19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 30-22 vom 29. Juli 2022 / Kolumne / Die Sorgen der Anderen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-22 vom 29. Juli 2022

Kolumne
Die Sorgen der Anderen
Theo Maass

Freibäder sind ein sozialer Ort. Manche Zeitgenossen gehen dort nur hin, um sich über die neuesten „Wichtigkeiten“ auszutauschen. Das Sommerbad Berlin-Wilmersdorf wird gerade umgebaut, nur das Kinderbecken ist zugänglich. Unfreiwillig hört man dann mit, was zum Besten gegeben wird. 

„Wuchtbrumme“ ist 70 Jahre alt, pensionierte Lehrerin. Sie hat mit Ende 40 solange krankgefeiert, bis der Dienstherr sie frühpensionierte. Sie ist das, was man eine „Betriebsnudel“ nennen könnte, sie winkt jedem zu und hat ein Mitteilungsbedürfnis, dem sich kaum jemand entziehen kann. Als die Wohnungen noch billig waren, hat sie mit ihrem Geld lieber Weltreisen gemacht und jammert jetzt über steigende Mieten. Die Heizkosten machen ihr auch Sorgen, aber Gott sei Dank haben wir in Deutschland ja so einen weitsichtigen Experten wie Robert Habeck, der schon für das Nötige sorgt. 

Ihre beste Freundin ist „Stressbacke“. Sie steht beim Finanzamt als Betriebsprüferin noch im aktiven Berufsleben. Gerade die mittelständischen Gewerbetreibenden seien gefährliche Betrüger, denen sie „das Handwerk legt“. Manch einer musste wegen ihrer Aktivitäten schon „seinen Laden dicht“ machen, berichtet sie stolz. Anders als „Wuchtbrumme“ wählt sie FDP, weil die Schmarotzer in diesem Land nicht gewinnen dürften. 

Ein älterer Herr mit Wohlstandsbauch und Goldkette ist empört über Corona und die damit einhergehenden Einschränkungen. Drei Kreuzfahrten absolvierte er früher jährlich. Bei seiner letzten seien die Passagiere täglich dreimal getestet worden, und „Positive“ habe man bis zum Ende der Reise in der Kabine eingesperrt. Sorgen über steigende Preise macht er sich nicht. Mit der Verkehrspolitik der rot-grün-roten Berliner Regierung ist er gar nicht unzufrieden. Er hofft darauf, dass es künftig weniger Autos gibt und er mit seinem BMW-SUV weniger im Stau steht.