20.04.2024

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Folge 30-22 vom 29. Juli 2022 / Erdgeschichte / Sind wir alle Außerirdische? / Dass das Leben auf der Erde aus dem All kam, war lange nur eine These – Jetzt machten Wissenschaftler erstaunliche Entdeckungen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-22 vom 29. Juli 2022

Erdgeschichte
Sind wir alle Außerirdische?
Dass das Leben auf der Erde aus dem All kam, war lange nur eine These – Jetzt machten Wissenschaftler erstaunliche Entdeckungen
Wolfgang Kaufmann

Vor knapp vier Milliarden Jahren war die Erde ein extrem unwirtlicher Ort: Vulkane schleuderten giftige Gase in die noch recht dünne Atmosphäre, während permanent kosmische Bomben wie Asteroiden, Kometen und Meteoriten einschlugen. Und dennoch entstand in jener Zeit das Leben auf unserem Planeten. Bis heute ist ungeklärt, wodurch dieser Prozess ausgelöst wurde. Lieferten vielleicht gar die Geschosse aus dem All die nötigen Grundbausteine?

Jegliches Leben auf der Erde basiert auf Desoxyribonukleinsäure (DNA) und Ribonukleinsäure (RNA). Die DNA trägt die Erbinformation, während die RNA vor allem für die Neubildung von Proteinen in Zellen verantwortlich ist. Und die Existenz von DNA und RNA wiederum basiert zwingend auf dem Vorhandensein der fünf Nukleobasen Guanin, Adenin, Uracil, Cytosin und Thymin: Ohne diese organischen Verbindungen kann es kein irdisches Leben geben. Daher wäre deren Nachweis in Material, das nicht von der Erde stammt, das solideste Indiz für die Richtigkeit der These von der kosmischen Herkunft des hiesigen Lebens.

Dabei gelang der Wissenschaft nun ein entscheidender Schritt nach vorn, wie zwei Fachartikel vom Februar beziehungsweise April dieses Jahres zeigen. Der erste erschien in der Zeitschrift „Nature Astronomy“ und stammt von fünf Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Astronomie in Jena beziehungsweise Heidelberg um Serge Krasnokutski. In dem Beitrag „Ein Weg zu Peptiden im Weltraum durch die Kondensation von atomarem Kohlenstoff“ werden Laborexperimente beschrieben, in deren Verlauf sich zeigte, dass komplexe Moleküle sehr wohl auch unter kosmischen Bedingungen entstehen können – und zwar sogar „bei niedrigen Temperaturen, ohne Bestrahlung oder das Vorhandensein von Wasser“. Allerdings fanden die Forscher keinen Beleg dafür, dass das für alle der fünf eingangs genannten Nukleobasen gilt: Im Falle von Cytosin und Thymin misslang der entsprechende Nachweis.

Diese Lücke schlossen nun aber die japanischen Biochemiker Yasuhiro Oba, Yoshinori Takano, Yoshihiro Furukawa, Toshiki Koga und Hiroshi Naraoka im Verein mit Daniel Glavin und Jason Dworkin von der US-Weltraumbehörde NASA. Das beweist ihr Artikel über die „Identifizierung einer großen Vielfalt extraterrestrischer Purin- und Pyrimidin-Nukleobasen in kohlenstoffhaltigen Meteoriten“ im Fachblatt „Nature Communications“. 

Wie die Wissenschaftler schreiben, analysierten sie unter anderem die Meteoriten Murchinson, Murray und Tagish Lake, welche zwischen September 1950 und Januar 2000 in Nordamerika und Australien niedergegangen sind. Dabei konnten sie in den sogenannten kohligen Chondriten aus den Tiefen des Alls sowohl Guanin, Adenin und Uracil als auch Cytosin und Thymin nachweisen – was zugleich noch insofern bemerkenswert ist, als der Murchinson-Meteorit Sternenstaub aus Bereichen außerhalb unseres Sonnensystems enthält, dessen Alter sieben Milliarden Jahre betragen soll. Somit kann nun nicht mehr ausgeschlossen werden, dass wir tatsächlich alle Außerirdische sind.