26.04.2024

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Folge 28-22 vom 15. Juli 2022 / Ehrung Robert Luckhardts / Der Ingenieur, der aus der Tiefe kam / Ein Denkmal soll an den ersten Direktor der Gas-, Wasser- und Abwasserbetriebe der Stadt erinnern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-22 vom 15. Juli 2022

Ehrung Robert Luckhardts
Der Ingenieur, der aus der Tiefe kam
Ein Denkmal soll an den ersten Direktor der Gas-, Wasser- und Abwasserbetriebe der Stadt erinnern
Uwe Hahnkamp

Bei den schwülwarmen Tagen dieses Sommers suchen Einwohner und Touristen auch in Allenstein immer wieder Erfrischung in Form von Wasser. Dafür bieten die Wasser- und Abwasserwerke der Stadt Trinkstellen und an besonders heißen Tagen auch Wasservorhänge an. Das Unternehmen feierte in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen und ehrte seinen ersten Direktor, den Ingenieur Robert Luckhardt, mit einem Denkmal.

Heute drehen die Einwohner der Stadt Allenstein wie in den meisten Städten Europas einfach den Wasserhahn auf, wenn sie das kühle Nass benötigen. Es ist übrigens von so guter Qualität, dass man es direkt aus dem Hahn trinken kann. Sie haben darüber hinaus 17 Trinkstellen vor allem in der Innenstadt und in Kortau, aber auch eine am Hauptbahnhof zur Verfügung, die auch mit einer Schüssel für durstige Vierbeiner ausgestattet sind. An vier Stellen um die Altstadt herum werden an heißen Tagen Vorhänge aus Wasser, also im Grunde Rasensprenger, angestellt, an denen sie sich abkühlen können. Doch vor 125 Jahren sah das noch ganz anders aus.

Vom einfachen Brunnen zum modernen Kanalsystem

Noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es in der Stadt mit ihren knapp über 5000 Einwohnern lediglich Brunnen, die aus mehreren Wasserteichen gespeist wurden. Noch 1866 erkrankten wegen Fäkalien, die in die Brunnen flossen, elf Prozent der Einwohner an der Cholera, die Hälfte von ihnen starb. Mit dem Anschluss an die Eisenbahn und dem Ausbau der Kasernen vermehrte sich die Bevölkerung Allensteins rasant, aus hygienischen und Versorgungsgründen musste eine bessere Lösung gefunden werden. 

Im März 1897 legte der österreichische Ingenieur Oskar Smreker, der in Mannheim sein eigenes Unternehmen für Wasserwerks- und Kanalisationsbauten betrieb, dem Stadtrat ein Projekt vor, das als Startpunkt der Allensteiner Wasserversorgung gilt. „Danach fuhren einige hochrangige Persönlichkeiten der Stadt nach England, um sich die dortigen pneumatischen Pumpstationen anzusehen“, so Rafał Bętkowski vom Museum der Moderne des Städtischen Kulturzentrums in Allenstein, „dann entschied sich der Rat für diese Abwasserentsorgung, die relativ kostengünstig war und die es außer in Kiew im kontinentalen Europa noch nicht gab.“

Für die Wasserversorgung entstand laut Plan auch der Wasserturm auf dem St. Andreasberg, der heute das Observatorium beherbergt. Die entsprechende positive Entscheidung des Stadtrats zum gesamten Projekt fiel am 16. Dezember 1897, nach der Zustimmung der Bauaufsicht des Regierungsbezirks konnte am 6. Juli 1898 mit den Arbeiten begonnen werden, die offizielle Eröffnung des ganzen Systems fand am 1. August 1899 statt.

Einen besonderen Anteil an diesem Projekt und anderen Modernisierungen der Stadt Allenstein hatte der damalige Stadtarchitekt und Chef der städtischen Baupolizei, der Ingenieur Robert Luckhardt. Er kam aus der Tiefe des Deutschen Reichs, aus Sachsen, studierte unter anderem in Kassel Eisenbahnwesen und Hochbau, und arbeitete danach im Eisenbahnbau und bei Investitionen in Thorn, bevor er am 1. Juni 1888 seine Arbeit in Allenstein aufnahm. 

Pionier der Modernisierung Allensteins

„Zuerst war er am Bau des Gaswerks beteiligt, nach der Entstehung der Wasserversorgung war er lange Jahre erster Direktor der Gas-, Wasser- und Abwasserbetriebe der Stadt“, beschreibt Bętkowski die Laufbahn von Luckhardt. Ab dem Jahr 1906 wirkte er folgerichtig auch beim Bau des Elektrizitätswerks und der Straßenbahn mit. Neben der Verwaltung arbeitete er auch praktisch an Modifikationen von Ausrüstung. „Auf seinem Schreibtisch stand ein Gerät, das Luftdruckschwankungen in den Leitungen anzeigte, so dass er schnell auf Störungen reagieren konnte“, schildert Bętkowski.

Ingenieur Luckhardt ehrten die Wasser- und Abwasserwerke Allensteins aus Anlass ihres 125-jährigen Bestehens in diesem Jahr mit einem Denkmal an der Einfahrt zum Betriebshof im Stadtteil Jakobsberg. Es ist die Figur eines Mannes mit Helm, der aus einem Kanal ans Tageslicht emporsteigt. Sie zeigt aber nicht Luckhardt, von dem keine Fotografie erhalten ist. Sie steht, wie es der jetzige Direktor Wiesław Pancer formulierte, „symbolisch als Erinnerung an jeden Mitarbeiter der Wasserwerke aus der 125-jährigen Geschichte der Firma. Jeder soll sich in dieser Gestalt wiederfinden.“ In dem Ingenieur aus der Tiefe.