27.04.2024

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Folge 30-22 vom 29. Juli 2022 / Kommentare / Wozu noch Familie?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-22 vom 29. Juli 2022

Kommentare
Wozu noch Familie?
René Nehring

Was ist das Problem an den von der Ampelregierung geplanten Änderungen des Familienrechts (siehe Seite 3)? Was spricht dagegen, dass auch Homo- und Transsexuelle das Recht bekommen, Familien zu gründen und dabei auch ihre Kinderwünsche zu verwirklichen? Hat Justizminister Buschmann nicht Recht, wenn er sagt, dass mit den Reformen „niemandem etwas genommen werde“?   

So kann man das zweifellos sehen. Doch verkennt eine derartige Argumentation, dass es bei der Stellung der Familie nicht um Gleichberechtigungsfragen geht und auch nicht um die Verteidigung der tradierten Lebensmodelle hetero-sexueller Paare (ohnehin ist gleich-geschlechtliche Liebe heute gesellschaftlich weitestgehend akzeptiert). 

Vielmehr geht es bei allen Debatten rund um die Familie um jenen Ort, an dem seit alters her auf natürliche Weise die Reproduktion einer Gesellschaft und damit die Sicherung ihres natürlichen Fortbestandes erfolgt. Allein aus diesem Grunde steht die Institution Familie „unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung“, wie es in Artikel 6 des Grundgesetzes heißt. 

Ein weiteres Motiv sind die in der Familie entstehenden sozialen Bindungen. Egal, ob die Menschen in ihnen glücklich oder unglücklich sind – entkommen können sie ihrer Familie nicht. Damit schafft die Familie im Kleinen einen Zusammenhalt, ohne den eine Gesellschaft im Großen nicht funktionieren könnte. Deshalb sind die Regierungspläne zur Abkehr vom natürlichen Abstammungsprinzip hin zu einer „rechtlichen Eltern-Kind-Zuordnung“ sowie zur „Erweiterung“ der traditionellen Familie hin zu einer „Verantwortungsgemeinschaft“ keine Lappalie, die lediglich ein paar Minderheiten zu ihrem Recht verhilft. 

Kommt es zur Umsetzung dieser Pläne, wird aus einer Institution faktisch unauflöslicher Bindungen eine Ansammlung von vertraglichen Übereinkünften, die man je nach Belieben schließen und wieder auflösen kann. „Familie für alle“ bedeutet kein „Mehr“ an Familie, sondern das Ende der Familie – und der Gesellschaft, wie wir sie kennen.