28.03.2024

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Folge 28-22 vom 15. Juli 2022 / China / Corona-Maßnahmen verstärken vorhandenen Trend / Zunehmend verlagern Unternehmen ihre Produktion aus der Volksrepublik in andere asiatische Länder

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-22 vom 15. Juli 2022

China
Corona-Maßnahmen verstärken vorhandenen Trend
Zunehmend verlagern Unternehmen ihre Produktion aus der Volksrepublik in andere asiatische Länder
Norman Hanert

Laut der „Asia Times“ haben die strikten Corona-Isolationsmaßnahmen in großen chinesischen Städten zwischen März und Mai den ohnehin schon vorhandenen Trend, dass Firmen ihre Produktion aus China in andere asiatische Länder verlagern, noch verstärkt. Allein schon von den strikten Einschlussmaßnahmen in der Metropolenregion Schanghai waren 26 Millionen Menschen betroffen. Die Behörden hatten dabei nicht nur ganze Stadtviertel hermetisch abgeriegelt, auch konnten Unternehmen nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr produzieren. Ebenfalls betroffen war der Verkehr vom und zum Containerhafen von Shanghai, weltweit der größte seiner Art.

Bereits im Frühjahr prognostizierte Bettina Schön-Behanzin von der Europäischen Handelskammer in Shanghai einen Exodus von Ausländern, die Shanghai und andere Städte in China verlassen, und warf die Frage auf, wie unter den strikten Corona-Maßnahmen Unternehmen weiter existieren können und inwieweit Investitionen in China künftig noch möglich sind. Ein Mangel an passenden Jobs führt laut der „Asia Times“ dazu, dass immer mehr Hochschulabsolventen bereit scheinen, nach dem Studium zunächst einmal zum Mindestlohn als Fabrikarbeiter anzufangen.

Vietnam profitiert seit Langem

In den offiziellen Statistiken Pekings spiegelt sich diese Entwicklung zwar noch nicht wider. Allerdings äußern ausländische Experten regelmäßig Zweifel an der Aussagekraft der Daten, die in China von staatlichen Stellen kommen.

Zwar haben in den vergangenen zehn Jahren bereits Firmen arbeitsintensiver Branchen, etwa Textilproduzenten oder auch Möbelhersteller, Standorte in China aufgegeben, um nach Bangladesch oder Indonesien zu gehen. Bei der aktuellen Abwanderungswelle sind es nun allerdings Produzenten hochwertigerer Produkte, etwa Hersteller von Smartphones, die China als Produktionsstandort den Rücken kehren. 

Großer Gewinner der China-Ernüchterung war bislang Vietnam. Bereits zwischen 2013 und 2015 haben japanische Druckerhersteller wie Fuji Xerox, Kyocera und Canon Produktionslinien nach Vietnam verlagert, um steigenden Kosten in China zu entgehen. Auch Samsung zog ab 2014 für drei Milliarden US-Dollar eine Mobiltelefon-Fabrik in Vietnam hoch und gab dafür Produktionslinien in China auf.

Indien darf hoffen

Auch Indiens Regierung unter Premier Narendra Modi kann sich Hoffnungen machen, von der Verlagerungswelle aus China zu profitieren. Die Führung versucht ohnehin, Indien zu einem technologischen Fertigungsstandort in Konkurrenz zu China aufzubauen. Die Coronakrise hat diesen Trend noch verstärkt, weil Lieferschwierigkeiten in Schlüsselbranchen gezeigt haben, wie stark Indien insbesondere von Importen aus China abhängig ist. Dem Wunsch, sich von Importen unabhängiger zu machen, steht jedoch die Sorge vor einer zunehmenden Macht chinesischer Unternehmen in Indien gegenüber.