24.04.2024

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Folge 26-22 vom 01. Juli 2022 / Wiener Riesenrad / Die Anfänge waren sehr britisch / Seit 125 Jahren gibt es die sehenswerte Attraktion im Wiener Prater

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-22 vom 01. Juli 2022

Wiener Riesenrad
Die Anfänge waren sehr britisch
Seit 125 Jahren gibt es die sehenswerte Attraktion im Wiener Prater

Das Wiener Riesenrad ist nicht nur wegen „Der dritte Mann“ eines der bekanntesten, wenn nicht das bekannteste der Welt. Dabei ist es mit seinen nicht einmal 61 Metern Durchmesser wahrlich nicht das größte. Das 2021 gebaute Ain Dubai ist mit 250 Metern Durchmesser mehr als viermal so groß. Das Wiener ist noch nicht einmal das größte Riesenrad Europas. Das ist nämlich das 2000 errichtete London Eye mit 120 Metern.

Noch nicht einmal bei seiner Einweihung war das Wiener das größte. So gab es zu dieser Zeit bereits das Riesenrad im englischen Blackpool mit 67 und das Great Wheel in London mit 94 Metern Durchmesser. Diese beiden heute nicht mehr existierenden Riesenräder wurden von der von dem englischen Marineoffizier und Ingenieur Walter Basset hierfür gegründeten Firma „Earl’s Court Great Wheel Company Limited“ errichtet. Basset kam auf die Idee, ein vergleichbares Rad auch im Wiener Prater zu bauen. Mit seinem Landsmann und Kollegen Harry Hitchens machte er die Pläne. Der ausführende Chefkonstrukteur wurde ihr Landsmann und Kollege Hubert Cecil Booth. Letzterer wurde abgesehen von seiner maßgeblichen Beteiligung am Bau des Riesenrads durch die Erfindung und Patentierung des Staubsaugers berühmt. 

Für das Projekt gründete Basset eine eigene Aktiengesellschaft, die Vienna Gigantic Wheel Ltd. 45.000 Pfund erzielte er durch den Verkauf von Aktien, 10.000 Pfund durch die Ausgabe einer Anleihe. 1896 begannen die Bauarbeiten. 

Britsch war auch der Festakt am 25. Juni 1897. Zu den Klängen der britischen Nationalhymne und in Anwesenheit der englischen Kolonie von Wien setzte die Ehefrau des englischen Botschafters, Lady Horace Rumbold, die letzte Schraube ein. Dann wurden die damals noch 30 Wagen eingehängt. Am 3. Juli 1897 erfolgte die offizielle Eröffnung.

Wirtschaftlich erwies sich das Riesenrad als Flop. Das mag auch am teuren Ticket gelegen haben. Es kostete acht Gulden, ein Beamter verdiente 30 im Monat. 

Nicht nur, dass im Ersten Weltkrieg das Rad stillstand, 1916 wurden seine britischen Eigentümer enteignet und es selbst zum Abbruch freigegeben. Zum Glück war niemand an dem Alteisen interessiert, und so unterblieb der Abbruch, fing das Rad wieder an, sich zu drehen. 

Im Zweiten Weltkrieg wurde es 1944 schwer beschädigt. Die Stahlkonstruktion blieb jedoch bestehen. Und wie der Stephansdom, die Staatsoper und das Burgtheater wurde auch dieses Symbol Wiener Kultur und Lebensart wiederaufgebaut. 1947 erfolgte die Wiederinbetriebnahme. 

Da die Verantwortlichen sich nicht sicher waren, wie sehr die Stahlkonstruktion unter den Kriegsschäden gelitten hatte, mutete man ihr nur 15 statt der ursprünglich 30 Waggons zu. Aus Kostengründen hatten die neuen Kabinen auch nur vier statt sechs Fenster pro Seite. 

Seit 2016 ist man zu Wagen mit der ursprünglichen Fensteranordnung zurückgekehrt. Aber bei der Halbierung ihrer Anzahl von 30 auf 15 ist es geblieben.

M.R.