25.04.2024

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Folge 28-22 vom 15. Juli 2022 / Memel / Kultur aus und in Memel / Großer Beifall für die Chöre beim Deutschlandtreffen und die Inszenierung von Ulla Lachauers „Paradiesstraße“

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-22 vom 15. Juli 2022

Memel
Kultur aus und in Memel
Großer Beifall für die Chöre beim Deutschlandtreffen und die Inszenierung von Ulla Lachauers „Paradiesstraße“
Hans-Jürgen Müller

Viele Besucher des diesjährigen Ostpreußentreffens staunten nicht schlecht, als sie am Nachmittag gleich zwei Gesangsgruppen aus dem Memelland erleben konnten. Aus Heydekrug trat der Chor unter der Leitung von Walter Matulis auf und aus Memel reisten der bekannte Schulchor des Hermann-Sudermann-Gymnasiums an, der für den Verein der Deutschen in Klaipėda/Memel auftrat und den die Besucher mit „standing ovations“ feierten. Besonders das Lied „Über Sieben Brücken“ begeisterte die Ostpreußen.

Memelländer in Wolfsburg

Neben den zahlreichen ostpreußischen Kreisgemeinschaften befand sich als perfekte Ergänzung zu den memelländischen Musikgruppen ein großer Stand des Vereins der Deutschen in Klaipėda/Memel, der schnell von den Besuchern umlagert wurde. Die große Delegation aus Memel wurde angeführt vom neuen Vorsitzenden Arnold Piklaps, der mit weiteren neu gewählten Vorständen, aber auch mit Mitgliedern des Vereins anreiste. Selbst die Ehrenvorsitzende Magdalena Piklaps ließ es sich nicht nehmen, den langen Weg nach Wolfsburg auf sich zu nehmen.

Der Verein der Deutschen präsentierte eine siebenteilige Ausstellung über seine zahlreichen Aktivitäten der letzten 30 Jahre. Vor allem aber fand das Wirken des Vereins für den Wiederaufbau der Johanniskirche in Memel große Beachtung. Mit einem eigenen Plakat und einem informativen Faltblatt wurden die Besucher zur Unterstützung dieses Projektes eingeladen. Immerhin kamen innerhalb weniger Stunden 782 Euro zusammen, einige wollten ihren Unterstützungsbeitrag per Überweisung dem Förderverein zukommen lassen. Der interessierte Besucher fand auch eine breite Auswahl von Büchern, Broschüren und Flyern, zum Beispiel über den berühmten Dichter Simon Dach, nach dem das Vereinshaus des Vereins der Deutschen benannt ist. Beachtung fand auch ein neues 

T-Shirt des Vereins anlässlich des 770. Geburtstages der Stadt mit dem Aufdruck „1252 Memel/Klaipėda“. Reiselustige fanden auch Informationen über das heutige Memel.

Besonders große Freude löste der überraschende Besuch des litauischen Botschafters in Deutschlands aus: Ramunas Misiulis. Dieser zeigte sich besonders interessiert am großen Engagement des Vereins der Deutschen in Klaipėda/Memel für den Wiederaufbau der St. Johanniskirche. Der litauische Botschafter wurde begleitet von der Spitze der Landsmannschaft: Stephan Grigat und Hans-Joerg Froese, die sich auch für die Vereinsarbeit interessierten.

Deutsche Kulturtage in Memel

Im Rahmen der traditionellen Deutschen Kulturtage in Memel veranstaltet vom Verein der Deutschen in Klaipėda/Memel, fand am 17. Juni im Simon-Dach-Haus eine besonders interessante literarische Veranstaltung statt: Ulla Lachauer stellte die Neuübersetzung ihres Buches „Paradiesstraße“ ins Litauische vor: „Rojaus Kelias“. Die deutsche Ausgabe dieses bekannten Kultbuches mit einem neuen Nachwort von 2007 erschien schon 2017 als fünfte Auflage. In ihrem Buch erzählt die ostpreußische Bäuerin Lena Grigoleit ihre Lebenserinnerungen. Die deutsch-litauische Buchvorstellung faszinierte das Publikum in besonderer Weise, da sich die Autorin darauf beschränkte, nur wenige Passagen in deutscher Sprache vorzutragen und es den Schauspielern des Volkstheaters ARTYN (Leiterin Marta Wendland) überließ, einzelne Szenen in litauischer Sprache vorzuspielen. Das Publikum zeigte sich begeistert von der einfühlsamen Inszenierung in litauischer Sprache, die teilweise auch musikalisch begleitet wurde. Die litauische Ausgabe der ausgesprochen gut besuchten Veranstaltung wurde zusätzlich präsentiert durch die engagierte Asta Drungiliene, Redakteurin und Geschäftsführerin des Tabula Nova Verlages. Selbst der Enkel der verstorbenen ostpreußischen Bäuerin Lena, Mindaugas aus Bittehnen [Bitenai] erschien persönlich zu dieser Veranstaltung, die von Rasa Miuller, Kulturmanagerin des Vereins, wieder souverän moderiert wurde. Fragen an die Autorin und an den Enkel Mindaugas rundeten den Abend ab. Unter den interessierten Gästen befand sich auch der deutsche Honorarkonsul Arunas Baublys und die Journalistin Sonya Winterberg, bekannt durch ihre Veröffentlichung „Wir sind die Wolfskinder“, die zurzeit Stadtschreiberin von Memel ist. Im Anschluss daran lud der Verein der Deutschen alle Gäste zu einem gemütlichen Beisammensein bei Kaffee und Kuchen ein.