19.04.2024

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Folge 30-22 vom 29. Juli 2022 / Burg Tapiau / Der Burgkomplex soll für Touristen offenbleiben / Möglich viel Historisches bewahren – Ein Moskauer Investor erhielt die behördliche Genehmigung für sein Nutzungskonzept

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-22 vom 29. Juli 2022

Burg Tapiau
Der Burgkomplex soll für Touristen offenbleiben
Möglich viel Historisches bewahren – Ein Moskauer Investor erhielt die behördliche Genehmigung für sein Nutzungskonzept
Jurij Tschernyschew

Das nördliche Ostpreußen verfügt über zahlreiche historische Stätten mit einer jahrhundertealten Geschichte. Eine davon liegt 40 Kilometer von Königsberg entfernt gibt es einen Ort, der von großem historischen Wert ist – die Burg Tapiau. Dabei handelt es sich um die älteste noch erhaltene Backsteinburg der Region. Obwohl von ihrer ursprünglichen Größe und ihrem eher schlichten Aussehen wenig übrig geblieben ist, stellt es ein einzigartiges historisches Gebäude mit einer reichen Geschichte dar. Nicht umsonst steht die Burg auf der Liste des Denkmalschutzes.

Die Steinburg wurde am Zusammenfluss der Flüsse Pregel und Deime errichtet. Dieser Ort wurde Tapiom genannt, auf Preußisch „warmes Feld“. Bevor der Deutsche Orden das Gebiet eroberte, stand dort die prußische Festung Sugurbi. Von 1280 bis 1301 war sie das Zentrum des Fremdenverkehrs. Zwischen 1347 und 1359 wurde eine steinerne Burg mit vier Flügeln errichtet. Vor der Burg befand sich ein Vorplatz mit einer Vielzahl von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden. Am gegenüberliegenden Ufer der Deime wurde eine Siedlung gegründet, aus der später die Stadt Tapiau hervorging.

Die noch erhaltenen Burggebäude wurden bereits 1351 errichtet. Als der Deutsche Orden 1457 seinen Sitz in Marienburg verlor, wurden sein Archiv und seine Bibliothek zur sicheren Aufbewahrung nach Tapiau gebracht. In der Mitte des 16. Jahrhunderts war die Burg die zeitweilige Residenz des ersten preußischen Herzogs, Albrecht von Brandenburg, sowie sein Landsitz.

Burgkomplex überstand den Zweiten Weltkrieg unbeschadet

Im Mai 1697 hielt sich die Große Gesandtschaft von Peter dem Großen in der Burg auf. Ende des 18. Jahrhunderts wurde sie in eine Armenanstalt umgewandelt und in den 1870er Jahren zu Gefängniszwecken umfassend umgebaut. In den Jahren 1901 bis 1902 wurde an der Stelle des Vorplatzes ein Komplex von Verwaltungsgebäuden aus rotem Backstein mit einem Türmchen über dem Hauptgiebel errichtet.

Der Burgkomplex überstand den Zweiten Weltkrieg fast unbeschadet und diente im April 1945 als Internierungslager und später als Strafkolonie. Die Burg wurde um neue Industrie- und Zweckbauten erweitert, und die Gebäude aus dem frühen 20. Jahrhundert wurden rekonstruiert.

Heute sind der Nordwestflügel und das Untergeschoss des Ostflügels aus dem Gebäudekomplex der Burg Tapiau aus der Ordenszeit leicht umgebaut worden. Im vergangenen Jahr wurde der Burgkomplex drastisch verändert.

Drastische Veränderung im vergangenen Jahr

Am 14. September 2021 wurde eine Vereinbarung zwischen der regionalen Abteilung des Strafvollzugsdienstes und dem Königsberger Gebietsmuseum für Geschichte und Kunst über die Übergabe der Immobilie „Tapiau Burgkomplex“ an das Museum zur kostenlosen Nutzung unterzeichnet. Die Strafkolonie ist inzwischen ausgezogen, sodass die Räumlichkeiten neu genutzt werden können. Das Ministerium für Kultur und Tourismus des Königsberger Gebiets hatte dem Museum Mittel für die Instandhaltung der Einrichtung zur Verfügung gestellt. Der Nordwestflügel beherbergt heute eine Ausstellung zur Geschichte der Burg und wird von organisierten Reisegruppen besucht. 

Kürzlich wurde eine neue Entwicklung angekündigt. Die Führungen in der Burg wurden seit dem 29. Mai wegen eines Eigentümerwechsels vorübergehend eingestellt. Wurde die Burg zunächst an das Gebietsmuseum übergeben, so ist jetzt die Immobilienagentur des Königsberger Gebiets Eigentümerin, und danach soll es an die Entwicklungsgesellschaft der Region übergeben werden. Die regionalen Behörden haben ein Entwicklungsprojekt für die mittelalterliche Burg Tapiau genehmigt, das von der Moskauer Elmont-Gruppe vorgelegt wurde. Auf dem Gelände werden ein Café, ein Museum und ein Hotel entstehen.

Die Entwicklungsgesellschaft erklärte, dass „der Investor daran interessiert ist, die einzigartige historische Stätte offen und sicher für alle zu halten, die sich für die Vergangenheit interessieren. Die Burg Tapiau wird für Touristen geöffnet bleiben“. Das Hauptkonzept für die Entwicklung des Komplexes besteht darin, so viel wie möglich an das Vorhandene anzupassen und es so wenig wie möglich zu verändern. Im ältesten Teil des Komplexes ist ein Museum geplant, und in den roten Backsteingebäuden werden ein Restaurant und ein Hotel eingerichtet.

Das Investitionsvolumen wird umgerechnet auf mehr als 36 Millionen Euro geschätzt, wovon etwa 25 Millionen Eigenmittel des Investors sind.