24.04.2024

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Folge 26-22 vom 01. Juli 2022 / Königsberg / Einzigartiges Rokoko-Portal gerettet / Der aus dem Jahr 1771 stammende, denkmalgeschützte Torbogen zierte das Löbenichtsche Hospital

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-22 vom 01. Juli 2022

Königsberg
Einzigartiges Rokoko-Portal gerettet
Der aus dem Jahr 1771 stammende, denkmalgeschützte Torbogen zierte das Löbenichtsche Hospital
Jurij Tschernyschew

Das Portal des ehemaligen Löbenichtschen Hospitals ist ein kleines, aber bemerkenswertes Bauwerk unweit des Sackheimer Tors. Es ist berühmt, weil es das einzige Rokoko-Element in der Stadt ist, das aus der Vorkriegszeit erhalten geblieben ist. Dass 1771 errichtete Portal hat Vieles  überstanden – Umzüge, Kriege und Jahre der Vernachlässigung. Aber nun soll es ein neues Leben erhalten. Wie kam es zu seiner Rettung?

 Im vergangenen Winter geriet ein Bauprojekt auf dem Gelände des ehemaligen Löbenichtschen Hospitals in der Heidemannstraße [Tscherepitchnaja ul.] ins Visier der örtlichen Behörden. An dem verlassenen Gebäude direkt hinter dem historischen Rokoko-Portal war ein Anbau aus Gassilikatblock, einem preiswerten, aber umstrittenen Baustoff, errichtet worden. Das Regionalamt für Denkmalpflege beschloss, den Abriss des nicht genehmigten Anbaus zu beantragen, änderte jedoch bald seine Meinung.

Der neue Eigentümer des zuvor baufälligen Gebäudes, Alexej Snegur, der als Bauherr für den Neubau verantwortlich war, sagte, er habe nicht gewusst, dass das Gebäude unter Denkmalschutz stehe, erklärte sich aber bereit, die Arbeiten zur Restaurierung des Rokoko-Portals durchzuführen. Der Bogen ist das älteste erhaltene Element des ehemaligen Löbenichtschen Hospitals. 

Entstehung des Hospitals

Im Jahr 1531 wurde Königsberg von einer Pestepidemie heimgesucht. Auch Herzog Albrecht erkrankte, überlebte aber wie durch ein Wunder. Aus Dankbarkeit für seine Heilung wandelte der Herzog das Marienkloster in ein Frauenhaus und das Hospital Löbenicht um. Im Jahr 1764 brannte das Krankenhausgebäude ab, und 1771 wurde es in Löbenicht neu errichtet. Aus dieser Zeit stammt auch das berühmte Rokoko-Portal. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts befand sich das Löbenichtsche Hospital an der Kreuzung Altstädtische Langgasse [Moskowskij Prospekt] und Lindenstraße [Oktjabrskaja ul.], danach riss man die Gebäude ab und baute sie im Stadtteil Sackheim wieder auf. Von dem Ensemble aus dem 18. Jahrhundert ist heute nur noch der schöne Rokoko-Torbogen erhalten, der später zu den Neubauten des Löbenichtschen Hospitals an der Heidemannstraße [Tscherepitschnaja ul.], umgesetzt worden war. 

Der neue Komplex des Krankenhauses wurde Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut und umfasste mehrere Gebäude, darunter das Hauptgebäude der städtischen Krankenstation für extrem gefährliche Infektionen, das heute nicht mehr existiert, ein 1903 errichtetes Verwaltungsgebäude sowie eine Kapelle mit neugotischen Elementen. Diese Gebäude des Krankenhauses in Löbenicht haben den Zweiten Weltkrieg relativ gut überstanden. 

In der Nachkriegszeit nutze man die Kapelle als Lager und die übrigen Gebäude als Wohngebäude. Mit Erlass der Gebietsregierung vom 23. März 2007 wurde der Gebäudekomplex zum Kulturerbe von regionaler Bedeutung erklärt. Das Portal hat der Bildhauer Maxim Garizkij in Absprache mit dem Denkmalschutz und im Auftrag Alexej Snegurs restauriert. Als die Arbeiten fertiggestellt waren, wurde eine Kapsel mit einer Nachricht an die Nachkommen in eine der Platten des Bogens eingemauert. Es ist ein Glasgefäß mit einer Botschaft darin. Sie soll die Menschen dazu auffordern, nichts zu zerstören, sondern zu bewahren, was mit viel Mühe und Arbeit geschaffen wurde. 

Heute ist das Portal fast identisch mit dem von vor 1945. Der einzige Unterschied besteht darin, dass der Adler, der früher auf dem Bogen saß, nun „auf die Erde herabgestiegen“ ist. Anhand der wenigen erhaltenen Fotos stellte ein Handwerker die Skulptur des schwarzen Adlers nach. Der neue Adler ist aus Sandstein gefertigt und mit einer speziellen Farbe beschichtet, die Gusseisen imitiert. 

Probleme mit dem Preußenadler

Dieses Symbol des preußischen Königreichs krönte den Bogen vor dem Krieg, aber der Leiter des Denkmalschutzamtes, Jewgenij Maslow, vertrat die Ansicht, dass die rekonstruierte Skulptur ein „fakultativer Wunsch des Eigentümers“ und „eher ein Museumsexponat“ sei, und dass für deren Aufstellung zusätzliche Genehmigungen erforderlich seien. Zurzeit steht der Adler im Hof des Gebäudes.