23.04.2024

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Folge 29-22 vom 22. Juli 2022 / Symbolik / Der Regenbogen steht nicht nur für die queere „Gemeinschaft“ / Biblische Bezüge, Bauernkrieg, Umwelt- und Friedensaktivismus – Die Geschichte der bunten Flagge ist lang

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-22 vom 22. Juli 2022

Symbolik
Der Regenbogen steht nicht nur für die queere „Gemeinschaft“
Biblische Bezüge, Bauernkrieg, Umwelt- und Friedensaktivismus – Die Geschichte der bunten Flagge ist lang
Erik Lommatzsch

Derzeit kann man sich mitunter kaum des Eindrucks erwehren, die am meisten sichtbare Flagge sei die Regenbogenflagge. Verstanden wird sie als Symbol der „Gemeinschaft“, die modisch als queer oder mit Abkürzungen wie LGBT bezeichnet wird. Inzwischen gelten persönliche und sexuelle Vorlieben als Politikum. 

Besser gesagt, eine interessierte politische Seite macht sich die Dinge zunutze. Es gibt genug Angehörige der entsprechenden Minderheiten, die sich nicht als Teil dieser „Gemeinschaft“ verstehen und sich schon gar nicht vor den Karren einer linken Gesellschaftstransformation spannen lassen wollen. Das hindert die Regierenden nicht daran, der Regenbogenflagge immer mehr Prominenz zu verschaffen. So hat sich das Präsidium des deutschen Bundestages nun darauf geeinigt, die bunte Fahne zwei Mal jährlich am Reichstagsgebäude zu hissen – anlässlich des „Internationalen Tages gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie“ am 17. Mai sowie anlässlich des Berliner „Christopher Street Day“, der zeitlich variabel im Sommer begangen wird.

Die gegenwärtige penetrante Präsentation der Regenbogenfahne beziehungsweise -symbolik als Zeichen der queeren „Gemeinschaft“ lässt andere Bezüge oft vergessen. So spielt der Regenbogen im Alten Testament eine maßgebliche Rolle, zum Ende der Sintflut, zur Bekräftigung der Versöhnung Gottes mit den Menschen. Im ersten Buch Mose sind die an Noah gerichteten Worte nachzulesen: „Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde.“ Eine Vielzahl künstlerischer oder anderweitig illustrativer Darstellungen zeugt, bis in unsere Tage, von einem diesbezüglichen Gebrauch der Regenbogensymbolik. 

Heutiger Entwurf stammt von 1978

An die biblische Bedeutung anknüpfend wurde von der sogenannten Bundschuhbewegung und im nachfolgenden deutschen Bauernkrieg – zum Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts – von den Aufständischen die Regenbogenfahne geführt. Als Bestandteil seiner „Friedensflagge“ nahm der amerikanische Pfarrer James William von Kirk 1913 die Regenbogenstreifen auf, der „Weltfriedenskongress“ übernahm die – noch weitere Elemente enthaltende – Fahne. Für die kurzlebige, 1918 entstandene „Demokratische Republik Armenien“ konnte sich ein Regenbogenflaggenentwurf nicht durchsetzen, während der im russischen Föderationskreis Ferner Osten gelegene Jüdische Autonome Oblast eine weiße Fahne führt, über die die Streifen des Regenbogens verlaufen.

Die Gruppierung „Greenpeace“, die sich als Umweltschutzorganisation versteht, gebraucht die Regenbogensymbolik ebenfalls ausgiebig. Die internationale Friedensbewegung machte die seit 1961 in Italien in diesem Zusammenhang etablierte Regenbogenflagge zu ihrem Zeichen – über den bunten Linien ist in weißer Schrift „Pace“ zu lesen, das italienische Wort für Frieden.

Die heute verwendete Fahne der queeren „Gemeinschaft“ geht auf einen – standardisierten – Entwurf des amerikanischen Aktivisten Gilbert Baker von 1978 zurück. Im Unterschied zu anderen Regenbogenflaggen besteht sie nur aus sechs Farbstreifen, beginnend oben mit Rot, abschließend unten mit Violett.