgendwann. 

1963 wurde der erste nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland entwickelte Panzer vorgestellt. Zwei Jahre später übernahm die Bundeswehr das erste serienmäßig hergestellte Exemplar. Der Kampfpanzer erhielt den Namen „Leopard“. Dieser Anschluss an die Tradition Goebbelsscher Suggestivnamen erscheint aus heutiger Sicht gewagt, versprach jedoch wirtschaftliche Vorteile. Der deutsche Panzerbau am Ende des Zweiten Weltkriegs genoss Weltruf, und die Namensgebung suggerierte, dass man nach knapp zwei Jahrzehnten der Zwangspause hieran anschloss. 

Der „Leopard“ konnte tatsächlich an die 1945 beendete Tradition anschließen. Folgerichtig beließ man es auch bei dem seit 1978 in Serie gebauten Nachfolgemodell bei dem Namen. So entstand die Bezeichnung „Leopard 2“. Und es entstand um den „Leopard“ eine ganze Raubkatzen- beziehungsweise Raubtierfamilie mit Familienmitgliedern wie den Schützenpanzern „Marder“ und „Puma“, dem Spähpanzer „Luchs“, dem Transportpanzer „Fuchs“ oder dem Flugabwehrkanonenpanzer „Gepard“. Der „Leopard“ ist trotz restriktiver Waffenexportbestimmungen der Bundesrepublik ein Exportschlager und gilt als einer der besten, wenn nicht gar als der beste Kampfpanzer der Welt. 

Frankreichs Pendant, der „Leclerc“, ist da etwas weniger erfolgreich. Obwohl der Staat in Frankreich die eigene Wehrindustrie beim Export eher fördert, als sie wie in der Bundesrepublik zum Nutzen und Frommen der ausländischen Konkurrenz zu behindern, benutzen außer Frankreichs nur noch die Streitkräfte der Vereinigten Arabischen Emirate und Jordaniens den von dem französischen Rüstungsunternehmen Nexter hergestellten Kampfpanzer. Da liegt es aus französischer Sicht nahe, am Erfolg der Deutschen partizipieren und mit den erfolgreichen Deutschen ein Nachfolgemodell für „Leopard“ und „Leclerc“ entwickeln zu wollen. Und aus bundesdeutscher Sicht liegt es nahe, aus deutsch-französischer Verbundenheit und wegen des europäischen Gedankens auf diesen französischen Wunsch einzugehen. Im deutschen Heer soll dieses Nachfolgemodell als „Leopard 3“ ab etwa 2035 den „Leopard 2“ ablösen.

Antworten auf russische Panzer

Rheinmetall beklagt nun, in dem deutsch-französischen Projekt keinen hinreichenden Einfluss ausüben zu können, und hat sich zu einer Eigenentwicklung entschieden mit einer eigenen Bezeichnung. „Panther“, so der Name, scheint Programm. 

Ungeachtet seiner „Kinderkrankheiten“, die auf seine schnelle Entwicklung unter Zeitdruck zurückzuführen sind, wird der namensgleiche Panzerkampfwagen V als der vielleicht beste mittlere Panzer des Zweiten Weltkrieges bezeichnet. Er war von MAN als Reaktion auf den sowjetischen T-34 entwickelt worden. Zumindest teilweise erfüllte er die Erwartungen. Selbst der durch die Sowjets nachgeschobenen T-34/85 mit seiner 85-Millimeter-Kanone konnte die Frontpanzerung des „Panther“ nicht durchschlagen, während letzterer jeden sowjetischen Panzer auch von vorne vernichten konnte. Dass die drückende quantitative Überlegenheit der sowjetischen Panzerwaffe letztlich entscheidend war, ändert nichts an der höheren Qualität und der besseren Bewaffnung von „Panther“ und „Tiger“. 

Analog möchte Rheinmetall auch seinen „Panther“ als qualitativ bessere Antwort auf einen russischen Panzer verstanden wissen, allerdings nicht auf den T-34, sondern auf Russlands modernsten Kampfpanzer T-14. Dass dieser im Vergleich zum „Leopard“ noch stärkere Bezug auf die Wehrmacht in der Bundesrepublik auf die Kritik von Reichsbedenkenträgern stößt, versteht sich von selbst.

(Siehe auch Seite 4.)