27.04.2024

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Folge 26-22 vom 01. Juli 2022 / Landeskunde / Die letzten Häuser der Moorkolonie Bismarck / Kartoffelland auf schwankendem Boden – Im Kreis Heidekrug entstand im Jahr 1835 das Dorf im Sumpfgebiet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-22 vom 01. Juli 2022

Landeskunde
Die letzten Häuser der Moorkolonie Bismarck
Kartoffelland auf schwankendem Boden – Im Kreis Heidekrug entstand im Jahr 1835 das Dorf im Sumpfgebiet

Im Gebiet des Memeldeltas gab es einst vier große Moorkolonien, Augstumal-Moor, Medszokelmoor, Berstusmoor und das Rupkalwer Moor, das seit 1874 Moorkolonie Bismarck genannt wird, zwischen Heydekrug und Ruß liegt und bereits ab dem Jahr 1835 besiedelt wurde.

Zuhause für Knechte und Instleute 

Nachdem die neue Chaussee Heydekrug–Ruß gebaut worden war (am 1. Januar 1872 fertiggestellt), wurden die Einzelhöfe durch Waldwege mit dieser Chaussee verbunden. Die so entstandenen Straßen erhielten Namen wie beispielsweise Bismarckstraße, Wiesenstraße und Krummhaarstraße. An diesen Wegen bekamen weitere Neusiedler Grundstücke zugeteilt und somit haben sich mitten im Moor die Landlosen, die Instleute und Losmänner, die Knechte aus kinderreichen Bauernfamilien eine Heimat geschaffen, eine Heimat auf schwankendem Moorboden zwar, aber doch eine Heimat mit einem kleinen Häuschen, mit Stall und einem Getreideschlag und viel Kartoffelland. So entstand der Kern des Dorfes Bismarck. 

Bereits im Jahr 1878 wurde hier die erste Schule eröffnet und im Jahr 1886 bekam der Ort bereits die zweite Schule. Im Frühjahr 1906 verursachte eine Überschwemmung in 41 Ortschaften des Kreises hohen Schaden. Besonders in Mitleidenschaft gezogen wurde die Moorkolonie Bismarck, die bis dahin jedes Hochwasser recht gut überstanden hatte. Ein schweres Hochwasser trat im Februar 1914 auf, als Königsberger Pioniere eingesetzt werden mussten, um Menschen und Vieh aus der Moorkolonie Bismarck zu retten. 

Hochwasser-Überschwemmungen gab es in den folgenden Jahren immer wieder im Frühjahr, doch blieb man in den vergangenen drei Jahren davon verschont.  Mitte Januar dieses Jahres jedoch standen die noch vorhandenen 15 Häuser/Gebäude für gut eine Woche unter Wasser. Heute leben noch zehn Familien in Bismarck, darunter seit 21 Jahren Helmut Petrick mit seiner Frau Regina. Walter Wallenschuss war der letzte gebürtige Bismarcker. Am 31. August 1931 wurde er in Bismarck geboren und lebte dort ununterbrochen bis zu seinem Tod im April 2018. Am 27. April 2018 wurde er auf dem Friedhof in Heydekrug beigesetzt. Heute, vier Jahre nach seinem Tod, sind die schon zu seinen Lebzeiten maroden Gebäude in einem noch schlimmeren und traurigeren Zustand. Das Grundstück soll mittlerweile an Litauer verkauft worden sein. U.J.