25.04.2024

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Folge 28-22 vom 15. Juli 2022 / Für Sie gelesen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-22 vom 15. Juli 2022

Für Sie gelesen

Wütende Abrechnung

Satire sollte nicht nur bissig, sondern auch möglichst witzig sein. Auf „Das Virus Demokratie?“ von Mathias Richling trifft aber lediglich das Erstere zu. Der unter anderem aus dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen bekannte Kabarettist und Parodist legt mit diesem Buch eine sichtlich wütende Abrechnung mit der oftmals bizarr-ineffektiven bundesdeutschen Corona-Politik vor, in deren Verlauf er den Finger in zahlreiche Wunden legt. 

Zu lachen gibt es dabei – wie angesichts der Sachlage auch nicht anders zu erwarten – aber leider sehr wenig. Die Folgen der Lockdowns, Schulschließungen und Existenzvernichtungen bieten ebenso wenig Anlass zur Heiterkeit wie die Sterbefälle während der Pandemie oder infolge der nebenwirkungsträchtigen Impfungen. Wobei Richling den letzteren Themenkomplex komplett ignoriert.

Der Autor setzt als Stilmittel gerne fiktive Reden oder erfundene Interviews ein, in denen er zahlreichen Politikern von Karl Lauterbach über Saskia Esken und Markus Söder bis hin zu Ursula von der Leyen entlarvende Aussagen in den Mund legt. Diese wurden so in der Realität niemals getätigt, allerdings zeigt das konkludente Handeln der jeweils Parodierten, dass Richling mit seinen Unterstellungen durchaus auf der richtigen Spur ist. Beispielsweise, wenn er den Gesundheitsminister und „Talkshow-Darsteller“ Karl Lauterbach schwa-dronieren lässt: „Wir sind mit Corona im Krieg. Es gilt also Kriegsrecht. Das hat mit Grundrechten nichts zu tun.“

Aber wie gesagt: Dies ist zwar scharf beobachtet und bietet Anlass zum Nachdenken, jedoch nicht zum Lachen. Eher packt den Leser das Grauen, wenn er Richlings – in der Sache absolut treffende – Zuspitzungen liest. Genauso bedrückend ist, was der Kabarettist über die „Obrigkeitshörigkeit“ und den „Untertanengeist“ seiner Landsleute schreibt.

Plädoyer für Querdenker

Ansonsten vertritt der Autor den Standpunkt, dass es auch Querdenker geben müsse. Ja mehr noch: „Als Satiriker hat man immer zu sympathisieren mit Querdenkern, wenn man nicht schon selbst querdenkt.“ Gleichzeitig bemüht er sich aber durchgängig um eine ängstliche Abgrenzung gegenüber all jenen unter den Querdenkern, welche in irgendeiner Form als „Rechts“ oder Schlimmeres abgestempelt werden. So stichelt Richling ebenso beflissen wie monoton gegen die Partei AfD, sofern er sich nicht gleichermaßen politisch korrekt an dem ehemaligen US-Präsidenten Trump abarbeitet.

Alles in allem ist „Das Virus Demokratie?“ also weder Fisch noch Fleisch. Für Satire kommt das Buch zu dröge beziehungsweise zu wenig unterhaltsam daher und als Streitschrift gegen die Corona-Politik der Regierenden in Deutschland wird es von zahlreichen anderen, wesentlich differenzierteren und faktenreicheren Publikationen übertroffen.

Wolfgang Kaufmann

Mathias Richling: „Das Virus Demokratie? Eine Abschätzung“, Westend Verlag, Frankfurt/Main 2021, broschiert, 249 Seiten, 20 Euro